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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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wollen? Ist das denn ihr richtiger Name?«
    »Warum sollte das nicht mein richtiger Name sein?«
    Er zuckte ganz leicht mit den Schultern, senkte dann den Kopf und schrieb ein paar Sätze in das Buch. Dann unterschrieb er und reichte er es mir herüber.
    Die Widmung lautete:

    Für Fran,
    meine schöne, geheimnisvolle Besucherin, von der ich gerne mehr wissen will …
    Wer weiß, vielleicht erzählen Sie mir Ihre Geschichte, und ich schreibe mein nächstes Buch über Sie?

    Herzlichst

    Ihr Murphy Scott

    Ich hob den Blick und sah ihn an. »Danke«, sagte ich, während ich das Buch zuschlug.
    »Und? Erzählen Sie mir nun Ihre Geschichte?«
    »Wieso glauben Sie, dass ich eine Geschichte habe?«
    »Ihre roten Haare.«
    »Sonst noch was?«
    »Ihr Anruf bei Tonys Schwester.«
    »Was ist damit?«
    »Der war getürkt. Als ich zurück in die Wohnung kam und Ihnen sagte, dass Tonys Wagen nicht da sei, habe ich das Besetztzeichen gehört.«
    »Kann nicht sein.«
    »Doch. Es war sehr leise, aber ich konnte es trotzdem hören.«
    »Dann haben Sie sich getäuscht. Ich habe nämlich tatsächlich mit Tonys Schwester telefoniert.«
    »Die Frage ist nur: Warum?«
    »Weil sie sich Sorgen um ihn gemacht hat.«
    »Das meine ich nicht. Sie haben ja gar nicht mit ihr gesprochen.
    Ich frage mich, warum Sie mir den Anruf vorgespielt haben.
    Verstehen Sie mich nicht falsch: Von mir aus können Sie machen, was Sie wollen. Aber ich bin nun mal von Berufs wegen ein neugieriger Mensch, und vielleicht ist da ja wirklich etwas, worüber ich schreiben könnte. Möglicherweise kann ich Ihnen sogar helfen.«
    »Wozu sollte ich Hilfe brauchen?«
    »Irgendwie kommt es mir so vor, als ob jemand, der sich am frühen Morgen eine so alberne Geschichte aus den Fingern saugen muss, ziemlich verzweifelt wäre. Eine Verabredung zum Frühstückt Ich bitte Sie!«
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte dumm und unbedarft auszusehen.
    »Und dann erst das Morgendliche Dehydrations‐Syndroml Das hat dem Fass wirklich den Boden ausgeschlagen.«
    »Nur weil Sie noch nie etwas davon gehört haben, muss das noch lange nicht heißen, dass …«
    Murphy schüttelte lächelnd den Kopf. »Und dann wäre da noch die doppelte Tribüne. Ich wette, dass Sie die Ersatzzeitung bestellt haben. Wahrscheinlich mussten Sie aus irgendeinem Grund dringend in Tonys Wohnung, wussten aber nicht, welche es war.
    Also haben Sie eine Ersatzzeitung bestellt und wollten sehen, vor welche Tür sie geliefert wird.«
    »Kein Wunder, dass Sie Schriftsteller sind!«, rief ich mit einem leisen Lachen aus. »Bei Ihrer Fantasie …«
    »Habe ich mich etwa getäuscht?«
    »Darauf können Sie Gift nehmen.«
    »Bitte, sagen Sie einem Schriftsteller nicht solche Sachen. Ich habe nicht vor, Gift zu nehmen oder demnächst auf irgendeine andere Art das Zeitliche zu segnen. Ich bin bloß fasziniert von Ihrer Situation, das ist alles.«
    »Sie wissen doch überhaupt nicht, in welcher Situation ich mich befinde.«
    »Sie könnten es mir ja erzählen.«
    »Was glauben Sie denn, dass ich hier wollte?«
    »Etwas, das Tony in seiner Wohnung hat. Und Sie wollten es nicht nur, Sie mussten es haben. Und zwar so dringend, dass Sie nicht einmal mehr auf den Zeitungsboten warten wollten. Deshalb sind Sie zu mir gekommen und haben mir die Geschichte von Ihrer geplatzten Frühstücksverabredung aufgetischt. Sie haben mich dazu gebracht, Ihnen die Wohnung aufzusperren, und während ich nach Tony gesucht habe, haben Sie versucht, Ihr Problem zu lösen, was immer das auch sein mag. Den vermeintlichen Anruf bei Tonys Schwester haben Sie getätigt, um Ihrer Geschichte den Anschein von Authentizität zu verleihen.«
    Ich lachte. »Da haben Sie sich ja was ganz Tolles ausgedacht!«
    »Hat Tony Sie erpresst?«

    »Nein, er hat mich versetzt.«
    Murphy hob die rechte Hand. »Was immer es ist, von mir erfährt niemand etwas.«
    »Es gibt auch nichts zu erfahren.«
    »Ich zahle Ihnen tausend Dollar für Ihre Geschichte.«
    »Ha!«
    »Und wenn ich sie verwerten kann, dann kriegen Sie einen Anteil an meinen Tantiemen.«
    »Sie sind wirklich neugierig.«
    »Ich erlebe so was zum ersten Mal.«
    »Was denn?«
    »Dass ich am Morgen aus dem Bett geklingelt werde und eine hinreißend aussehende Frau mich in eine geheimnisvolle Geschichte hineinzieht.«
    Hinreißend?
    »Normalerweise passiert einem so was nicht. Nicht im richtigen Leben, und ganz bestimmt nicht mir.«
    »Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen.«
    »Nein. Bitte bleiben

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