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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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doch nicht an?«, fragte Ben.
    Frau Fischer griff nach der Hand ihres Sohnes und hielt sie. Johanna registrierte das mit einem Anflug von Eifersucht.
    »Nein, ganz sicher nicht! Der Arme hat auch so schon genug Probleme«, sagte Maik großzügig.
    »Aber was ist mit deiner Arbeit? Stimmt es, dass du gar nicht beim Security-Homeservice gearbeitet hast?«, fragte Johanna. Sie war das Leon schuldig, fand sie.
    Maik schluckte und breitete die Arme zu einer Erklärung aus. Seine Augen wurden kurz zu Schlitzen, als er Johanna kritisch anschaute. Er fragte sich, woher sie das wusste. Sie sah es ihm an, so wie ihre Mutter und Ben reagierten, hatten sie nicht die geringste Ahnung. Auf keinen Fall wollte Johanna ihnen verraten, dass Leon per SMS Kontakt zu ihr hielt. Sie ignorierte also die Frage, die in dem Blick lag, einfach. Wenn hier einer eine Erklärung abgeben musste, dann Maik.
    Er tat es, mit offenen Händen und aufrecht sitzend. »Im Moment weht mir echt der Wind hart ins Gesicht. Ich habe ein Eins-A-Sicherheitssystem ausbaldowert. Hochmodern. Effizient und billig. Ich habe es in der Firma vorgestellt, und die Schweine geben es jetzt als ihre Erfindung aus und wollen damit das ganz große Geld machen.«
    Ulla und Ben waren empört. Sie alle wussten, wie viel Zeit er in sein Überwachungssystem investiert hatte.
    Aber Johanna konnte den Zusammenhang nicht erkennen. »Und?«, fragte sie auf einer Antwort beharrend, »was soll das jetzt heißen?«
    Maik klatschte seine Hand zornig auf den Tisch. »Was das heißen soll? Ich habe davon Wind gekriegt und meinen Anteil am Geschäft gefordert.«
    Ulla Fischer nickte heftig zustimmend. »Und dann?«
    »Dann haben sie mich gefeuert.«
    Etwas an Leons SMS war also richtig. Er hatte Johanna geschrieben: Maik arbeitet nicht mehr beim Security-Homeservice. Was hat er jede Nacht getrieben?
    Maik hatte ihnen nicht erzählt, dass er entlassen worden war.
    »Und kannst du dann da nichts machen? Kündigungsschutz? Klagen? Gericht?«, fragte Johanna.
    Maik schüttelte den Kopf und schielte zu Ulla, als müsse er sich von ihr erst das Einverständnis für seine Worte holen. Sie wusste also mehr, als sie zugab, folgerte Johanna.
    »Ich habe dort doch schwarz gearbeitet. Ich weiß, das war blöd, aber mit Steuern und Sozialversicherung hätte ich dort nur halb so viel verdient. Dem Chef war das recht. Der wird oft mit Schwarzgeld bezahlt und weiß gar nicht wohin mit den Scheinen, die er gar nicht haben darf. Ihr wisst doch, wie das läuft. Die Schattenwirtschaft ist die einzige Wachstumsbranche in Deutschland. Ich habe also mitgespielt, und nun gibt es natürlich nicht den geringsten Beweis, dass ich jemals dort gearbeitet habe. Das ist denen ganz recht. So stehe ich als blöder Lügner da, wenn ich behaupte, die hätten mein System geklaut. Angeblich kennen die mich nicht einmal.«
    »Und deine Arbeitskollegen?«, hakte Johanna nach.
    Maik wirkte traurig, resigniert. »Ach die. Die schweigen natürlich aus Angst um ihren Job. Der Boss ist da ein scharfer Hund. Der hat ihnen schnell klargemacht, dass auf jeden Arbeitsplatz zig andere warten. Deshalb kannte mich plötzlich keiner mehr. Ich nehme es ihnen nicht krumm. Die meisten haben eine Familie zu ernähren.«
    »Wann ist das denn passiert?«, wollte Ulla Fischer wissen und legte voller Mitgefühl eine Hand auf Maiks Arm.
    »Vor drei Tagen.«
    Kritisch fragte Johanna nach: »Aber dann bist du trotzdem jede Nacht weg gewesen?«
    »Ja. Ich habe meine Arbeitskollegen aufgesucht und mit ihnen geredet. Ich habe ihnen Anteile am Gewinn versprochen … Ich habe, verdammt nochmal, sogar versucht, mein eigenes System zurückzuklauen.«
    Er redete nicht weiter. Seine Lippen zitterten.
    Du liebe Güte, dachte Johanna. Gleich fängt der an zu heulen.
    Ihre Mutter ließ Bens Hand los. Sie rückte näher zu Maik und nahm ihn liebevoll in den Arm.
    Ben biss sich auf die Unterlippe.
    Der weiß auch nicht mehr, wem er glauben soll, dachte Johanna.

49
    Leon hatte von Anfang an nicht vor, in der Einrichtung zu bleiben. Okay, es machte alles einen ganz lockeren Eindruck, mit Postern an den Wänden, frohen Farben, zusammengewürfelten alten Möbeln, ein bisschen plüschig wie bei Oma und gleichzeitig mit modernen IKEA-Regalen und Flachbildschirmen. Im Sozialraum stand ein PC mit Benutzerplan, in den auch er sich eintragen konnte.
    Überhaupt gab es für alles Pläne. Essenspläne. Putzpläne. Freizeitpläne.
    Leon hatte auch einen Plan. Einen

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