Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
mich.“
Er wird ganz ruhig, ein Zeichen höchster Konzentration. „Was für Jäger, Darling? Seit wann sind da Jäger auf dem Schiff?“
Ich kann nicht klar denken. „Ich weiß es nicht. Sie haben mich auf der Vampirparty ausfindig gemacht und jetzt wollen sie mich vernichten.“
„ Was für eine Vampirparty?“ Seine Stimme wird noch tiefer.
„ Na, die Vampirparty hier auf dem Schiff …“
„ Christina!“ Er unterbricht mich und auch über die Entfernung hinweg spüre ich die Kraft seiner Stimme. „Beruhige dich und erzähle mir, was genau passiert ist.“
Dem kann ich nur Folge leisten.
Ich erzähle ihm alles, anfangs konfus und undurchsichtig, dann zwingt er mich dank der Macht, die seiner Ausstrahlung und seiner Stimme innewohnen, zur Ruhe – das einzig Richtige, was er tun kann, denn die alte und die neue Erinnerung zerfließen bunt ineinander. Je länger ich rede, desto klarer werden die Bilder in meinem Kopf. Die alte und die neue Erinnerung trennen sich und ich kann sie klar abgrenzen. Nachdem ich geendet habe, schweigt er eine Weile, während im Hintergrund bereits Dinge eingeleitet werden, die ich nur halb mitbekomme.
„ Und du sagst, sie wissen nicht, wo du im Moment bist.“
Ich nicke, zwinge mich dann aber zu antworten. „Ja.“
„ Gut, das ist ein Anfang.“
Ich lasse mich auf das Bett fallen. „Sind es wirklich Jäger, Jason?“
Er schweigt. „Ich fürchte schon, wobei mir nicht ganz klar ist, was sie auf dem Schiff zu suchen haben.“
Eine andere Frage steigt in mir auf. „Wie konnten sie mich finden?“
Er seufzt. „So wie du es erzählt hast, war es purer Zufall, was aber nicht heißt, dass sie nicht gefährlich sind.“
Ich schlucke schwer. „Was mache ich denn jetzt?“ Für einen Moment denke ich an Alex und an das, was beinahe schön hätte werden können. Unaufhaltsam steigen plötzlich Tränen in mir auf. Es ist einfach ungerecht.
„ Du bleibst wo du bist, und ich komme dich holen.“
Ein Schniefen unterdrückend verstehe ich seine Worte nur halb. „Was?“
„ Ich sagte, du bleibst da und ich hole dich da raus.“ Ich habe mich also doch nicht verhört.
„ Und was ist mit meinen Sachen? Ich meine, die meisten kann man ersetzen, aber es sind auch ein paar unersetzliche dabei.“
Er seufzt. „Kannst du sie ungesehen aus der Kabine rausholen?“
Ich schniefe nun offen. „Ich kann es versuchen.“
„ Das ist mir zu riskant. Du bleibst da, wo du bist.“
„ Ich weiß nicht, ob ich hier wirklich sicher bin“, gebe ich zu bedenken.
„ Na jedenfalls sicherer, als in deiner ursprünglichen Kabine.“
Okay, dagegen kann ich nichts einwenden. Eine Weile schweigen wir, dann meldet er sich erneut zu Wort. „Nach meinen Unterlagen wird die Queen Mary 2 morgen in den frühen Morgenstunden hier eintreffen.“
„ Ja.“
„ Du wirst so unauffällig von Bord gehen wie möglich.“
„ Ich verstehe.“
„ Im Hafen wird man dich nach deinem Pass fragen. Hast du den?“
Eine kurze Untersuchung meiner Sachen und ich bin im Bilde. „Nein, er ist noch in meiner alten Kabine.“
Er knirscht kurz mit den Zähnen. „Dann musst du ihn holen. Aber sei vorsichtig, verstanden?“
Ich nicke. „Das werde ich.“
„ Ich werde versuchen dafür zu sorgen, dass du schnell durch die Passkontrolle kommst, und dann wird jemand auf dich warten. Du kannst ihm vertrauen.“
Ich verstumme. „Wer?“
„ Sein Name ist Ron. Er ist mein Sicherheitsmann und ein Vertrauter.“
Ich nicke.
„ Ron wird dich in Sicherheit bringen.“
„ Zu dir?“
„ Zu mir – und dann kümmern wir uns um den Rest.“
Ich bin erleichtert. „Danke, Jason.“
„ Nichts zu danken. Aber sage mir noch schnell, unter welchem Namen du reist.“
Ich nenne ihn ihm und wir verbleiben damit, dass ich ihn anrufe, wenn ich ihm Auto sitze.
„ Denk an den Pass“, schärft er mir noch ein und dann legt er auf.
Ich kann nicht anders, ich bin erleichtert – und traurig gleichermaßen. Es war alles umsonst und ich werde Alex nicht wiedersehen. Oder vielleicht doch? Ich meine, London liegt in England und so groß kann die verdammte Insel doch nicht sein. Irgendwie werde ich ihm eine Nachricht zukommen lassen und dann sehen wir weiter. Außerdem kennt Jason ihn. Also müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn sich da nicht doch noch etwas machen ließe.
Eine ganze Weile starre ich an die Decke und versuche den passenden Moment abzuwarten, in dem ich mich aus der Kabine hinaus und hinunter in
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