Nachte des Sturms
wusste, dass Darcy noch Stunden brauchen würde, bis sie mit ihrem Äußeren zufrieden war, zog Brenna ihren Lippenstift hervor. Oder besser den von Mary Kate, den sie im heimischen Badezimmer hatte mitgehen lassen.
»Er sieht fantastisch aus und ist stinkreich. Warum lassen wir uns nicht einfach beide nach Paris einladen?«
»Ich habe keine Zeit, um nach Frankreich zu fahren, und ebenso wenig habe ich Lust, in der sicher erwarteten Weise für die Reise zu bezahlen.«
»Wir haben jede Menge Zeit.« Darcy fuhr sich vorsichtig mit den Händen durch die Haare. »Und eine kluge Frau zahlt niemals, solange sie nicht will. Ich habe ebenfalls nicht die Absicht, mit Matthew zu schlafen.«
»Ich dachte, er gefällt dir.«
»Das tut er auch. Nur irgendwie verspüre ich, wenn ich ihn sehe, nicht das geringste Kribbeln. Aber das kann sich ja noch ändern«, fügte sie gut gelaunt hinzu.
Brenna spitzte ihre Lippen und drehte an ihrem Lippenstift herum. »Wolltest du je mit einem Mann ins Bett gehen, der dazu keine Lust hatte?«
»Ich kenne keinen Mann, der nicht bereits bei der geringsten Provokation den Reißverschluss aufgemacht hätte. So sind sie nun einmal geschaffen, sie können nichts dafür.«
»Aber sicher gibt es doch Männer, die unter Umständen auf bestimmte Frauen einfach keine Lust haben.«
»Ich nehme an, es gibt Ausnahmen von jeder Regel. Aber mach dir keine Sorgen.« Sie tätschelte Brenna aufmunternd die Schulter. »Daniel findet dich äußerst attraktiv. Ich bin sicher, wenn du ihn ein bisschen ermuntern würdest, ginge er mehr als bereitwillig mit dir ins Bett.«
Seufzend schob Brenna den Lippenstift zurück in ihre Tasche. »Tja, das ist wirklich eine große Erleichterung für mich.«
Sie verbrachte einen wunderbaren Abend. Den besten Abend ihres Lebens. Mit einer anständigen Mahlzeit an einem anständigen Ort mit anständigen Leuten.
Niemals würde sie zugeben, dass sie sich beinahe zu Tode langweilte.
Nach dem Essen hatte sie Daniel ihre Telefonnummer gegeben und sich geschworen, wieder mit ihm auszugehen, wenn er tatsächlich anrief. Er war höflich und amüsant gewesen, sagte sie sich auf dem Weg nach Hause. Er hatte so getan, als interessiere er sich für ihre Arbeit und sich tatsächlich Mühe gegeben, irgendwelche Gemeinsamkeiten zu finden. Im Ergebnis waren sie auf ihre Vorliebe für alte amerikanische Filme gekommen, und zwar das Genre film noir .
Er besaß eine große Videosammlung und hatte möglichst beiläufig erwähnt, dass sie doch einmal nach Dublin kommen könnte, um mit ihm gemeinsam ein kleines, privates Filmfestival zu veranstalten.
Vielleicht hätte sie daran sogar Freude. Ebenso wie an dem freundlichen Gutenachtkuss während des allgemeinen Abschieds. Er hatte sich nicht allzu aufdringlich gebärdet, hatte seine Hände an keine Stelle an ihr wandern lassen, an die sie nach einer so kurzen Bekanntschaft nicht gehört hätten.
Ein wirklich netter Mann.
Zur Hölle mit Shawn Gallagher, dass er ihre Lust auf andere Männer zerstört hatte.
Sie verlangsamte das Tempo ihres kleinen Lasters und brachte ihn auf Höhe seines kleinen Cottages, der in zarten Nebel eingehüllt war, am Straßenrand zum Stehen.
Oh, das alte Ekel war zu Hause. Das sah sie an dem Licht im Wohnzimmer. Wahrscheinlich machte er Musik. Wäre eins der Fenster offen, hätte sie sie sicherlich gehört.
Sie wünschte sich, sie könnte wirklich seine Musik hören.
Ehe sie jedoch wieder weich wurde, runzelte sie wütend die Stirn. Am liebsten wäre sie in seine Einfahrt eingebogen,
ausgestiegen, hätte bei ihm geklingelt, ihm die Meinung gesagt und ihm eine Ohrfeige verpasst.
Aber dadurch mäße sie seinem Verhalten vom frühen Abend allzu viel Bedeutung bei. Besser, wenn sie ihn ignorierte. Diesen Bastard!
Er hatte ihr allen Ernstes das Gesicht waschen wollen.
Schnaubend wollte sie wieder nach ihrem Lenkrad greifen, als sie plötzlich hinter dem Fenster in der oberen Etage des Cottages eine Bewegung ausmachte. Einen Augenblick lang dachte sie voll Scham und voll Entsetzen, Shawn stünde hinter den Gardinen und beobachte sie, während sie vor seinem Haus stand.
Doch die Schamesröte erreichte ihre Wangen nicht, denn vorher sah sie im zarten Licht des Mondes die Umrisse einer Frau und den Schimmer langer weizenblonder Haare.
Seufzend kurbelte sie ihr Fenster herunter und legte ihr Kinn auf die gekreuzten Arme.
Wie viele Nächte hatte die arme Lady Gwen bereits einsam und mit gebrochenem Herzen
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