Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
Zugang und mit einem leichten Gefühl der Zufriedenheit schließt sich die Tür hinter mir.
Die Kabine ist dunkel und riecht nach Desinfektionsmitteln. Sie wurde seit Bens Ausflug hierher anscheinend nicht mehr benutzt. Sehr gut, dann vermutet mich hier auch keiner. Ich lasse mich auf das Bett fallen und atme langsam auf. Mein ganzer Körper ist aufgewühlt und mein Instinkt ist nicht zufrieden. Ich brauche unbedingt Hilfe, schießt es mir durch den Kopf. Aber was tun?
Auch merke ich, dass mir meine Erinnerungen noch nicht alles gezeigt haben, was sie mir zeigen wollen. Mit aller Macht drohen sie jetzt nach oben zu kommen und ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Die bleierne Unbeweglichkeit, die diese uralte und so lange verdrängte Erinnerung mit sich bringt, überfällt mich und mein einziger Trost ist, dass sie mich nicht in meiner eigenen Kabine ereilt hat.
Mein Mund und meine Kehle standen in Flammen, zumindest fühlte es sich so an. Als mich die Kraft verließ, wusste ich nicht mehr, wo ich war. Aber in der Nähe roch es nach frischer Erde. Dorthin kroch ich mit letzter Kraft, in einen Schuppen und dort hinter einen Stapel Umzugskartons. Als ich wieder erwachte, hatte ich Hunger.
Der Schuppen befand sich auf einem Friedhof unmittelbar neben einer Kapelle. Der schale Geruch von Weihrauch hing noch in der Nähe, ich floh davor. Als ich hungrig durch die Straßen lief, erinnerte ich mich an die letzte Nacht. Ich bewegte mich vorsichtig, jede Ecke ausnutzend. Ich wollte so schnell wie möglich zu unserem Unterschlupf und auf Jason warten. Mein Mund und meine Zunge fühlten sich geschwollen an. Ich konnte es mir nicht erklären.
Als ich unseren Unterschlupf erreichte, war Jason nicht da. Also wartete ich auf ihn. Erst gegen die frühen Morgenstunden kam er zurück und blieb wie angewurzelt stehen, als er mich sah. Ich sah ihn an und wusste, dass etwas nicht stimmte. Alarmiert stand ich auf, doch er kam auf mich zu und drückte mich sanft zurück auf die Kissen.
Er sagte, er hätte sich Sorgen gemacht und mich gesucht, dann betastete er vorsichtig meinen Mund. Es tat höllisch weh und ich entzog mich ihm. Er fragte mich, was ich getrunken hatte. Ich verstand nicht, schilderte ihm jedoch den Vorfall. Er sagte, mein Mund sähe aus, als ob ich mich verbrannt hätte, voller kleiner Pusteln und Brandstellen. Ich sah ihn erstaunt an.
Wie war das möglich? Ich hatte doch nur versucht von Hunter zu trinken. Bei dem Gedanken kam der Hunger zurück. Jason fragte mich, ob ich trinken konnte, denn so würde er mich nicht wieder auf die Straße lassen. Ich versuchte meine Fangzähne wachsen zu lassen. Auch das tat höllisch weh. Mein Mundinnenraum schien etwas abbekommen zu haben. Ich unterdrückte den Schmerz so gut es ging. Jason sah mich lange an und dann gab er mir von seinem Blut.
Es war lange her, dass ich überhaupt vampirisches Blut zu mir genommen hatte. Ich merkte, dass es stärker war als das der Menschen und wie es mich wärmte. Ich ließ schnell ab von ihm, da der Hunger danach größer wurde. Jason wies mich an zu ruhen und den Schaden regenerieren zu lassen. Ich tat wie mir geheißen. Es dauerte einige Tage, bis ich mich besser fühlte, und in dieser Zeit verließen weder er noch ich unseren Unterschlupf. Nachdem ich mich erholt hatte, verließen wir Toronto und zogen willkürlich durch die Staaten.
Jason! Natürlich, das ist es. Wieder zu mir kommend, suche ich das Bordtelefon. Obwohl, Moment, wenn ich von hier aus telefoniere, dann wissen sie, wo ich bin. Verdammt! Aber vielleicht habe ich ja? Verzweifelt durchsuche ich meine Garderobe und tatsächlich, ich muss mein Telefon geistesgegenwärtig eingesteckt haben. Danke, danke, danke! Mit fliegenden Fingern klappe ich es auf und suche die Nummer heraus, die ich erst vor wenigen Stunden erhalten habe. Wer hätte gedacht, dass ich sie so schnell benutzen würde?
Der Leitungsaufbau dauert gefühlte Ewigkeiten und ich versuche, nicht verzweifelt hin- und herzulaufen. Keine Ahnung, ob das Aufmerksamkeit bei irgendetwas oder irgendwem erregen würde, aber ich kann es einfach nicht unterdrücken. Mein Fluchtinstinkt ist zu groß.
Nach dem zweiten Klingeln steht die Leitung und ich höre Jasons überraschte Stimme: „Das ging aber schnell, Liebes.“
Ich komme gleich zur Sache. „Sie haben mich, Jason!“
Stille am anderen Ende, dann Hektik. „Was genau heißt sie haben dich?“
Ich kann mich nur schwer beherrschen. „Die Jäger, sie haben
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