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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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es.«
    »Verschwinde!«
    Er lachte und eilte aus dem Zimmer.
    Mit meiner freien Hand griff ich unter das Kissen und holte die kleine Tonbandkassette hervor. Ich überlegte mir kurz, ob ich sie an meinem Körper verstecken sollte – Sie wissen schon, wo –, aber ich entschied mich dagegen, schließlich konnte ich nicht ausschließen, dass Murphy sich noch einmal auf mich stürzen würde.
    Also schob ich sie unter meinen Rücken, wo ich sie später leicht erreichen konnte.
    Murphy kam mit einem Messer in der Hand zurück. Die Klinge, die gut zwanzig Zentimeter lang war, zeigte direkt auf mich.
    Sie war nicht das Einzige, was auf mich zeigte.
    Die beiden Dinge waren etwa gleich lang, befanden sich auf gleicher Höhe und waren in fast demselben Winkel ein wenig hinauf zur Zimmerdecke gerichtet. Während das Messer mit Murphys Arm vor und zurück pendelte, wippte der dicke Schaft daneben bei jedem seiner Schritte auf und ab.
    »Du bist ja gut bewaffnet«, sagte ich.
    Er grinste dreckig, sagte aber nichts.
    Neben meiner rechten Hand blieb er stehen und begann, mit dem Messer an dem Strick zu säbeln, den er mir ums Handgelenk gebunden hatte. »Beweg dich nicht, sonst schneide ich dich noch«, sagte er.
    Während er sich so über mich beugte, hing ihm sein wilder, ungekämmter Haarschopf in die Stirn, was ihn wie einen viel zu großen Jungen aussehen ließ.
    Durch die Bewegungen, die er mit dem Messer ausführte, pendelte sein erigierter Penis direkt neben meinem Gesicht hin und her.
    Schließlich schnitt er mich doch in die Hand.
    »Aua!«
    »Entschuldigung«, sagte er erschrocken und trat einen Schritt zurück. »Habe ich dir sehr wehgetan?«
    »Nein, es geht schon. Auf einen Schnitt mehr kommt es jetzt auch nicht an.«
    »Ich glaube, ich habe es geschafft. Zieh einfach mal fest an dem Strick.«
    Ich hob mit einer raschen Bewegung den Arm, und tatsächlich riss das Seil an der Schnittstelle und gab meine Hand frei.
    »Jetzt kümmere ich mich um deine Füße«, sagte Murphy und ging ans untere Ende des Bettes.
    Ich besah meine rechte Hand, an deren Gelenk der Strick dicke, rote Einkerbungen hinterlassen hatte. Der Schnitt von Murphys Messer war nicht tief und höchstens einen Zentimeter lang.
    Hellrotes Blut quoll daraus hervor. Ich schleckte es ab und presste meine Lippen auf die Wunde.
    »Vielleicht sollte ich dir einen Verband machen«, sagte Murphy, der mir dabei zugesehen hatte.
    »Ist nicht so schlimm. Mach mir erst die Füße los, dann können wir uns das mit dem Verband immer noch überlegen. Mal sehen, wie viele wir dann brauchen werden.«
    »Ich passe besser auf« versprach Murphy. »Und außerdem schneide ich den Strick jetzt an den Knoten durch.«
    »Das hättest du eigentlich gleich machen können.«
    »Tut mir leid, aber ich kenne mich mit so was nicht aus«, entschuldigte er sich, während er am ersten Knoten herumzuschneiden begann. »Seit ich ein Kind war, habe ich niemanden mehr gefesselt«, erklärte er und blickte mit einem freundlichen Lächeln zu mir auf. »Und eine so schöne Frau wie du war auch damals nicht dabei. Ehrlich gesagt, daran gedacht habe ich schon mal, aber ich habe es nie getan. Das jetzt war so …« Er schüttelte den Kopf und seufzte leise. » … unglaublich.«
    »Wir können es jederzeit wieder machen«, sagte ich.
    Er grinste mich an und entfernte die Stricke an meinen Füßen, ohne mich dabei ein weiteres Mal zu verletzen.
    »Na, wie fühlst du dich jetzt?«, fragte er, als er mich ganz befreit hatte.
    »Super. Vielen Dank. Aber ich glaube, ich kann mich noch nicht bewegen.«
    Er nahm meine Beine und führte sie langsam zusammen. Dann setzte er sich ans Fußende des Bettes, hob meine Füße in seinen Schoß und begann, sie mit beiden Händen zu massieren. »Wenn es dir besser geht, helfe ich dir ins Bad und verbinde deine Hand«, sagte er. »Du musst mir nur sagen, wenn du so weit bist.«
    »Okay. Danke.«
    »Und ich finde, wir sollten lieber nicht nach Culver City fahren.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es das nicht wert ist«, meinte er. »Ich schicke den Filmfritzen die Bücher per Eilpaket und damit basta. Es wird sie nicht umbringen, wenn sie einen Tag länger daraufwarten müssen.«
    »Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass du …«
    »Vergiss es.«
    »Was hättest du getan, wenn ich nicht gekommen wäre?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber es ist nun mal Tatsache, dass du da bist.«
    »Wenn wir nicht nach Culver City fahren, was machen wir

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