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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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jetzt die Soße. Aber ich musste zugeben, dass es sich nicht schlecht anfühlte. Besonders, als er jeden meiner Finger einzeln tief in den Mund nahm. Unter anderen Umständen – wenn es zum Beispiel Murphy getan hätte – wäre ich davon vermutlich ziemlich scharf geworden. Mit Steve jedoch fühlte ich mich nicht entspannt genug, um es zu genießen.
    Außerdem hatte ich ständig Angst, er könnte mir einen Finger abbeißen. Mir grauste vor der kleinen Party, die er mit mir vorhatte.
    Als er den letzten Finger abgeleckt hatte, lächelte er mich an und sagte: »Mmmm! Du schmeckst echt gut!«

    Beinahe hätte ich »Leck mich« gesagt, aber ich hielt mich zurück.
    Stattdessen sagte ich: »Danke schön.«
    »Jetzt darfst du dir die Hände waschen.«
    Ich ging zur Spüle und wusch sie mit Wasser und Seife. Während ich mich abtrocknete, nahm Steve den Cocktailshaker und mixte uns eine frische Margarita.
    »Gib mir ein sauberes Glas, Alice. Wer weiß, womit ich mich anstecke, wenn ich aus Elroys Glas trinke.«
    »Wieso sollten Sie sich denn anstecken?«
    »Na, hör mal! Der arme Kerl muss ja todkrank gewesen sein, sonst wäre er wohl nicht so schnell gestorben, oder?«
    Wahnsinnig witzig, dachte ich. Aber ich hielt den Mund.
    Ich holte ein Glas für Steve, und er nahm zerstoßenes Eis aus dem Mixer und tat es in den Cocktailshaker.
    »Wollen Sie Ihr Glas mit einem Salzrand?«, fragte ich.
    »Nein danke.«
    »Gut. Ist eh viel gesünder.«
    Er lachte leise auf. »Glaubst du wirklich, ich sorge mich um meine Gesundheit? Bei meinem Lebensstil droht mir eher die Giftspritze oder eine Bullenkugel als Arteriosklerose.«
    »Und was für ein Lebensstil wäre das?«
    »Nun … der eines Spaßkillers?«
    »Spaßkiller. Wie aufregend.«
    »Los«, sagte Steve. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Hinaus auf die Terrasse. Jetzt beginnt die Happy Hour.«
    Auf dem Weg durch das Esszimmer fragte ich: »Hat es eigentlich Spaß gemacht, Elroy umzubringen?«
    »Na ja, geht so. Ganz amüsant. Aber ich habe ihn nur deshalb umgebracht, weil er mir im Weg war. Mein eigentliches Ziel warst du. Bist du.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Ein wenig verstreut.«

    »Der Kopf ist im Pool, das weiß ich«, sagte ich. »Aber wo ist der Rest?«
    »Denkst du schon ans Aufräumen?«
    »Ich möchte es bloß wissen.«
    »Im Badezimmer.«
    »Sie haben ihn im Bad umgebracht?«
    »Ja. Es hat ihn beim Pinkeln erwischt, den Ärmsten. Und als der Kopf ab war, konnte er leider nicht mehr richtig zielen. Hat alles vollgepisst und dann ist er in die Wanne gefallen. Möchtest du ihn sehen?«
    »Nein danke …«

    Happy Hour
    »Ich liebe starke Frauen«, sagte Steve, während er mir aus dem Shaker meine Margarita eingoss.
    »Wer ist denn eine starke Frau?«
    »Na, du natürlich.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Er goss sich selbst ein und stellte den Shaker auf den Tisch. »Ich weiß mehr, als du glaubst«, erwiderte er, während er sich setzte.
    Den Säbel lehnte er mit der Spitze nach unten an seinen linken Oberschenkel, wo er ihn mit der rechten Hand rasch greifen konnte.
    »Ich habe dich beobachtet«, sagte er und nahm einen Schluck von seinem Drink.
    »Tatsächlich?«
    »Du hast eine Superfigur.«
    »Das haben mir andere auch schon gesagt.«
    »Und du bist verdammt gefährlich.«
    Ich grinste ihn an.
    »So eine Frau ist mir bisher noch nie begegnet. Und Milo übrigens auch nicht.«
    »Milo?«
    »Ach, der arme Milo. Wir waren Partner, weißt du? Oder sagen wir mal so: Milo war mein Lehrmeister. Bis du ihn getötet hast.«
    »Wie bitte? Wen soll ich getötet haben? Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden.«
    »Bitte erspar mir die Unschuldsnummer, okay?« Zum Glück schien er amüsiert zu sein und nicht verärgert. »Ich habe genau gesehen, wie du es getan hast.«
    »Und wo soll das gewesen sein?«
    »Na, wo wohl? Vor unserem Zelt drüben im Wald natürlich.«
    »Waren Sie denn dort?«

    »Natürlich.«
    »Sie kommen aber auch ganz schön herum«, sagte ich.
    Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Und ob«, sagte er. »Und ob. Das ist meine Spezialität: Herumkommen. Ich komme und gehe. Und zwar völlig unauffällig.«
    »Also unauffällig war das gestern Nacht im Pool nun nicht gerade.«
    »Das zählt nicht. Ich wollte, dass du mich siehst.«
    »Klar doch.«
    »Pass auf, dass du nicht sarkastisch wirst. Sonst muss ich dir wieder wehtun.«
    »Sie bringen mich doch sowieso um.«
    »Das ist noch nicht entschieden.«
    »Ach ja?«
    Er beugte sich vor, und ich

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