Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
stammelt Cindy kleinlaut.
„ Dessen bin ich mir bewusst. Dass Sie jetzt nicht im Dienst sind, weiß ich. Demnach muss es eine private Angelegenheit sein.“ Cindy atmet auf. „Also, was tun Sie hier?“ Dieses Mal sieht er mich an.
„ Ich bin Tätowiererin, Mr. Morgan, und Cindy hat mich als solche gebucht und auch schon bezahlt. Heute sollte das Tattoo fertig werden.“
Er zieht interessiert eine Augenbraue hoch.
„ Diese Dame dort“, ich zeige auf Amanda, „hat uns mangels einer passenden Unterlage ihre Massageliege zur Verfügung gestellt. Diese sehen Sie dort drüben, ebenso wie mein Handwerkszeug.“ Ich mache eine entsprechende Geste und er sieht zur Liege.
„ Sie sind Tätowiererin?“ Er klingt sachlich interessiert und ich nicke. „Und Sie haben sich tätowieren lassen?“, wendet er sich an Cindy. Sie sitzt wie ein Häufchen Elend auf der Liege. „Bitte lassen Sie mich nicht feuern. Ich brauche den Job.“
„ Warum sollten wir Sie wegen eines Tattoos entlassen? Sie haben es ja nicht an sichtbaren Körperstellen, wie ich feststelle.“
Er mustert sie noch einmal professionell und sie beeilt sich zu sagen: „Das stimmt. Es ist auf dem Rücken, wo es niemand sieht.“
„ Dann sehe ich da überhaupt keinen Handlungsbedarf.“ Erleichtert lässt sich Cindy auf die Liege sinken. „Das wäre also geklärt. Warum sind wir jetzt genau hier, Sir?“ Er wendet sich an Alex und dieser erwidert:
„ Meine Mandantin hat mich gebeten herzukommen. Warum, weiß ich noch nicht.“
„ Es ist nichts, nur ein Missverständnis“, beeilt sich Amanda zu beschwichtigen, doch Cindy lässt das nicht durchgehen.
„ Ein Missverständnis? Du filmst ja immer noch!“
Mr. Morgan sieht nun ärgerlich aus. „Erklären Sie das bitte.“
Ich nicke und setze mich auf den Stuhl, der vor der Liege steht. „Nun Sir, es ist so, dass meine Arbeiten einen gewissen Grad an Berühmtheit und einen dazugehörigen Ruf erlangt haben.“
Sein Gesicht verändert sich nicht. „Aha, und weiter?“
„ Nun, gestern hat Amanda hier, ich darf Sie doch Amanda nennen?“ Sie nickt schwach. „Also gestern jedenfalls hat Amanda dies herausbekommen und heute war sie nun der Überzeugung, meine Arbeit filmen und dieses Band an eine Fernsehanstalt verkaufen zu dürfen.“
Mr. Morgan zieht leise die Luft ein und Alex Blick wird finster. „Ich nehme an, Sie haben Ihr Einverständnis dazu nicht gegeben?“
Ich verneine und setze hinzu: „Auch habe ich den Vertragskonditionen, die ihr vorschwebten, nicht zugestimmt. Sie hat sich aber geweigert die Hauptkamera abzustellen.“
„ Stellen Sie diese sofort ab“, ranzt Mr. Morgan die blasse Amanda an.
„ Sie ist aus.“
„ Gut.“
Er wendet sich wieder an mich und ich fahre fort: „Wenn Sie sich bitte dort drüben den PC anschauen wollen. Die Webcam oberhalb des Monitors ist an und ich würde mich nicht wundern, wenn sie alles live überträgt. Wohin, ist mir aber nicht bekannt.“
Mit einigen schnellen Schritten ist Mr. Morgan bei dem Rechner und hat meine Aussage überprüft. Er läuft tatsächlich und die Kamera ist ebenfalls im Aufnahmemodus. Amandas Gesicht hat jegliche Farbe verloren.
„ Ich erwarte, dass das sofort abgestellt wird“, befiehlt er und sie macht sich hastig daran, dem Folge zu leisten.
„ Ich protestiere ganz entschieden“, erklärt Alex. „Das sind tiefgehende Eingriffe in die Privatsphäre meiner Mandantin und ihrer Kundin.“
„ Keine Sorge, es wird Konsequenzen nach sich ziehen“, erklärt Mr. Morgan. „Wollen Sie eine Beschwerde einreichen, Miss Ashton?“
Ich überlege kurz, entscheide mich dann aber dagegen. „Ich möchte mein Inkognito wahren und ansonsten nur meine Arbeit beenden, Sir. Dafür hat Cindy schließlich bezahlt.“
Er lächelt. „Ich verstehe.“
Nachdem er Amanda angewiesen hat, vor der Kabine auf ihn zu warten, wendet er sich an mich. „Sie sind also Tätowiererin.“ Sein Ton verrät mir nichts über seine Gedanken. Ich nicke nur.
„ Interessant. Darf ich einmal sehen?“
„ Da müssen Sie Cindy fragen und nicht mich.“ Diese nickt und streift ihr Hemd ab, nachdem sich beide Männer taktvoll umgedreht haben. Nun liegt sie bäuchlings auf der Liege und man begutachtet gemeinschaftlich meine Arbeit.
„ Eine interessante Interpretation“, ist das Einzige, was Mr. Morgan dazu sagt, „und eine sehr gute Arbeit.“ Wow, war das ein Kompliment?
Auch Alex nickt anerkennend.
„ Es war meine Skizze, die sie verwendet
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