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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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machte ihn so interessant? Abrupt blieb ich stehen. Fast hätte ich mir an den Kopf geschlagen; warum war ich nicht gleich darauf gekommen?
    Auf einmal ergab alles einen Sinn. Die Art, wie er sich auf fremde Situationen einstellte, seine Zielstrebigkeit und gleichzeitige Vorsicht – und der komische kleine Koffer. Es gab nur eine logische Erklärung: Delmonte war ein Konzernkurier. Jetzt wunderte es mich nicht mehr, dass sich meine Auftraggeber so bedeckt gehalten hatten. Verdammt. Das bedeutete richtig Ärger. Wie richtig ich mit meiner Vermutung liegen sollte, erkannte ich nur kurze Zeit später.

    Ich war nicht die Einzige, die ein Interesse an Min’err Delmonte hatte. Seit wann ihn die zweite Person verfolgte, wusste ich nicht. Dass es sich um einen Nichtmenschen handelte, stand hingegen außer Frage. Der seltsam staksige Gang, der von einem doppelten Sprunggelenk herrührte, die viel zu langen Arme und der nach vorne geneigte Kopf mit der ausgeprägten Schädelplatte, all das ließ sich nicht durch das weite Cape verbergen, in das er sich gehüllt hatte. Es gab nur eine Spezies, auf die diese Beschreibung passte: Die Arraki – oder die Erben der Ersten, wie sie sich großspurig selbst nannten. Beweise gab es dafür nicht, da man bisher keine DNA Proben von den Ersten gefunden hatte, aber das hielt die Arraki nicht davon ab, Anspruch auf alle Artefakte der Ersten zu erheben, die jemals in den Sandbauten gefunden worden waren.
    Von diesem Moment an überschlugen sich die Ereignisse und im nach hinein vermochte ich nicht mehr genau zu sagen, wie der Ablauf gewesen war. Hatte Delmonte den Arraki bemerkt und war deshalb in die enge Seitengasse gelaufen, oder war dies von vornherein sein Ziel gewesen und der Nichtmensch war ihm gefolgt?

    Bis ich mich durch die Reisegruppe geschoben hatte und endlich vor der Gasse stand, war alles vorbei. Delmonte lag reglos auf dem Boden, und den Arraki konnte ich nirgends entdecken.
    Außer ein paar Sqirrlicks, die quiekend an seinem Körper schnüffelten, war niemand zu sehen. Und von meinem Standort aus konnte ich nicht erkennen, ob er seine komische kleine Tasche noch hatte. Nicht, dass er sie jetzt noch gebraucht hätte, aber ich hatte das dumme Gefühl, dass es bei dem ganzen Auftrag weniger um den Mann als um die Ware, die er transportierte, gegangen war. Und genau das musste ich jetzt herausfinden. Mit schweren Schritten ging ich in die Gasse.
    Er lag auf dem Bauch, das Gesicht im roten marsianischen Staub, eine Hand ausgestreckt, die andere unter seinem Körper. Verdammt, ich würde ihn umdrehen müssen, wenn ich rausfinden wollte, ob der den blöden Koffer noch hatte. Doch erst einmal sollte ich besser feststellen, ob er auch wirklich so tot war, wie er aussah.
    Er war gut. Eben hatte ich noch nach seinem Puls gesucht, da hatte er mich schon auf den Rücken geworfen, war über mir und drückte mir ein Messer an die Kehle.
    »Wer bist du und warum folgst du mir?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, versuchte ich mich rauszureden. Wenig erfolgreich, wie ich kurz darauf feststellte, als er das Messer etwas nachdrücklicher an meinen Hals drückte. Doch ich war nicht bereit, so schnell einzuknicken. Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte ich seinen forschenden Blick und sagte bestimmt: »Lass mich sofort los.«
    Er lachte lauthals, nahm aber das Messer weg, ohne jedoch von mir runterzugehen.
    »Du bist ganz schön mutig.« Er sah mich prüfend an. »Oder nur dumm?«
    »Vermutlich Letzteres, sonst wäre ich meiner Wege gegangen, als ich dich hier liegen sah.«
    Vergeblich versuchte ich, mich zu befreien; er hielt mich mühelos unten. Lange konnte er sich nicht bei Niedrigschwerkraft aufgehalten haben. Kam er womöglich von der Erde? Das war nur einer der vielen unsinnigen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen.»Ich sollte mal wieder in den Kraftraum gehen“, gehörte noch zu den vernünftigeren.
    „Also, wer bist du, und warum bist du mir gefolgt?“
    „Wenn du von mir runter gehst, sag ich’s dir.“
    Vermutlich als kleines Zugeständnis ließ er meine Arme los und nahm den Druck von meinem Oberkörper.
    »Starbuck«, presste ich zähneknirschend raus und ließ meine Schultern kreisen, um meinen Muskeln zu lockern.
    »Callista Starbuck? DIE Callista Starbuck?« Endlich stieg er von mir runter und musterte mich amüsiert. Er meinte wohl, ich käme eh nicht weit, womit er vermutlich recht hatte. »Was hast du denn hier zu suchen?«
    »Fragt wer?« knurrte ich. Ich

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