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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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war alles ein bisschen kompliziert.«
    »Sie müssen zur Polizei gehen!«
    »Blödsinn, ich muss gar nichts.«
    »Ist Tony einer von denen, die Sie umgebracht haben?«
    »Das verrate ich nicht. Ich sage überhaupt nichts mehr, bevor Sie bezahlt haben.«
    Murphy nahm die Brille ab und rieb seine Augen. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Und er murmelte ein paarmal hintereinander
    »Mann, oh Mann …«
    »Na, wie sieht’s aus?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist vielleicht ein Schlamassel. Ich hatte doch keine Ahnung, dass Sie jemanden umgebracht haben!«
    »Was wäre denn ein Krimi ohne Leichen?«
    »Und wie soll ich den schreiben?«
    »Sie sind doch der Schriftsteller! Ändern Sie die Namen … meinen richtigen Namen kennen Sie ja ohnehin nicht …«
    »Das kann man machen. Klar. Aber wenn jemand dahinterkommt, dass ich …«
    »Ich halte dicht. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Und wenn Sie erwischt werden?«
    »Werde ich nicht. Ich habe meine Spuren bestens verwischt. Es gibt keine Beweise.«
    »Aber einen Zeugen«, sagte Murphy. »Mich.«
    »Ich weiß.«
    Er lächelte matt.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Sie wissen nicht genug, um mir zu schaden. Was könnten Sie der Polizei schon sagen?«
    »Nicht viel …« Murphy zuckte leicht mit den Achseln.
    »Sie wissen nicht, wen ich wie oder wo umgebracht habe. Es könnte alles erstunken und erlogen sein. Und Sie wissen nicht, wer ich bin, ja nicht einmal, wie ich aussehe.«
    »Dann müssen Sie mich ja gar nicht umbringen«, sagte Murphy lächelnd.
    »Nicht, wenn Sie mir die fünftausend Dollar bezahlen.«
    »Sie nehmen nicht zufällig Schecks?«
    »Nur in bar.«
    »Dann muss ich wohl zur Bank.«
    »Ich komme mit.«
    »Klingt gut«, sagte Murphy. »Aber überlegen Sie sich gut, ob Sie mit reinkommen. Die haben Videokameras da drin.«
    Ich verzog das Gesicht. Er hatte recht. Auch mit Perücke wollte ich mich nicht filmen lassen. Aber wenn ich nicht mit in die Bank ging …
    »Woher weiß ich, dass Sie von der Bank aus nicht die Polizei rufen?«, fragte ich.
    »Das werde ich nicht tun. Aber ich erwarte nicht, dass Sie mir das glauben.« Er schüttelte den Kopf und trank Bier. »Da müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen.«
    Ich trank auch einen Schluck und dachte angestrengt nach, kam aber zu keinem brauchbaren Ergebnis.

    Nach einer Weile sagte Murphy: »Mir fällt nichts ein.«
    »Wirklich? Bei Ihrer Fantasie? Was sind Sie denn für ein Schriftsteller?«
    »Wie wäre es denn, wenn Sie mir einfach vertrauen würden? Ich lege Sie garantiert nicht rein.«
    »Sie sind ein netter Kerl, Murphy, aber mein Leben möchte ich trotzdem nicht in Ihre Hände legen.«
    »Und wenn Sie etwas gegen mich in der Hand hätten? So nach dem Motto: Verpfeifst du mich, verpfeife ich dich? Wäre das eine Idee?«
    Das gefiel mir. Schade, dass es nicht mir eingefallen war. Aber es war nicht ganz einfach zu realisieren. »Und wie haben Sie sich das vorgestellt?«, fragte ich. »Wollen Sie auch jemanden umbringen?«
    »Na ja, vielleicht geht’s auch eine Spur weniger dramatisch …«
    »Aber es muss dramatisch sein. Das ist doch der Witz an der Sache. Etwas, wofür man zumindest hinter Gitter kommt. Und etwas, wovon nur ich etwas weiß, damit Sie mir völlig ausgeliefert sind.«
    Murphy hob die Schultern.
    Mir wurde plötzlich ganz heiß. Meine Wangen glühten, und bestimmt lief ich rot an.
    Murphy sah mich an. »Was ist denn?«
    Mein Körper kribbelte vom Kopf bis zu den Zehen. »Ach, gar nichts …«
    »Nun sagen Sie schon, ist Ihnen am Ende etwas eingefallen?«
    »Nun … ja. Aber es ist ein bisschen … ungewöhnlich.«
    »Umso besser«, sagte er. »Dann lassen Sie mal hören!«
    »Möchten Sie mich vielleicht vergewaltigen?«
    Jetzt war es an Murphy, rot zu werden. »Wie bitte?«, fragte er mit offen stehendem Mund.
    »Ich habe doch gesagt, dass es ungewöhnlich ist.«
    »Ich soll Sie vergewaltigen!«
    »Jawohl. Oder sagen wir besser: Sie sollen eine Vergewaltigung vortäuschen.« Ich versuchte zu lächeln, aber es war nicht überzeugend, denn ich war furchtbar verlegen und aufgeregt. Ich fing an zu zittern, und der Schweiß rann mir in Strömen über die Haut.
    »Au weia«, sagte Murphy. »Ich weiß echt nicht. Können wir nicht einfach behaupten, ich hätte es getan?«
    »Nein, Sie müssen es schon tun. Richtig. Ich brauche Beweise dafür. Physische Indizien.«
    Verwirrt und mit hochrotem Gesicht, aber auch ein bisschen belustigt, sagte Murphy: »Und das wäre dann Ihr Druckmittel

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