Nacht unter Tag
Briefe warten, die hin und her geschickt wurden. Es wird sie nicht umbringen, bis zum nächsten Montag zu warten, wenn sie es mit dem Kauf wirklich ernst meinen.‹«
»Und sind viele Angebote hereingekommen?«
Die Frau sah verdrießlich drein. »Nicht bei dem Preis. Ich glaube, er muss mindestens fünftausend runtergehen, bis jemand es sich ernsthaft überlegt. Aber wir werden sehen. Es ist ein schönes Haus, es sollte einen Käufer finden. Er hat es auch ausgeräumt, und die Zimmer sehen dadurch viel größer aus.«
Da Bels nächster Punkt auf ihrer To-do-Liste lautete, sich dort einmal umzuschauen, um zu sehen, ob es irgendwelche Hinweise auf Gabriels Aufenthaltsort gab, war diese letzte Mitteilung eine Enttäuschung. Also nahm sie eine Karte aus ihrem Organizer. Eine von denen, die ihren Namen, Handynummer und E-Mail-Adresse trugen. »Macht nichts«, meinte sie. »Könnten Sie ihn, wenn er am Montag anruft, vielleicht bitten, sich mit mir in Verbindung zu setzen? Ich kannte seinen Vater praktisch seit zwanzig Jahren. Ich würde ihn nur mal gerne treffen.« Sie reichte ihr die Karte.
Feuerrote Fingernägel nahmen sie ihr aus der Hand. »Natürlich, ich werde es ihm ausrichten. Und wenn Sie irgendwann mal in der Gegend hier etwas suchen …?« Sie wies auf die Vielfalt der Häuser im Fenster. »Wir haben eine große Auswahl. Ich sage immer, wir sind auf der nicht so schicken Seite der Autostrada, da kosten die Immobilien weniger, aber sie sind genauso schön.«
Bel ging zu ihrem Wagen zurück und wusste, sie konnte hier nichts mehr erreichen. Fünf Tage, bis Gabriel Porteous ihre Nachricht bekommen würde, und wer weiß, ob er sich dann meldete? Wenn nicht, wäre es eine Sache für einen italienischen Privatdetektiv, ihn aufzuspüren, jemand, der sich auskannte und wusste, wem man die braunen Umschläge mit Bargeld in die Hand drücken musste. Es wäre immer noch ihre Story, aber jemand anders konnte die Routinearbeit erledigen. Inzwischen musste sie nach Rotheswell, um zu sehen, ob sie einen Termin für eine Unterhaltung mit Fergus Sinclair vereinbaren konnte.
Es war an der Zeit, die Mittel zu nutzen, die Brodie Grant ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie wählte Susan Charlesons Nummer. »Hallo, Susan«, sagte sie. »Ich brauche so bald wie möglich einen Flug zurück nach Großbritannien.«
[home]
Glenrothes
D as Nervige an ungelösten Fällen war, dass man sich den Kopf an so vielen Wänden einrennen konnte, dachte Karen. Wenn es nichts gab, was man als Nächstes tun konnte. Keinen eindeutigen Zeugen, den man vernehmen konnte. Keine Proben, die für die Gerichtsmedizin zu beschaffen waren, was einem nun gerade recht gewesen wäre. In solchen Zeiten war sie auf Gedeih und Verderb ihrem Köpfchen ausgeliefert und drehte am Zauberwürfel ihres Wissens in der Hoffnung, dass ein neues Muster entstehen würde.
Sie hatte mit allen gesprochen, die ihr wahrscheinlich einen Hinweis darauf geben konnten, was mit Mick Prentice geschehen war. In einer Hinsicht hätte sich das bei der Untersuchung von Andy Kerrs Tod zu ihrem Vorteil auswirken müssen, denn sie hatte mit den Befragten im Rahmen einer Vermisstenanzeige gesprochen. Die Leute halfen der Polizei im Allgemeinen bei der Suche nach Verschollenen gern und waren ziemlich offen, es sei denn, jemand hatte etwas zu verbergen. Wenn es um Mord ging, waren sie zurückhaltender. Und ihre Angaben waren wegen Einschränkungen und Ängsten weniger ergiebig. Theoretisch wusste sie, dass sie noch einmal mit den Zeugen sprechen und neue Aussagen aufnehmen sollte. Aussagen, die ihr helfen würden, weitere Zeugen zu finden, die sich an das erinnerten, was Andy Kerr vor seinem Tod gesagt und getan hatte. Aber erfahrungsgemäß war dies jetzt, da ein ungeklärter Todesfall auf der Tagesordnung stand, Zeitverschwendung. Trotzdem hatte sie den Minzdrops und einen neuen cleveren Durchläufer auf eine neue Runde von Befragungen geschickt. Vielleicht hatten sie Glück und stießen auf etwas, das sie selbst übersehen hatte. Man konnte ja immerhin hoffen.
Sie wandte sich Cat Grants Akte zu. Auch damit konnte sie nicht weitermachen. Bis sie einen anständigen Bericht von der italienischen Polizei hatte, sah sie kaum einen Ansatzpunkt für Fortschritte. Allerdings hatte sich tatsächlich ein glücklicher Zufall ergeben. Sie hatte mit Fergus Sinclairs Eltern Kontakt aufgenommen, weil sie herauszufinden hoffte, wo ihr Sohn arbeitete, damit sie mit ihm einen Termin für eine
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