Nachte des Sturms
Gefühle und Gedanken verstehst, bevor es hier zu weiteren Veränderungen
kommt. Denn die werden, wenn wir das Geschäft abschließen, ganz sicher nicht ausbleiben.«
»Natürlich wird es Veränderungen geben, aber wir werden diejenigen sein, die die Richtung bestimmen.«
»Die Sache würde einen Teil von deiner Zeit beanspruchen.«
Er überlegte, wie er diese Zeit am besten nutzen würde. »Das ist kein Problem.«
»Und auch Darcy bekäme dadurch einiges zu tun – worüber sie nicht allzu glücklich sein dürfte.«
»Nein.« Shawn atmete hörbar aus. »Aber dafür wird sie sich über all den Schnickschnack freuen, den sie sich von dem verdienten Geld endlich leisten können wird. Außerdem würde sie sich jederzeit ebenso wie wir für das Gallagher’s einsetzen, Aidan.« Shawn sah seinem Bruder in die Augen. »Daran besteht nicht der geringste Zweifel.«
»Zumindest so lange, bis sie endlich ihren reichen Ehemann gefunden hat.«
»Selbst dann könntest du sie, wenn sie sich dazu herablässt, uns einfache Menschen zu besuchen, immer noch bitten, eine Schürze umzubinden und sich ein Tablett zu schnappen.«
»Was sie mir ganz sicher umgehend gegen den Schädel schlagen würde.« Trotzdem nickte Aidan mit dem Kopf. »Ja, ich weiß, sie würde uns nie im Stich lassen.«
»Also lade dir diese Last – all die Sorgen und Arbeit, die mit dem möglichen Zustandekommen des Geschäfts zusammenhängen – bitte nicht alleine auf. Schließlich sind wir zu dritt, und mit Jude Frances sogar zu viert. Das Gallagher’s war, ist und bleibt ein Familienunternehmen. Und dieses Geschäft wird für uns alle von Vorteil sein, Aidan. Ich habe bei der Sache ein wirklich gutes Gefühl.«
»Es ist gut, dass du vorbeigekommen bist. Unser Gespräch hat mir geholfen, alles etwas klarer zu sehen.«
»Tja, dann –« Plötzlich hörte er zwei helle Stimmen. »Oh, gütige Mutter Gottes, da kommen die Frauen. Ich muss los. Am besten schleiche ich mich einfach durch die Hintertür davon.«
»Nächstes Mal werde ich dich einfach betrunken machen, damit du mir endlich erzählst, weshalb du dich plötzlich derart vor den Frauen fürchtest.«
»Wenn ich nicht bald selbst einen Weg finde, um die Sache in den Griff zu bekommen, werde ich es dir sowieso erzählen.« Mit diesen Worten floh Shawn durch die Hintertür nach draußen.
8
D er Walzer, der Shawn durch den Kopf ging, versetzte ihn in beste Laune. Eingehüllt in den Dampf aus seinen Töpfen, das Zischen des Bratfetts in den Ohren, lauschte er den flotten Takten und veränderte hier und da vereinzelte Töne, um dem Ganzen eine gewisse Dramatik zu verleihen. Der Text war später an der Reihe. Es war eindeutig ein leichtes, helles Sommerlied, das die Düsternis und Kälte des Winters für einen Augenblick vertrieb.
Das Gespräch in Aidans Küche am Vortag hatte ihn in seine gewohnt ruhige Stimmung zurückversetzt.
Er konnte gar nicht mehr nachvollziehen, weshalb er so nervös gewesen war. Die kleine Mary Kate machte bestimmt nur eine dieser typischen Phasen junger Leute durch. Ihre Schwärmerei für ihn würde ebenso schnell wieder verfliegen, wie sie plötzlich über sie gekommen war. Er selbst hatte schließlich ganz ähnlich schwere Zeiten durchmachen müssen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er als Achtzehnjähriger für die hübsche Colleen Brennan geschwärmt hatte. Glücklicherweise hatte er nie genügend Mut besessen, um ihr seine Verliebtheit zu gestehen, denn die reizende Colleen war damals bereits zweiundzwanzig und mit Tim Riley verlobt gewesen.
Innerhalb weniger Wochen war die Sache überstanden gewesen, und er hatte für eine andere attraktive, junge Frau geschwärmt. Das war nun mal der Lauf der Dinge.
Irgendwann dann hatte er natürlich mehr getan, als den jungen Damen leise seufzend hinterherzublicken, und hatte das Wunder eines nackten Frauenkörpers unter sich erlebt. Er fand durchaus Gefallen an der Sache.
Trotzdem achtete er sorgfältig darauf, wen er berührte und wie er diese Dinge anging, damit beide etwas von dem Erlebnis hatten. Er war jemand, der den Akt der Liebe ernst nahm. Weshalb er, wie er dachte, bereits seit ein paar Monaten zur Gänze auf dieses Glück verzichtet hatte.
Was wahrscheinlich darin begründet lag, dass ausgerechnet Brenna ihn plötzlich derart reizte.
Er sah nach den Schweinsfüßen, die es zusammen mit Kohl und Pellkartoffeln geben sollte, und verfeinerte die Sauce mit ein wenig Majoran.
Am liebsten
Weitere Kostenlose Bücher