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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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auch wenn ich mit allem kämpfte, was ich hatte.
    Nach einer scheinbaren Ewigkeit gelang es mir, seine Verteidigung kurz zu durchbrechen und ihm meine Hand durchs Gesicht zu ziehen. Darin lag das kleine schwere Messer, das ich die ganze Zeit darin gehalten hatte. Er sackte mit einem Schrei zu Boden. Ich musste etwas Wichtiges getroffen habe. Als er den Kopf hob, hielt er sich die rechte Hand schützend auf die rechte Gesichtshälfte.
    Zwischen seinen Fingern sickerte Blut in einem ständigen Strom hindurch, und als er die Hand kurz fortnahm, sah ich, dass eine tiefe Wunde durch sein Gesicht verlief. Ich hatte das rechte Auge erwischt und zerfetzt. Automatisch reagierend sprang ich ihn an. Er war schwer verletzt und eine bessere Beute gab es momentan nicht. Auch lag der Geruch von Blut in der Garage und stachelte mich an. Als ich ihn erreichte und sein Blut trinken wollte, brannte die Berührung damit wie Feuer in meinem Mund. Ich jaulte auf vor Schmerz, sprang über ihn hinweg und rannte und rannte und rannte.
     
    Genauso wie damals renne ich auch jetzt noch. Irgendwann habe ich ein Treppenhaus registriert und wende mich instinktiv nach oben. Nur weg hier.
    „ Christina!“, brüllt jemand hinter mir her, doch ich ignoriere es. Mein Fluchtinstinkt treibt mich und ich muss ihm folgen. Es gibt keine klaren Entscheidungen und schon gar keine rationalen.
    Einfach nur laufen – einen Fuß vor den anderen. Aber wohin? Für einen Moment übernimmt doch noch mein Verstand die Oberhand und zwingt mich, kurz innezuhalten. Wo bin ich? Auf einem Flur auf Deck 4. Hinter, oder besser irgendwo unter mir die Jäger. Über mir nur Flure und vereinzelte Restaurants. In diesem Moment der Klarheit geht mir auf, dass ich in dieser Garderobe eine leichte Beute bin und so ist der nächste Entschluss beinahe logisch.
    Mit atemberaubender Geschwindigkeit hechte ich die Treppen hinauf zu Deck 9 und komme auch nur kurz außer Atem, als ich in den langen Flur hineinbiege, der zu meiner Kabine führt – der einzig sichere Unterschlupf momentan. Im Handumdrehen habe ich die Tür erreicht und kann sie öffnen. Zu gut, dass ich meine Bordkarte nicht Alex gegeben, sondern bei mir behalten habe.
    Als sich die Tür hinter mir schließt und ich sie verriegele, kann ich mich nur noch gegen die Tür fallen lassen. Doch das ist zu unsicher. So schnell wie möglich streife ich das Kleid ab und knülle es hektisch in den Schrank. Mist, jetzt bin ich noch wehrloser als vorher, denn in bloßer Unterwäsche biete ich ein recht gutes Ziel. Außerdem erscheint mir die Kabine jetzt doch mehr wie ein Gefängnis. Eine wirklich sichere Zuflucht ist etwas anderes.
    Wenn mich die Jäger tatsächlich ausfindig gemacht haben heißt das auch, dass sie wissen, wo ich mich aufhalte. Panisch sehe ich mich um, reiße dann eine dunkle Hose und ein dunkles Oberteil nebst schweren Stiefeln aus dem Schrank und schlüpfe hinein. Wo ist eigentlich die schwere Lederjacke abgeblieben, wenn man sie braucht? Egal.
    Die ganze Umzieherei hat mich zu viel Zeit gekostet, als dass ich hier noch sicher wäre. Aber wohin? Unter das Bett? Nein, das ist zu offensichtlich. Beinahe erneut panisch drehe ich mich im Kreis um mich selbst und versuche abzuschätzen, was mir hier als Waffe dienen könnte, da kommt mir ein anderer Gedanke.
    Die Kabine, die Ben ursprünglich beziehen sollte, steht doch immer noch leer. Da sucht mich bestimmt keiner und mit dem Generalcode von Mr. Morgan müsste ich da ohne Probleme hineinkommen. Gesagt, getan. Mit neuer Energie verlasse ich meine Kabine und flitze noch einmal den langen Flur entlang. Ich bin schnell, das weiß ich. Zu schnell für meine Verfolger, aber anscheinend nicht schnell genug, denn gerade als ich mich ins Treppenhaus werfen will, höre ich ihre hektischen Stimmen.
    Verdammt, sie sind nur noch ein Deck unter mir. Also lasse ich dieses Treppenhaus Treppenhaus sein und springe in den Aufzug, der sich gerade vor mir öffnet. Da konnte es wohl jemand nicht wirklich erwarten, von hier wegzukommen. Egal, mir hilft es jedenfalls und so drücke ich den Knopf nach Deck 12 und der Fahrstuhl schließt sich genau in dem Moment, als die Meute in Sichtweite kommt.
    Zum Glück ist Deck 12 übersichtlich und der Weg zur Kabine schnell zurückgelegt. Erstaunlich, wie schnell ich mich an sie erinnern kann, auch wenn ich sie bisher nur einmal betreten habe. Aber auf meinen Instinkt kann ich mich einfach verlassen. Der Universalcode verschafft mir mühelos

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