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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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an. »Ich muss mir das nicht anhören. In meinem eigenen Haus wagt sie es, den Mann zu verleumden, der dir alles gegeben hat. Was hast du uns da eingebrockt, Michelle? Was hast du getan?« Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie holte aus und schlug Misha heftig ins Gesicht.
    Karen sprang sofort auf und eilte hin. Aber nicht schnell genug. Jenny hatte den Raum verlassen, bevor irgendjemand sie aufhalten konnte. Fassungslos presste Misha eine Hand an ihre rote Wange. »Lassen Sie sie«, rief sie. »Sie haben genug Schaden angerichtet für einen Tag.« Sie schnaufte und fasste sich dann wieder. »Ich glaube, Sie sollten gehen«, erklärte sie.
    »Tut mir leid, dass die Dinge außer Kontrolle geraten sind«, entschuldigte sich Karen. »Aber das ist das Problem, wenn man die Büchse erst mal geöffnet hat. Man weiß nie, was herauskommen wird.«

[home]
Montag, 2. Juli 2007,
Glenrothes
    A CC Simon Lees starrte das Blatt Papier an, das Karen Pirie ihm vorgelegt hatte. Schon dreimal hatte er es gelesen und verstand immer noch nicht. Er wusste, dass er es sich erklären lassen musste und irgendwie dabei den Kürzeren ziehen würde. Er fand es so unfair. So früh am Montagmorgen war der heilige Friede seines Büros schon gestört. »Mir ist nicht recht klar, warum wir diese …«, er sah wieder auf das Blatt hinunter und versuchte, den Verdacht loszuwerden, dass Pirie sich einen perversen Scherz leistete, »… Dr.River Wilde dafür bezahlen, dass sie eine Studentengruppe bei einer ›forensischen Ausgrabung‹ in einer Höhle in East Wemyss anleitet.«
    »Weil es uns ungefähr ein Zehntel dessen kosten wird, was der forensische wissenschaftliche Dienst uns berechnen würde. Und ich weiß, dass Sie es gern sehen, wenn wir viel für unser Geld bekommen«, erwiderte Karen.
    Sie wusste ganz genau, dass er das nicht gemeint hatte, dachte Lees. »Ich spreche nicht von den Auswirkungen aufs Budget«, entgegnete er verdrossen. »Ich versuche nur zu verstehen, was dieser …«, er hob frustriert die Hände in die Luft, »dieser ganze Zirkus überhaupt soll.«
    »Ich dachte, ich sollte bei meinen Ermittlungen zur Entführung von Catriona Maclennan Grant alle Hebel in Bewegung setzen«, antwortete Karen freundlich.
    Machte sie sich über ihn lustig? Oder verstand sie wirklich nicht, was sie gerade gesagt hatte? »So wörtlich habe ich das nicht gemeint, Inspector. Was zum Teufel soll das bringen?« Er hielt ihr das Anforderungsformblatt entgegen.
    »Im Lauf meiner Befragungen habe ich erfahren, dass es in einer der Höhlen von Wemyss im Januar 1985 einen etwas ungewöhnlichen Einsturz der Decke gab. Ich sage ungewöhnlich, weil sich der Boden seit der Schließung der Zeche Michael 1967 gesetzt hatte und es keine anderen großen Einbrüche mehr gab.« Karen genoss die Verblüffung auf Lees’ Gesicht. »Als ich mir die Sache genauer betrachtete, fand ich heraus, dass der Einbruch am Donnerstag, den 24. Januar, entdeckt wurde.«
    »Und?« Lees schien nicht zu verstehen.
    »Das war einen Tag, nachdem Catriona ermordet worden war, Sir.«
    »Das weiß ich, Inspector. Ich kenne den Fall. Aber mir ist immer noch nicht klar, was der Einbruch einer Decke in einer unbekannten Höhle mit irgendetwas zu tun haben soll.« Er machte sich an dem Rahmen der Fotografie auf seinem Schreibtisch zu schaffen.
    »Na ja, Sir, es ist doch so.« Karen lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Bei den Einheimischen sind die Höhlen ja nicht gerade unbekannt. Jeder kennt sie. Die meisten Leute haben in ihrer Kindheit dort mindestens einmal gespielt. Nun, eines der Dinge, die wir damals nie herausgefunden haben, war, wo Catriona und Adam festgehalten wurden. Wir hatten keine Berichte von Augenzeugen, die sie mit einem bestimmten Ort in Verbindung gebracht hätten. Und ich habe nachgedacht. Zu dieser Jahreszeit sind die Höhlen ziemlich verlassen. Es ist zu kalt, als dass Kinder draußen spielen könnten, und das Tageslicht ist nie hell genug, dass zufällig Vorbeikommende versucht wären, mehr als ein paar Meter in die Höhlen einzudringen.«
    Lees ließ sich gegen seinen eigenen Willen von ihrer Schilderung beeindrucken. Sie berichtete nicht wie seine anderen Mitarbeiter. Meistens brachte sie ihn damit auf die Palme, aber manchmal, so wie heute, konnte er ihrem Erzählstil nicht widerstehen. »Sie sagen also, die Höhlen hätten als potenzielles Versteck für die Geiselnehmer dienen können? Klingt das nicht ’n bisschen nach Enid Blyton?«, entgegnete er

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