Nachte des Sturms
haben uns alle Mühe gegeben, das Gallagher’s zu einem Zentrum für gute Musik werden zu lassen. Steht nicht unser Name in sämtlichen Touristenführern, und zwar als Markenzeichen nicht nur für gutes Essen und Trinken, sondern auch für die Musik, die bei uns gespielt wird? Rufen nicht inzwischen regelmäßig Bands oder sogar deren Manager hier an, um sich nach der Möglichkeit eines Auftritts zu erkundigen?«
»Sicher, und damit sind wir bisher immer gut gefahren«, pflichtete ihm Aidan unumwunden bei.
»Falls also dieser Magee die Absicht hat, die Musikszene in Ardmore zu vergrößern und dadurch noch mehr Touristen, noch mehr Gäste anzulocken, würde das unser Ansehen noch steigern.«
Shawn faltete den Teig um die Füllung, drückte die Ränder zusammen und schob das Ganze wieder in den Kühlschrank. »Aber es muss auch weiter so laufen, wie wir es uns vorstellen, meint ihr nicht auch?«
Aidan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, als Shawn Kartoffeln aus einem Eimer in die Spüle kippte und sie zu schrubben begann. »Du überraschst mich immer wieder, Shawn. Ja, entweder läuft es auf unsere Art oder gar nicht. Was bedeutet, entweder wird es ein traditionelles, bescheidenes, irisches Theater oder wir lassen die Sache einfach
sein. Auf keinen Fall wollen wir irgendwas Grelles oder allzu Seichtes.«
»Also müssen wir ihn davon überzeugen, dass es für ihn von Vorteil ist, mit uns zusammenzuarbeiten. Denn schließlich kennen wir uns im Gegensatz zu ihm hier in Ardmore und der näheren Umgebung bestens aus.«
»Und für unser Engagement verlangen wir einen Anteil an den Einnahmen seines Theaters«, führte Aidan die Überlegungen zu Ende. »Das wäre zumindest meine Überlegung – und das, was Dad meiner Meinung nach diesem Magee beibringen sollte.«
Darcy trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Dann verpachten oder verkaufen wir ihm das Land unter der Bedingung, dass er uns an der Planung, der Errichtung und den Einnahmen des Theaters beteiligt.«
»Genau.« Aidan zwinkerte ihr zu. Die gute Darcy hatte wirklich einen ausgeprägten Sinn für alles Geschäftliche. »Ganz nach Gallagher’scher Art.« Er erhob sich von seinem Platz. »Dann sind wir uns also einig?«
»Wir sind uns einig.« Darcy nahm ein weiteres Plätzchen aus der Dose. »Mal sehen, ob uns dieser Magee am Ende nicht noch reich macht.«
Shawn warf die Kartoffeln in einen Topf mit kochendem Wasser. »Genau. Und jetzt seht endlich zu, dass ihr aus meiner Küche verschwindet.«
»Mit dem größten Vergnügen.« Darcy schickte ihrem Bruder eine Kusshand und segelte erfüllt von glücklichen Träumen davon, wie sie das Geld des Amis unter die Leute bringen würde, durch die Tür.
Da er davon ausging, dass Aidan alles unter Kontrolle hatte, verschwendete Shawn keinen weiteren Gedanken an Landverkäufe, Theaterbauten und die daraus resultierenden Gewinne. Er kochte das Essen, und als die ersten
Gäste kamen, zogen bereits köstliche Düfte aus der Küche in den Schankraum.
Er nahm Bestellungen entgegen und verfiel in die gewohnte Routine seiner Arbeit, aber die Musik, die ihm normalerweise durch den Kopf ging, blieb an diesem Sonntag aus. Er hatte angefangen, mit einer Melodie zu spielen, hatte den Noten und dem Rhythmus freien Lauf gelassen, doch dann stand er in Gedanken urplötzlich wieder mit Brenna in dem sanften Regen, und die einzige Musik, die er noch hörte, war das Tosen seines Blutes. Was ihn zutiefst beunruhigte.
Sie war eine Freundin, und es war einfach nicht richtig, wenn ein Mann in so einer Weise an diese Freundin dachte.
Wie zum Teufel sollte er sie je noch einmal arglos küssen, nachdem er wusste, wie sie schmeckte? Nachdem er wusste, wie gut ihre Münder zueinander passten, und wie viel … Hitze in ihrem kleinen Körper steckte? Wie sollte er je das schmerzliche Bewusstsein unterdrücken, dass sie eine Frau war – ein Bewusstsein, das ihm mehr als ungelegen kam.
Sie war noch nicht einmal sein Typ – nein, alles andere als das. Er mochte sanfte, feminine, anschmiegsame Frauen. Bei Gott, er mochte Frauen, die ihm die Führung überließen. Schließlich war er ein Mann. Und ein Mann sollte die Frau dazu verführen, sich ihm hinzugeben, statt sich sagen zu lassen, er solle mit ihr ins Bett springen, weil sie – wie hatte sie es genannt? Weil sie eine Schwäche für ihn hatte? Von körperlichen Gelüsten geplagt wurde?
Er wollte verdammt sein, wenn er einfach irgendjemandes körperliche Gelüste
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