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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verwirrt, erstaunt, aufgeregt und dankbar zugleich.

    Ich verschaffte ihm echt ein schönes Erlebnis.
    Und mir vielleicht auch.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich. Ohne dass ich es wollte, war da ein leichtes Zittern in meiner Stimme.
    Er drückte meine Brust ganz sanft, sah mir tief in die Augen und nahm dann die Hand weg, um mich innig zu umarmen. Er zog mich fest an sich und gab mir einen zarten Kuss. Dann nahm er seine Brille ab und legte sie auf die Lehne des Sofas, bevor er seine Lippen wieder auf die meinen legte. Diesmal war sein Mund leicht geöffnet, sodass ich seinen Atem spüren konnte.
    Ich wurde innerlich ganz weich, als hätte sein Kuss mir alle Kraft geraubt. Genauso wie meine Sorgen. Und Pläne. Auf einmal fühlte ich mich völlig geistesabwesend und friedlich. Fast wäre ich eingeschlafen, aber ich wollte unbedingt wissen, was Murphy mit mir noch alles anstellen würde.
    Und dann klingelte sein Telefon.
    Wir zuckten beide zusammen.
    Es klingelte ein weiteres Mal.
    Murphy unterbrach den Kuss und flüsterte: »Ich gehe besser mal ran.«
    Ich nickte.
    Während Murphy seine Brille aufsetzte und umständlich vom Sofa kletterte, ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. Ich fühlte mich allein gelassen und um ein wunderschönes Erlebnis betrogen.
    Als Murphy an mir vorbeiging und ich die Vorderseite seiner Badehose sah, war ich wieder etwas besänftigt.
    Nach dem vierten Klingeln hob er den Hörer ab.
    »Hallo? … Ach, du bist es, Harold … nein, nein, ist schon in Ordnung … was gibt’s?«
    Er drehte sich zu mir und schaute dabei so sehnsüchtig auf meine nackte Brust, dass ich fast angefangen hätte zu lachen. Sein Blick wanderte nach unten auf meinen Bauch und entdeckte die Wunde, die mir der Ast gerissen hatte. Obwohl ich wusste, wie schlimm sie aussah, hatte ich sie nicht zugedeckt. Murphy verzog das Gesicht und sah mich dann mit sorgenvollen Augen an.
    Ich runzelte die Stirn und lächelte.
    Murphys Miene hellte sich ein wenig auf. »Klar habe ich schon von ihm gehört«, sagte er ins Telefon. »Ja, seine Filme habe ich auch gesehen … Wirklich?« Er sah mir in die Augen und fing plötzlich an zu grinsen. »Das spannendste Buch, das er je gelesen hat? Echt? Das ist wirklich cool … Klar … Kann nicht schaden … Fünf Exemplare?
    Glauben die denn, ich kriege die geschenkt? … Ja, ich weiß … Heute?
    Nein heute ist es völlig unmöglich. Wissen die denn nicht, dass ich hier draußen in der Pampa wohne? Wo sind sie denn? L.A? … Okay.
    Auch nicht schlecht. Weißt du was, es ist mir völlig egal, was das für Leute sind, aber ich fahre heute nicht nach Culver City. Das sind sechs Stunden Autofahrt, und ich habe schon was anderes vor.«
    Er lächelte mich an.
    Ich spannte einen Muskel an und reckte damit meine nackte Brust in die Höhe.
    »Das ist mir egal«, sagte er ins Telefon. »Ich kann ihnen die Bücher per Eilboten schicken, aber das ist alles … Komm, das ist doch jedes Mal dasselbe. Wenn sie pfeifen, soll man alles stehen und liegen lassen. Am liebsten hätten sie alles schon vorgestern, und am Ende hört man dann nichts mehr … ja, ich weiß … ist schon klar … Gib mir die Adresse, ich lasse ihnen die Bücher so schnell wie möglich zukommen.«
    Er suchte auf dem Tischchen beim Telefon nach einem Stift und einem Stück Papier, fand aber nichts. Deshalb beugte ich mich vor, schnappte mir einen Kugelschreiber und eine Fernsehzeitung vom Sofatisch und reichte sie ihm.
    »Danke«, flüsterte er.
    Er legte die Zeitschrift neben das Telefon und schrieb die Adresse auf eine freie Stelle auf der Rückseite.
    »Hab sie«, sagte er ins Telefon und las Harold die Adresse noch einmal vor. Dann hörte er zu und nickte. »Okay. Kein Problem. Und vielen Dank auch. Man weiß ja nie, was daraus noch werden kann …
    Stimmt. Alles Gute. Bye.«
    Er legte auf und sagte: »Mein Agent.«
    »Klang so, als hätte er gute Neuigkeiten gehabt.«
    Murphy zuckte mit den Achseln.
    »Ja, irgendwie schon. Angeblich sind ein paar Filmproduzenten ganz wild auf die Rechte an der Schlangengrube. Ich sollte ihnen schnell mal ein paar Exemplare vorbeibringen und …«
    »Das habe ich mitbekommen.«
    »Ist nicht so wichtig.«
    »Wie bitte? Die wollen dein Buch verfilmen, und du sagst, es ist nicht so wichtig …«
    »Normalerweise verlaufen solche Projekte früher oder später im Sand. Diese Filmfritzen nehmen den Mund ganz schön voll. Da erzählen sie dir, dein Buch sei das Beste in der Geschichte der

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