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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hände von meinen Hüften und stieg die Treppe hinab, während ich mich langsam aufrappelte. Mit einer Hand am Geländer drehte ich mich zu ihm um und lächelte ihn an.
    »Danke fürs Auffangen«, sagte ich.
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Ich komme gleich wieder.«

    »Bist du sicher, dass du mich nicht mehr brauchst?«
    »Ja. Mein nächster Sturz ist erst so gegen halb sieben geplant.«
    Elroy lachte. »Fällst du denn öfter hin?«
    »In letzter Zeit schon. Aber ich habe mir vorgenommen, in Zukunft wieder besser aufzupassen.«
    Mit diesen Worten wandte ich mich ab, hob meinen Rucksack auf und stieg ohne weitere Zwischenfälle die Treppe hinauf. Oben angekommen, setzte ich den Rucksack ab und holte meine Handtasche heraus.
    Elroy stand unten und sah mir dabei zu.
    »Geh hinaus zum Pool«, sagte ich. »Ich komme in ein paar Minuten zu dir.«
    »Bist du sicher, dass du mich nicht in deine Wohnung einladen willst?«
    »Werde jetzt bloß nicht aufdringlich, Elroy.«
    »Fragen kostet nichts.«
    »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Mit einem schiefen Lächeln auf dem Gesicht blinzelte er mich an, zeigte mit dem Finger auf mich und sagte: »Bis später.«
    Hätte Paul Newman oder John Travolta das gemacht, wäre es cool gewesen, bei Elroy wirkte es leider nur lächerlich.
    Während er sich langsam umdrehte und in Richtung Pool verschwand, holte ich meine Schlüssel aus der Handtasche, öffnete die Tür und schloss sie, als ich in der Wohnung war, von innen wieder ab.
    Den Rucksack versteckte ich in meinem Schrank hinter den an der Stange hängenden Kleidern. Nachdem ich die Bügel wieder zusammengeschoben hatte, konnte man ihn nicht einmal sehen, wenn man den Schrank öffnete.
    Mehr war nicht nötig, denn ich wollte die Sachen ja nicht vor Sherlock Holmes oder der Spurensicherung verstecken, sondern nur vor Elroy.
    Nicht, dass ich vorhatte, ihn mit in meine Wohnung zu nehmen, aber man kann nun mal nicht vorsichtig genug sein. Auch wenn Elroy auf den ersten Blick harmlos und leicht zu kontrollieren schien, war es bei Typen wie ihm nicht ausgeschlossen, dass sie von einem Augenblick auf den anderen völlig durchdrehten. Sollte er mit Gewalt hier eindringen, wollte ich den Rucksack in Sicherheit wissen.
    Und vielleicht auch für den Fall, dass ich völlig durchdrehte und ihn doch mit nach oben nahm.
    Was nicht sehr wahrscheinlich war.
    Nachdem der Rucksack sicher versteckt war, sah ich mir noch rasch meine jüngsten Verletzungen an. An Armen, Schienbeinen und Knien fand ich leichte Abschürfungen, aber das war’s auch schon –selbst die spitze Ecke von Murphys Buch hatte keine behandlungsbedürftigen Schäden hinterlassen.
    Ich beschloss, mich nicht umzuziehen und ging ins Bad, um mich ein wenig frisch zu machen, wusch mir das Gesicht, bürstete meine Haare und tupfte etwas Parfüm hinter meine Ohren.
    Weil ich meine Handtasche unten am Pool nicht brauchte, legte ich sie in eine Schublade meiner Kommode.
    Nur mit meinen Schlüsseln in der Hand trat ich aus der Tür.
    Während ich absperrte, winkte Elroy, der unten am Pool in einem Liegestuhl lag, zu mir herauf. Ich winkte zurück und stieg die Treppe hinab, was mir sogar ohne Sturz gelang.
    Als ich zu Elroy ging, stand er auf.
    »Ist es okay für dich, wenn ich die Happy Hour einläute?«, fragte ich.
    »Na sicher.«
    »Dann lass uns mal sehen, was wir so alles zum Trinken haben.
    Und danach lege ich uns zwei schöne, dicke Steaks auf den Grill.«
    Weil alle Türen zur Terrasse von innen versperrt waren, führte ich Elroy um das Haus herum zur Eingangstür. Auf dem Weg hielt ich Ausschau nach irgendwelchen Dingen, aus denen man auf Tonys Anwesenheit hätte schließen können, fand aber keine.
    Ich schloss die Haustür auf und trat, gefolgt von Elroy, ein.

    Drinnen war es heiß und stickig.
    Und sehr still.
    Weil ich die Vorhänge nicht aufgezogen hatte, herrschte überall ein stumpfes, gelbliches Licht.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte ich zu Elroy. »Ich schalte nur rasch die Klimaanlage ein.«
    Als machte es ihn nervös, allein mit mir in einem leeren Haus zu sein, trat Elroy von einem Fuß auf den anderen, während ich den Flur entlangeilte und den Schalter der Klimaanlage umlegte.
    Sofort ging das Gebläse an.
    Das Geräusch war eine Wohltat. Ich mochte die unheimliche Stille nicht.
    »Wird gleich kühler«, sagte ich, als ich wieder bei Elroy war.
    »Bist du wirklich sicher, dass wir hier sein dürfen?«
    »Natürlich. Sonst hätten mir meine Freunde ja wohl

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