Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
tell me I'm the only one that you love – Life could be a dream, sweetheart …”
Es ist allerdings eine neuere, etwas schwungvollere Fassung des alten Klassikers der Chords. Ich traue meinen Ohren wirklich nicht mehr. Bevor ich jedoch kurz davor bin, ins Theater zu stürzen und den Verantwortlichen zu erwürgen, verklingt die Melodie.
Ein paar schnelle Schritte bringen mich zum Eingang des Theaters. Hinter der Tür dringen nun ganz andere Töne hervor und mir wird klar, dass sich gerade das angekündigte Kabarett dahinter abspielt. Ganz versöhnen kann mich das nicht, dennoch hat der kleine Aufreger dafür gesorgt, dass sich mein Gemüt nun wieder beruhigt.
Nüchtern betrachtet ist die ganze Angelegenheit einfach nur eine Verkettung von unglücklichen Zwischenfällen, und genauso einfach wie ich hineingeschlittert bin, werde ich auch wieder aus ihr herauskommen. Mal davon abgesehen, dass sowohl die Woodenbrocks als auch ihr Anwalt in drei Tagen das Schiff verlassen werden.
Also wieder auf das Hier und Jetzt konzentriert. Was sind schon drei Tage? Mit diesem beruhigenden Gedanken schlendere ich deutlich abgekühlt zurück zur Lobby. Nun wartet Cindy dort auf mich und tritt nervös von einem Fuß auf den anderen.
„ Guten Abend, Cindy“, grüße ich freundlich und in dem Moment geht mir auf, dass ich ihren Nachnamen nicht kenne. Sie erwidert meinen Gruß. „Sind Sie so weit oder haben Sie es sich anders überlegt?“
Sie schluckt einmal schwer und ihr Blick wandert unsicher von mir zu meiner Tasche. „Nein“, beginnt sie langsam, um dann hastig hinzuzufügen: „Ich will das und außerdem habe ich eben das Geld überwiesen. Jetzt einen Rückzieher zu machen wäre dumm, oder?“ Sie sieht mich nach Zustimmung heischend an.
Ich lächele nur. „Nicht unbedingt, denn es ist ja keine Sache, die man mal eben rückgängig machen kann.“ Sicher sollte ich das aus reinem Geschäftsinteresse nicht sagen, aber die Basis zwischen uns beiden muss einfach stimmen. Wenn sie innerlich nicht tatsächlich davon überzeugt ist, kann ich meine Arbeit nicht für sie zufriedenstellend ausführen.
Sie mustert mich noch ein letztes Mal, strafft sich dann und setzt eine entschlossene Miene auf. „Das stimmt.“ Sie sammelt sich und erklärt dann mutig: „Ich wollte das ja auch schon immer …“ Einmal tief durchseufzend greift sie nach meiner freien Hand. „Ich will es.“
Aufmunternd drücke ich ihre Hand. „Na, dann lassen Sie uns anfangen.“
Sie nickt. „Nach Ihnen.“
Durch so manche sonst für mich verschlossene Tür führt Cindy mich in eine kleine, aufgeräumte Kabine. Auf dem Weg erklärt sie mir, dass wir wahrscheinlich einige ihrer Kollegen treffen werden, dass mich das aber nicht stören soll. Ich folge ihr unbekümmert und grüße freundlich jeden, der uns über den Weg läuft. Es dauert eine Weile, denn die Kabinen sind verständlicherweise weitab von denen der Gäste.
Ich staune nicht schlecht über diesen Blick hinter die Kulissen. Wie viele Menschen hier auf diesem Schiff tatsächlich leben und arbeiten, kann ich nur erahnen. Aber es sind sehr, sehr viele. Eigentlich logisch bei all den Restaurants, Bars, der großen Küchen der vielen Restaurants und all den kleinen Annehmlichkeiten, von denen der Gast natürlich nichts mitbekommen soll.
Cindys Kabine ist nicht groß, aber sie bewohnt sie alleine, was ein purer Glücksfall war, wie sie sagt. Den größten Raum nimmt das Einzelbett ein. Dazu ein Nachttisch, ein Schrank, eine Anrichte für Persönliches mit einem Fernseher und eine Badkabine. Interessiert sehe ich mich um. Die Kabine ist mit uns beiden quasi voll.
„ Viel Platz gönnt man Ihnen hier ja nicht“, bemerke ich und sie zuckt mit den Achseln.
„ Ich bin ja auch zum Arbeiten hier.“
Das ist natürlich eine Erklärung.
„ Ich brauche Licht, eine Stromquelle und einen Platz, um meine Utensilien aufzubauen.“
„ Natürlich.“ Schnell räumt sie den Nachttisch leer. „Reicht das?“
Nach einer kleinen Musterung des Platzes nicke ich. „Haben Sie einen Stuhl?“
„ Nein, aber ich kann einen besorgen.“
Wieder nicke ich.
„ Was soll ich tun?“, erkundigt sie sich, nachdem sie den Stuhl organisiert hat.
„ Legen Sie sich einmal auf das Bett. Ich muss sehen, ob es als Unterlage dienen kann. Sie sollen es ja außerdem bequem haben.“
Sie tut wie ihr geheißen und es wird schnell klar, dass es sich nicht eignet. Sie sinkt einfach zu tief ein und ihr Körper kann so
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