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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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mir der Gedanke kommt, dass ich ja auch kehrtmachen kann, lächelt mich die diensthabende Schwester hinter der kleinen Rezeption freundlich an. Also reiße ich mich zusammen und erkundige mich nach Sharroll. Sie verweist mich in Zimmer 3. Meine Tasche muss ich allerdings bei der netten Schwester lassen.
    Das junge Mädchen liegt alleine in dem Zweibettzimmer, so viel kann ich anhand der Beschilderung erkennen, und nach einem Klopfen trete ich ein. Der Raum ist gut gefüllt: Sharroll natürlich, dann Desmond, Fay und Alex. Kurz halte ich inne und will die Tür eigentlich gleich wieder zumachen. Sorry, in der Tür vertan …
    Die drei, die nicht im Bett liegen, drehen sich natürlich zu mir um und Desmond gibt ein freudiges „Miss Ashton!“ von sich.
    Verdammt – zu langsam. Er steht auf und ich füge mich in mein Schicksal. Neben Sharrolls Bett stehen ein Tisch mit Blumen und ein medizinisches Gerät, welches kleine Piepslaute von sich gibt.
    Mist – hätte ich Blumen mitbringen sollen? Auch dafür ist es jetzt zu spät.
    Mit einem eindeutig mulmigen, gemischten Gefühl bewege ich mich auf das Bett zu.
    „ Oh Christa“, ich habe kaum das halbe Zimmer durchquert, als Fay auch schon auf mich zustürzt und mir um den Hals fällt. Mechanisch erwidere ich die Umarmung. „Der Himmel muss Sie uns als rettenden Engel geschickt haben.“
    Öhm … als Helfer, okay. Als Retter von mir aus; aber als Engel? Ich denke nicht, dass das die richtige Abteilung für mich ist.
    Fay drückt mich fest an sich. „Alex hat mir alles erzählt.“
    Ich stutzte und werfe Alex einen distanzierten Blick zu, den er kühl erwidert. „Was genau meinen Sie mit alles, Fay?“ Vorsichtig versuche ich sie von mir wegzuschieben, doch sie lässt einfach nicht los.
    Stattdessen antwortet sie in einem Schwall aus schnellen, unkoordinierten Sätzen.
    „ Sie wissen doch, was ich meine. Dass er mich mit meinen Kopfschmerzen nicht allein lassen wollte und er dabei Sharroll leider aus den Augen verloren hat. Dass er Sie dann gefunden und gebeten hat ihm zu helfen, und wie Sie schließlich gemeinsam nach ihr gesucht haben und Sie auf die Idee mit dem Pool gekommen sind, weil mein abscheulicher Bruder so etwas angedeutet hatte und wie Sie damit schließlich den richtigen Riecher hatten. Ich bin so froh, dass Sie sie noch rechtzeitig gefunden haben!“
    Wieder umarmt sie mich und ich erwidere ihre Umarmung nun etwas freundlicher. Dabei werfe ich einen Blick auf Alex, der ein leichtes Kopfnicken andeutet. Was auch immer ihn dazu bewogen hat, die pikanten Details des Abends auszusparen, es gibt der Geschichte tatsächlich einen Beigeschmack von Heldenmut.
    Fay lässt mich los und ich kann die letzten Schritte zu Sharrolls Bett zurücklegen. Sie sieht sehr blass aus in dem weißen Bettzeug. Ein Zugang liegt auf ihrem linken Handgelenk, über den sie an einen Tropf angeschlossen ist. Langsam, aber unaufhörlich gelangt so eine dunkle Flüssigkeit in ihren Körper. Auch ist die Hand mit einem kleinen Lederband am Bett fixiert, so dass sie sich die Infusionsnadel nicht herausreißen kann, sollte sie sich im Schlaf drehen.
    Desmond sitzt blass und beinahe apathisch auf einem unbequemen Plastikstuhl daneben und hält ihre linke Hand. Er sieht müde und kraftlos aus. Seine Gesichtsfarbe geht ins Gräuliche. Er scheint nicht wirklich viel geschlafen zu haben in der letzten Nacht.
    „ Wie geht es ihr?“, frage ich Fay.
    „ Sie ist über dem Berg und es geht aufwärts mit ihr. Aber es war knapp und der Arzt sagt, es ist nur Ihrer Idee mit dem warmen Wasser zu verdanken, dass ihr Körper keine komplette Unterkühlung erlitten hat. Wie sind Sie darauf gekommen?“
    Wenn ich könnte, würde ich jetzt rot werden.
    „ Naja“, beginne ich langsam. „Es war die einzige Möglichkeit schnell an Wärme heranzukommen.“ … und es war nicht das erste Mal, dass ich einen Menschen in solch einer Situation gefunden habe. In den Tagen, als ich selber noch Drogen nahm war so etwas beinahe an der Tagesordnung. Je nachdem, welche Substanzen zusammenspielten, froren oder fieberten die Personen um mich herum, wenn sie auf Entzug waren.
    Wasser kann man schnell auf die gewünschte Temperatur bringen und wenn es hart auf hart kommt, wäscht es auch alles andere einfach, still und heimlich davon. Es setzt natürlich voraus, das man selber gerade nicht im Vollrausch steckt, aber das ist eine andere Geschichte.
    „ Sagten Sie etwas?“ Fays Stimme reißt mich aus meinen Gedanken.

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