Nacht
Sie. Sie wissen ja gar nicht, wie toll das alles für mich ist. Wollen Sie noch ein Bier? Oder etwas anderes? Ich muss einfach wissen, was da vor sich geht. Hat Tony Sie erpresst?
Hatte er irgendwelche Bilder von Ihnen oder …«
Ich schüttelte den Kopf.
»Wie kann ich Sie dazu bringen, es mir zu erzählen?«, fragte Murphy.
»Bringen Sie mir noch ein Bier«, antwortete ich.
Er nickte und stand auf. »Aber Sie laufen mir nicht fort, oder?«
»Geht ja gar nicht.«
Er runzelte die Stirn, als habe er mich nicht ganz verstanden.
»Ich kann nicht fortlaufen, weil ich Sie jetzt möglicherweise umbringen muss«, erklärte ich.
Was natürlich ein Scherz war. Ich hatte nicht vor, ihn zu töten.
Und es war auch nicht notwendig. Wie schon erwähnt, wollte ich mir sein Schweigen sichern, indem ich mit ihm ins Bett ging.
Mein Druckmittel
Um einen Mann ins Bett zu kriegen, muss ich normalerweise nicht allzu viel tun. Bei Murphy allerdings war das anders. Er schien sich nur für meine Geschichte zu interessieren.
Als er mit zwei weiteren Bierflaschen aus der Küche kam, wirkte er aufgeregt und neugierig und sah mich, nachdem er uns Bier eingeschenkt hatte, auffordernd an. »Na, haben Sie es sich überlegt?«, fragte er und setzte sich neben mich auf das Sofa.
Ich trank einen Schluck, dann sagte ich: »Bevor Sie es sich hier zu gemütlich machen, schließen Sie besser die Wohnungstür und bringen Sie mir Ihre Kontoauszüge.«
»Wozu denn das?«
»Sie stecken Ihre Nase ja auch in meine Angelegenheiten.«
Er schloss die Tür, dann verschwand er im Nebenzimmer und kam tatsächlich mit einem Umschlag zurück.
Ich hielt die Hand auf.
Er zuckte die Achseln und gab mir den Umschlag.
Murphy schien nicht der Ordentlichste zu sein, was seine Buchhaltung anbelangte, aber nach kurzer Suche fand ich einen Auszug, aus dem hervorging, dass er letzte Woche zwölftausend Dollar auf dem Konto gehabt hatte. Ich schaute ihm ins Gesicht.
»Nicht übel.«
»Ich habe gerade einen Vorschuss kassiert.«
Ich war ein bisschen kribbelig. Wenn man keinen lob hat und kaum zweihundert Dollar auf dem Konto, kommen einem zwölf Riesen wie ein Vermögen vor.
Ich runzelte die Stirn. »Da hätten Sie mir eigentlich mehr als tausend anbieten können.«
»Nun … wie viel wollen Sie haben?«
»Wie wär’s mit … zehn?«
»Zehntausend? Unmöglich. Von dem Vorschuss muss ich monatelang leben.«
»Wie lange genau?«
»Weiß ich nicht. Kommt darauf an. Vielleicht sechs bis acht Monate. Und im September kommt die Steuer. Die macht mich fertig, wenn ich bis dahin keinen neuen Vorschuss kriege.«
»Wären fünftausend okay?«, erkundigte ich mich.
Er verzog das Gesicht.
»Fünftausend bar auf die Kralle, und Sie kriegen meine Geschichte. Das kann ich Ihnen sogar schriftlich geben. Alle Rechte gehen an Sie. Ich will keinen Anteil auch wenn es ein Bestseller wird, verfilmt wird oder sonst was. Wie gefällt Ihnen das?«
»Ich weiß nicht«, sagte Murphy.
»Wenn Sie knapp bei Kasse sind, lassen Sie sich eben ein bisschen Zeit mit dem Steuernzahlen.«
»Sie haben leicht reden.«
»Meine Geschichte könnte Sie reich machen.«
»Ich kenne sie doch noch gar nicht. Wie soll ich da wissen, ob sie brauchbar ist?«
»Das werden Sie nie erfahren, wenn Ihnen die fünftausend Dollar zu schade sind.«
Er zog eine Schnute, aber seine Augen glänzten. Als er sich wieder hinsetzte und nach seinem Bierglas griff, lächelte er schon wieder. Er trank einen Schluck und sagte: »Geben Sie mir einen Hinweis.«
»Einen Hinweis?«
»Eine Art Vorschau, meine ich. Einen Appetitmacher, damit ich das Risiko eingehen kann. Fünftausend Dollar sind eine Menge Geld.«
»Okay. Wie wär’s denn damit: Ich habe letzte Nacht in Notwehr zwei Menschen getötet, von denen einer höchstwahrscheinlich ein Serienmörder war?«
Murphy blieb der Mund offen stehen.
»Gefällt Ihnen das?«, fragte ich.
»Wenn das wahr ist …«
»Es ist wahr.«
»Weiß die Polizei davon?«
»Glaube ich nicht. Von mir hat sie es jedenfalls nicht erfahren.
Aber irgendwann wird sie es wohl herausfinden. Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen … Kommt darauf an, wann gewisse Dinge ans Licht kommen.«
»Leichen?«
»Sozusagen.«
»Sie sollten die Polizei anrufen! Besonders, wenn es … Sie sprachen doch von Notwehr, oder?«
»Ja.«
»Und das ist die Wahrheit?«
»Mehr oder weniger.«
»Mehr oder weniger? Soll das heißen, es war keine Notwehr?«
»Doch, doch. Es ist nur … es
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