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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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endlich sagen, was genau da oben passiert ist?“ Er blickt mich über den Rand seiner Brillengläser hinweg an und schwenkt gleichzeitig sein Weinglas gemächlich in der rechten Hand, während die Linke auf der Stuhllehne ruht. Eigentlich fehlt ein Zigarillo darin, um das Bild abzurunden. Seine Aufmerksamkeit gilt mir.
    „ Ich dachte schon, du fragst nie.“ Eigentlich sollte das locker klingen, ich verkrampfe trotzdem innerlich.
    Er wirft mir einen schrägen Blick zu. „Ich meine es ernst.“
    Mir steckt ein dicker Kloß im Hals und plötzlich kann ich nicht mehr sprechen.
    Er wartet geduldig und mein Hals schwillt immer mehr an. Ich kann einfach nicht darüber reden. Dafür kann ich sehr deutlich erkennen, wie er sich sammelt und zu einer Rede ansetzt.
    „ Christina.“ Seine Stimme ist einen Tick zu dunkel um von mir abzuperlen. „Auch wenn es dir schwerfällt, solltest du darüber sprechen.“ Ich kann ihn nur ansehen. „Glaube mir, es ist besser so.“
    Ich setze das Glas ab und räuspere mich. „Es ist schwierig.“ Meine Stimme ist beinahe tonlos.
    Er nickt. „Ich habe so etwas schon oft erlebt.“ Plötzlich ist der Knoten weg.
    „ Du hast so etwas schon oft erlebt?“ Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen – ermahne ich mich selbst. „Du hast schon oft erlebt, wie Männer mit Pflöcken und Pfählen auf eine wehrlose Frau losgegangen sind und sie töten wollten?“ Okay, vielleicht nicht ganz so wehrlos, wie ich hätte sein können , aber das tut gerade nichts zur Sache.
    Er bleibt erstaunlich ruhig. „Zugegeben, diese Variante war neu.“
    Für einen Moment weiß ich wirklich nicht, was ich sagen soll.
    „ Diese Variante …?“ Meine Stimme überschlägt sich beinahe. Ich fasse es nicht. Hat er das gerade wirklich gesagt?
    „ Du verstehst mich falsch“, setzt er an, wohl hellhörig geworden. „Selbstverständlich habe ich noch nie erlebt, wie zwei Menschen auf einen anderen derartig fanatisch reagieren.“ Das wurde aber auch Zeit. „Aber mir sind die Abgründe menschlichen Verhaltens in vielerlei Facetten sehr gut vertraut. Ich bin Anwalt, Christa.“
    „ Christina!“
    Er schmunzelt leicht. „Entschuldige, aber ich muss mich erst daran gewöhnen.“
    „ Woran?“
    „ An dich.“
    Was zum …?! Meine Augen werden schmal.
    „ Das hier ist kein Spiel, Alex.“
     
    Er sieht mich einen Moment lang skeptisch an, dann trinkt er noch einen Schluck, bevor er das Glas wieder abstellt. „Vielleicht solltest du einen Schluck nehmen, bevor wir weitermachen. Es ist ein sehr guter Jahrgang.“
    Meine Mundwinkel verziehen sich zu so etwas wie einem spöttischen Lächeln und ich zitiere aus „Dracula“: „Ich trinke niemals … Wein.“ Wenn schon, denn schon.
    Langsam wird er ungeduldig, beherrscht sich aber weiter. Dennoch kann ich es an der kleinen steilen Falte sehen, die sich zwischen seinen Augenbrauen andeutet.
    „ Du glaubst doch den ganzen Quatsch nicht etwa selber?“
    Ich bestrafe das Weinglas mit Nichtbeachtung. „Welchen Quatsch?“
    Er nimmt dies zur Kenntnis und fährt fort: „Dieses ganze Vampir-Gehabe.“
    „ Gehabe?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch.
    Er seufzt. „Ich bitte dich, Vampire? Findest du das nicht etwas sehr weit hergeholt.“
    „ Nein.“
    Er setzt sich leicht auf und erklärt kategorisch: „Ich glaube nicht an Vampire.“
    Bevor ich etwas erwidern kann, schießt mir eine Filmszene in den Kopf. Im Jahr 2001 spielte Robin Williams die Rolle des erwachsenen Peter Pans in „Hook“. An einer Stelle des Films wird er mit Tinkerbell, seiner früheren Freundin und Gefährtin, konfrontiert, die ihm offenbart, wer er eigentlich ist.
    „ Ich glaube aber nicht an Elfen“, ist Peters erste Reaktion, als er erkennt, wen oder was er da vor sich hat. Jetzt weiß ich, wie Tinkerbell sich gefühlt hat.
    Im Film antwortet sie daraufhin mit: „Jedes Mal wenn jemand sagt: ‚Ich glaube aber nicht an Elfen‘, dann fällt irgendwo eine Elfe um und ist tot.“
    Peter brüllt daraufhin: „Ich glaube aber nicht an Elfen!“ und sie tut so, als würde sie sterben.
    Ich muss kurz schmunzeln. „Du glaubst also nicht an Vampire?“
    Er schüttelt kurz den Kopf. „Nein.“ – Tinkerbells Logik folgend müsste ich mich jetzt in Luft auflösen, oder?
     

 
     
    54. Kausale Zusammenhänge
     
    Es muss wohl ein Fehler im System sein, denn ich bin noch da. Er scheint auf eine bestimmte Reaktion zu warten und als sie ausbleibt, fährt er fort: „Wir reden also jetzt allen

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