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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Fernsehabend in Charlies und Serenas Haus wieder zurück zu meinem Zimmer über der Garage gegangen sei.
    Das könnte funktionieren.

    Zumindest bis zu Judys Aussage.
    Wenn die redet, bin ich geliefert.
    Ich hätte sie umbringen sollen, als noch Gelegenheit dazu war.
    Vielleicht ist es noch nicht zu spät.
    Auf einmal verspürte ich das dringende Bedürfnis, mich zu befreien, mit Judys Wagen in den Wald zu fahren und sie dort ein für alle Mal zu erledigen.
    Tu’s jetzt, bevor Murphy von der Bank zurückkommt!
    Ich zerrte verzweifelt an den Stricken, aber ich konnte sie nicht zerreißen. Murphy hatte bessere Arbeit geleistet als ich dachte.
    Allerdings gelang es mir, die Fesseln ein wenig zu lockern, was mich zu weiteren Anstrengungen anspornte. Vielleicht löste sich ja doch ein Knoten, wenn ich nur lang genug daran zerrte.
    Durch mein Gezappel schnitten sich die Stricke immer tiefer in meine Hand‐ und Fußgelenke, aber ich gab nicht auf.
    Ich zog und riss, ich strampelte und trat, ich bäumte mich mit meinem ganzen Körper auf, bis ich schweißüberströmt und völlig außer Atem war.
    Schließlich gab ich auf und ruhte mich aus.
    Durch meine Befreiungsversuche hatten sich die Stricke so fest zusammengezogen, dass sie mir die Blutzufuhr abschnitten und Hände und Füße sich zunehmend taub anfühlten. Von meinem Schweiß war das Laken unter mir ganz nass.
    Sah ganz so aus, als ob ich mich nicht befreien könnte.
    Doch. Ich kann. Ich werde es schaffen!
    Während ich mich auf den nächsten Versuch vorbereitete, klingelte es an der Wohnungstür.

    Der Eindringling
    Laute Türklingeln waren mir schon immer ein Gräuel, ganz gleich, zu welcher Tages‐ oder Nachtzeit. Hinzu kommt, dass sie fast immer einen ungebetenen Gast ankündigen.
    Falls Sie ein Freund von Türklingeln sein sollten, kann ich Ihnen zum Abgewöhnen eigentlich nur Folgendes empfehlen: Lassen Sie sich splitternackt und mit weit gespreizten Beinen ans Bett eines Fremden fesseln und warten Sie dann, bis jemand an der Tür klingelt.
    Das Geräusch fühlte sich an, als hätte mir jemand einen Eimer Eiswasser durch die Gedärme gejagt.
    Ich erstarrte.
    Die Türklingel ging zum zweiten Mal.
    Niemand zu Hause! Verpiss dich!
    Und wenn es die Polizei ist?
    Na und? Was wäre daran so schlimm? Auch die Polizei kann nicht einfach
    so
    hereinplatzen,
    zumindest
    nicht
    ohne
    einen
    Durchsuchungsbefehl.
    Und den können Sie nicht haben.
    Oder doch?
    Wieder die Türklingel.
    HAU AB!
    Ich zwang mich, tief durchzuatmen. Wer auch immer das sein mochte, es würde ihm niemand öffnen. Früher oder später würde er aufgeben und verschwinden.
    Wieder klingelte es.
    Verflucht aufdringlich!
    Und wenn es Einbrecher sind?
    Die klingeln nämlich erst ein paarmal, bevor sie eine Wohnung knacken, um sicherzustellen, dass auch wirklich niemand zu Hause ist. Wenn dann jemand an die Tür kommt, ziehen sie irgendeine Show ab: »Ist Doug da? Nicht? Tut mir leid, dann muss mich wohl in der Adresse getäuscht haben.«
    Und wenn niemand aufmacht, brechen sie ein.
    Und was machen sie, wenn sie eine nackte Frau im Bett finden?
    Noch dazu eine, die sich nicht wehren kann?
    Sollte ich vielleicht rufen?
    Aber was sollte ich sagen? So tun, als ob ich gerade auf dem Klo sitze? Huhu, ich bin hier, aber ich kann gerade nicht! Kommen Sie doch bitte in ein paar Minuten wieder!
    Nein. Lass das bleiben. Halt einfach die Klappe.
    Auch in einer Kleinstadt wie ehester gibt es Verbrecher, so wie überall. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der hier an der Tür klingelt, ein Einbrecher ist, dürfte ziemlich gering sein.
    Außerdem hatte ich es seit gestern Abend bereits mit einem perversen
    Exhibitionisten
    und
    einem
    menschenfressenden
    Serienmörder zu tun gehabt, das genügte für meine persönliche Kriminalstatistik vollauf. Ein zusätzlicher Einbrecher passte da wirklich nicht mehr hinein …
    Halt! Was war das?
    Schloss da jemand die Tür auf? Ich hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, wie das Schloss sich drehte, wie der Sperrbolzen klickte und schließlich, wie die Tür leise in den Angeln quietschte.
    Mist!
    Eine Männerstimme rief: »Murphy! Hey, Murphy! Bist du da?
    Haaallo! Ich bin’s bloß!« Der Eindringling wartete ein paar Sekunden, dann sagte er leiser: »Nicht da. Schade.«
    Ich hörte, wie die Tür wieder geschlossen wurde, aber nicht, ob der Mann, der das tat, sich dabei innerhalb oder außerhalb der Wohnung befand.
    Bis ich Schritte hörte.
    Wunderbar!

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