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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Scheint genug Staub aufgewirbelt zu haben, um ihm ein Rollkommando auf den Hals zu schicken. Sonst ein unscheinbarer Typ, dieser Potter, NASA-Oldtimer, doch in den letzten Tagen mächtig aktiv. Trifft sich mit den Machern bei Spacecraft, Raumfahrtspezialisten, Medienleuten, seinen Killern.
    »Wenn Spacecraft die Caddy-Typen bezahlt, sind wir ganz schön am Arsch, Partner.« Fang’ schon wieder an zu schwitzen.
    »Wie der alte Potter seine Unterlagen wohl kodiert hat?«
    Chan träumt schon wieder: »Hey, wie hoch ist die Prämie für einen lichtschnellen Raumschiffantrieb – höher als Spacecrafts Schweigegeld?«
    »Hoch genug, um dir bei Onkel Chan ’ne flotte Urne aus der Han-Dynastie zu kaufen, Partner.«
    »Sie hätten nicht versucht, uns flachzumachen, wenn sie das Zeugs schon hätten«, träumt er weiter, Mutter Gans scheint aus dem Wettbewerb zu sein.
    »Würd’ gern Frasers dummes Gesicht sehen.« Jetzt bin ich am Träumen.
    »Was ist mit diesem Abel?«
    »Abel Melinsky, du erinnerst dich, das Leihhaus an der Westside, spielten Schach zusammen.«
    »Alte Freunde, was?« Bin schon fast an der Tür. »Fühlte sich verfolgt, der alte Knabe. Geh’n wir, Chan.«

    Kein schwarzer Wagen zu sehen. Bisschen in der Nachbarschaft rumhorchen. Vielleicht ist er auch schon wieder in seiner Bruchbude, dauern nicht lange bei dieser Hitze, diese Beerdigungen.
    Die Leuchtreklame ist ausgeschaltet, das Gitter drei Viertel hochgezogen. Kein alter Mann. Ein gelangweilter Punk, überlegt, ob er den Joint verstecken soll, scheiß auf die Cops, zu heiß für soviel Action.
    »Na, Zuckerpuppe, was soll’s sein?« Bemüht sich vergeblich, die Zähne auseinanderzukriegen.
    »Donovan, City Force, wo ist Abel Melinsky?«
    »Ein City-Agent?« Glotzt, merkt nicht, wie ihm das Kinn aus dem Gesicht fällt.
    »Reiß dich zusammen«, zischt Chan, balanciert beiläufig mit einem von diesen Barrio-Messern.
    »Werden wohl nicht mehr mit ihm sprechen können.« Fummelt mit rastlosen Fingern auf dem zerschrammten Tresen, schiebt ein flaches Päckchen hin und her. »Letzte Nacht haben ihn so ein paar verrückte Barrio-Killer erwischt, direkt vor der Tür.«
    »Dreiundsechziger Caddy, hologestylt, Fahrerflucht?«
    Er zuckt zusammen. Verfolgungswahn.
    »Schwarzer Caddy?« Seine Zunge huscht über trockene Lippen, »Woher wissen Sie?«
    »Bin manchmal ganz gut im Raten.«
    Chan lehnt in der offenen Tür, behält die Kreuzung im Auge, wachsam, unsichtbar im Schatten, im Feindesland, im Barrio-Territorium. Ich schlendere durch den Laden, gelangweilt. Sachen in staubigen Regalen, gebracht, um zu bleiben, Erinnerungsstücke, Plunder, Schachprogramme?
    »Gestern war ein alter Mann hier und hat Melinsky etwas vorbeigebracht.« Nur eine Vermutung, klingt wie eine Behauptung.
    »Er war hier und ging wieder.« Ein Schaudern. »Hat ihn auch erwischt, dieser schwarze Caddy.«
    »Er ließ nichts da?«
    Kopfschütteln, hat zuviel Angst, der kleine Punk, um sich Stories auszudenken, zu ausgeflippt zum Lügen.
    »Und was ist das?«
    Nervöse Finger bewegen es ununterbrochen über die Theke, dies kleine, flache Päckchen. Erstaunen, sieht es zum ersten Mal.
    »Kam heute morgen durch Kurierdienst, war für meinen Onkel; schätze, er braucht’s wohl nicht mehr.« Resigniert.
    »Ich hab’s, Chan. Behalt die Tür im Auge, Kleiner, keine dreiundsechziger Caddys, verstanden? Wo ist der PC?«
    Seine Hand deutet auf einen kitschigen Perlenvorhang vor einem Mauerdurchbruch; willenlose Finger überlassen mir das Päckchen.
    »An die Arbeit, Partner.«
    Schach, wer spielt schon Schach, wenn er auf JaiAlai und Football wetten kann? Chan, mein schlauer Spürhund, er kennt die Regeln. Schiebt die Cartridge mit dem Programm ein, erzählt was von Eröffnungszügen. Ein Raster mit vierundsechzig Feldern erscheint auf dem Monitor, an der Ober- und Unterseite Symbole in zwei Reihen, die Spielfiguren.
    Ich lass Chan arbeiten, check’ ab, ob der Punk noch auf die Straße aufpasst und nicht schon das Weite gesucht hat. Doch der hat zuviel Schiss, um sich rauszuwagen und abzuhauen. Sieht schwarze Autos mit leuchtenden Scheinwerfern und aufgerissenen Kühlern und scharfkantigen Spoilern. Lauern hinter jeder Ecke, Killercars.
    »Verdammt, er spielt Bauer auf F6. Immer Bauer auf F6, was ich auch ziehe.« Zerrubbelte Haare, fassungsloser Blick, Chan ist ratlos.
    »Probleme?«
    »Er zwingt mich, Bauer E3 oder E4 zu ziehen. Tu ich’s nicht, stürzt das ganze dämliche Programm

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