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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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recht.«
    Ich wusste, dass Sie recht hatte. Ich habe mal einen abgebissen.
    Ohne Scheiß. Das hätten Sie sehen müssen.
    Mitleid mit dem Mann brauchen Sie nicht zu haben. Und halten Sie mich jetzt bitte nicht für eine Sadistin oder eine Verrückte. Er hätte sein Ding eben nicht an einen Ort stecken sollen, wo es nichts zu suchen hatte. Und schon gar nicht, nachdem ich ihn ausdrücklich gebeten hatte, es bleiben zu lassen.
    Er hatte es verdient.
    Aber Sie können sich gar nicht vorstellen, wie der geschrien hat.
    Es muss wirklich viehisch wehgetan haben. Und dann hat er einen Affenzirkus aufgeführt, um ihn wiederzukriegen. »Gib ihn mir zurück!

    Gib ihn mir zurück, du blöde Schlampe!«, hat er gebrüllt. Vermutlich hat er geglaubt, man könnte ihm seinen Schniedel in einem Krankenhaus wieder annähen, aber ich habe ihn nicht hergegeben.
    Er hat mich angeschrieen und geschlagen, aber ich habe sein Ding zerkaut und runtergeschluckt. Und dann ist er wirklich durchgedreht und hätte mich dabei fast umgebracht.
    Jetzt aber genug davon. Wie bereits gesagt, dieses Buch soll keine Autobiografie werden. Ich habe Ihnen diesen Vorfall nur geschildert, weil er so gut zu unserem Gespräch auf der Fahrt zu dem Picknickplatz passte.
    Judy habe ich natürlich nichts davon erzählt.
    Ehrlich gesagt, ich habe noch niemandem davon erzählt. Bis jetzt nicht einmal meiner Mutter oder den Leuten, die sich hinterher im Krankenhaus um mich gekümmert haben. Ich habe ihnen erzählt, dass ich von einem Unbekannten überfallen und verprügelt worden wäre, und der Typ selbst hat offenbar auch nie etwas gesagt.
    Ich habe keine Ahnung, was aus ihm geworden ist.
    Fünf bis sechs Zentimeter habe ich ihm bestimmt abgebissen. Der Rest war noch dran. Als ich mich wieder so weit erholt hatte, dass ich zur Schule gehen konnte, hatten wir einen neuen Rektor bekommen, weil sein Vorgänger auf mysteriöse Weise von einem Tag auf den anderen verschwunden war.
    Okay, jetzt habe ich wirklich mehr erzählt, als ich wollte, aber ich glaube, ich streiche es nicht wieder raus. Warum auch? Es ist die Wahrheit. Und es zeigt auch, was für Schweine die Männer sind –bis hinauf zum Schulleiter.
    Nur eines finde ich an der Geschichte sehr bedauerlich.
    Dass ich keinen Senf hatte.
    Das war natürlich nur ein Scherz.
    Und jetzt bin ich wirklich von meiner Geschichte abgeschweift.
    Wo waren wir? Ach ja, ich hatte Judy den alten Tarzanwitz mit der Liane erzählt, und wir hatten ein wenig darüber gelacht, während sie den schmalen Weg zum Picknickplatz entlanggefahren war. Sie glaubte, dass sie dort Tony finden würde, und ich saß neben ihr auf dem Beifahrersitz und hatte seine Jeans an, in deren rechter vorderer Tasche seine Pistole steckte. Bald würde ich sie benutzen müssen.
    Schließlich erreichten wir den Picknickplatz, wo man mit Hilfe von Holzbalken acht Parkplätze markiert hatte. Alle waren leer. Judy steuerte einen von ihnen an und schaltete den Motor aus, ließ die Schweinwerfer aber brennen.
    Sie beleuchteten ein paar grün lackierte Holztische.
    »Ich kann ihn nirgends sehen. Und Sie?«
    »Nein. Aber hier waren wir auch nicht. Wir waren an dem anderen Platz dort drüben am Bach. Wenn Sie wollen, laufe ich schnell hin und sehe nach, ob Tony noch dort ist.«
    »Nein, steigen Sie lieber nicht aus.«
    »Und wenn er noch bewusstlos ist?«
    »Trotzdem.«
    »Ich spurte rasch hin und sehe nach.«
    »Nein.«
    »Es dauert nicht lange.«
    »Dann komme ich mit«, sagte Judy und schaltete die Scheinwerfer aus. Sofort versank alles in tiefer Dunkelheit.
    »Du meine Güte«, hauchte sie. »Ist das finster da draußen.«
    »Haben Sie eine Taschenlampe?«
    »Klar. Zu Hause im Schlafzimmer. Vielleicht sollten wir zurückfahren und sie holen.« Anstatt aber den Motor wieder anzulassen, löste sie ihren Sicherheitsgurt.
    »Fertig?«, fragte ich.
    »Eigentlich nicht. Ich möchte nicht aussteigen.«
    »Dann bleiben Sie einfach hier. Mir macht es nichts aus, alleine nach Tony zu sehen …«
    »Kommt nicht infrage. Ich gehe mit.«
    »Dann sollten wir es so schnell wie möglich hinter uns bringen«, sagte ich und öffnete die Tür, wodurch die Innenbeleuchtung des Wagens anging.
    »Das ist schon besser«, sagte Judy.
    Beim Aussteigen spürte ich, dass ich ganz weiche Knie hatte.
    Außerdem zitterte ich am ganzen Körper und schwitzte stark. Mein Herz klopfte wie wild. Ich war echt fertig.
    Der Wald machte mir ziemliche Angst. Nach Einbruch der Dunkelheit mied ich solche

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