Nachte des Sturms
richtig.«
»Aber es ist in Ordnung, wenn Männer zu Frauen so was sagen?«
»Nein. Das finde ich auch nicht in Ordnung. Es ist … es sollte … heilige Mutter Gottes, ich kann mich mit dir einfach nicht über ein solches Thema unterhalten. Du bist für mich so was wie eine Schwester.«
»Warum kann anscheinend keiner der Männer, die ich näher kenne, normal über Sex reden? Außerdem bin ich nicht deine Schwester.«
Vielleicht war er ein Feigling, aber vor allem war er anständig, deshalb trat er einen Schritt zurück. »Bleib, wo du bist.«
»Wenn du nicht mit mir ins Bett willst, brauchst du nur zu sagen, dass ich dich als Frau nicht reize.«
»Ich sehe dich gar nicht als Frau.« Er trat noch einen Schritt nach hinten und landete im Kräuterbeet. »Wie gesagt, du bist praktisch meine Schwester.«
Sie bleckte ihre Zähne. »Aber ich bin , verdammt noch mal, nicht deine Schwester, oder?«
Der Wind ließ ihre Haare wehen, und am liebsten hätte er sie mit beiden Händen gepackt – etwas, was er als vollkommen harmlose Geste schon hundertmal getan hatte.
Nun jedoch hatte er die Befürchtung, dass nichts zwischen ihnen beiden je wieder harmlos sein würde.
»Nein, bist du nicht. Aber ich habe dich fast mein ganzes Leben so gesehen – oder es zumindest versucht. Wie kannst du da erwarten, dass ich das urplötzlich über Bord werfe und … ich kann es einfach nicht«, erklärte er hastig, als sein Blut erneut in Wallung zu geraten drohte. »Es wäre ganz einfach nicht richtig.«
»Wenn du nicht mit mir schlafen willst, dann ist das
dein Problem.« Sie nickte ihm kühl zu. »Andere sind da weniger zurückhaltend.« Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg nach Hause.
»Verdammt, warte eine Sekunde.« Wenn nötig, konnte er überraschend schnell sein, und ehe sie drei Schritte gemacht hatte, hielt er sie bereits fest, drehte sie zu sich herum und packte ihre Arme. »Falls du dir einbildest, ich ließe dich jetzt einfach gehen, dann hast du dich geirrt. Ich lasse ganz sicher nicht zu, dass du jetzt davonläufst und dich einem anderen Kerl in die Arme wirfst, nur weil du wütend auf mich bist.«
Das Blitzen ihrer Augen hätte ihm eine Warnung sein müssen, aber ihre Stimme war so leise und so kühl, dass er es übersah. »Bilde dir ja nicht zu viel ein, Shawn Gallagher. Wenn ich mit einem Mann ins Bett gehen will, dann tue ich das auch. Und zwar, ohne dass es dich das Geringste anginge. Es mag dich schockieren, aber ich habe tatsächlich bereits Sex gehabt, und er hat mir Spaß gemacht. Und wenn es mir in den Sinn kommt, wiederhole ich dieses Erlebnis, egal, was du dazu sagst.«
Ebenso gut hätte sie ihm einen Vorschlaghammer in die Leistengegend rammen können. »Du – wer …«
»Das geht dich nichts an«, unterbrach sie böse. »Und jetzt lass mich endlich los. Ich habe dir nichts mehr zu sagen.«
»Aber ich habe dir noch einiges zu sagen.« Doch angesichts der Vorstellung von Brenna mit einem anderen, namenlosen Mann war sein Gehirn wie leer gefegt.
Sie warf den Kopf zurück, und ihre Augen blitzten, als sie noch einmal fragte: »Willst du nun mit mir schlafen oder nicht?«
Wahrheit oder Lüge? Plötzlich war er sich völlig sicher,
dass beide Möglichkeiten ihm das Leben zur Hölle machen würden. Trotzdem hielt er eine Lüge in diesem Fall für sicherer. »Nein.«
»Dann wäre das also geklärt.« Erniedrigt und zugleich wütend befreite sie sich von ihm. Vielleicht aus Stolz, vielleicht aber auch einfach aus einem tiefen inneren Bedürfnis heraus handelte sie mit einem Mal spontan.
Sie sprang mit einem kleinen Satz in seine Arme, schlang ihre Beine um seine Hüften und presste ihren Mund auf seine Lippen. Sie glaubte, Betty bellen zu hören – einmal, zweimal, dreimal hintereinander, beinahe wie ein Lachen. Aber sie hing wie eine Klette an Shawn, als dieser leise schwankte, biss ihm wenig zärtlich in die Unterlippe und legte alles, was sie hatte, in diese heiße, leidenschaftliche Vereinigung der Münder. Irgendjemand stöhnte, doch wer, war ihr vollkommen egal.
Sie hatte ihn eindeutig überrascht. Das war der Grund, weshalb er sie noch immer hielt. Natürlich. Es war einfach eine instinktive Reaktion, diesen herrlich straffen Hintern mit beiden Händen zu umfassen, und dann seine Hände über ihren schmalen Rücken bis in ihr Haar gleiten zu lassen, wo sie sich verloren.
Auch sein leises Keuchen deutete er lieber als ein Zeichen seines
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