Nachte des Sturms
Theke und schenkte dem Mann mit dem schütteren Haar und den schwarzen Augen, der ihn leicht irritiert ansah, ein argloses Lächeln.
»Nett, Sie kennen zu lernen, Mr. Finkle. Wir haben Verwandte und Freunde in New York. Sie sagen, es sei eine Stadt, in der alles schnell geht, in der jeder beschäftigt ist und in der es jede Minute des Tages was zu tun gibt. Aidan, du warst doch schon mal in New York. Hast du die Stadt auch so in Erinnerung?«
Da er ein leises Lachen unterdrückten musste, nickte Aidan nur wortlos. Shawn hatte seinen Akzent gerade weit genug verstärkt, um einigermaßen unbedarft zu klingen.
»Aidan ist schon immer gern gereist. Die Reiselust liegt bei uns in der Familie. Nur ich bleibe lieber schön zu Hause.«
»Tja, nun.« Finkle war offensichtlich drauf und dran, Shawn gnädig zu entlassen, um sich wieder wichtigen Dingen zuwenden zu können.
»Machen Sie Ferien hier in Ardmore, Mr. Finkle? Ein wirklich schönes Fleckchen Erde. Und Sie haben Glück, im Augenblick ist es noch ziemlich ruhig. Ende Mai kommen die Leute in Schwärmen an die Strände, und dann ist es hier im Pub so voll, dass man kaum mit dem Servieren
nachkommt. Tja, wenigstens kann man sich im Winter etwas von den Strapazen erholen.«
»Ich bin geschäftlich hier.« Finkles harte Konsonanten verrieten ihn als gebürtigen New Yorker. »Im Auftrag von Magee Enterprise.«
Auf Shawns überzeugend verwunderten Blick hin schüttelte Aidan nachsichtig den Kopf. »Shawn, ich habe dir doch von einem möglichen Geschäft mit Mr. Magee erzählt. Von seinem Theater?«
»Ach ja, nun, ich hätte nie gedacht, dass du das wirklich ernst meinst.« Shawn kratzte sich am Kopf. »Ein Kino hier in Ardmore?«
»Kein Kino«, sagte Finkle unüberhörbar ungeduldig. »Ein richtiges Theater.«
»Ich finde, das ist eine hervorragende Idee.« Darcy gesellte sich zu den Männern an die Theke und strahlte Finkle an. »Einfach fantastisch. Sie müssen heute Abend zu uns in den Pub kommen, Mr. Finkle. Dann können Sie sich ein Bild von den einheimischen Talenten machen, die wir Ihnen für Ihr Theater zur Verfügung stellen könnten.«
»Was ist mit dem Mann aus London?« Shawn bedachte erst Darcy und dann Aidan mit einem verwunderten Blick. »Dem Typen mit dem Restaurant?«
»Darüber reden wir am besten später.« Aidan stieß seinen Bruder auffällig unauffällig in die Rippen. »Das ist nicht weiter wichtig.«
Finkle straffte die Schultern und zog die Brauen zusammen. »Führen Sie vielleicht gleichzeitig Gespräche mit einem anderen möglichen Investor, Mr. Gallagher?«
»Die Sache ist noch nicht allzu weit gediehen. Nein, wir stehen wirklich erst am Anfang. Aber vielleicht sollte ich Ihnen zuallererst das Land zeigen, über das wir beide sprechen. Sicher werden Sie es sich ansehen wollen. Schließlich
kauft niemand gern die Katze im Sack. Shawn, sei bitte so nett und bleibe einen Augenblick hinter der Theke.«
Eilig öffnete Aidan den Durchgang in Richtung des Schankraums. »Am besten machen wir erst mal eine Ortsbegehung, Mr. Finkle, und dann sehen wir weiter.«
»Ich hoffe, Sie kommen heute Abend wieder«, rief Darcy und registrierte mit Genugtuung, wie Finkle, als er über die Schulter zurückblickte, ein wenig rot wurde. »Ich würde wirklich gerne etwas für Sie singen.«
Sie wartete, bis Aidan den Amerikaner durch die Tür bugsiert hatte. »Der Mann aus London«, erklärte sie kichernd. »Das war wirklich eine fantastische Idee.«
»Plötzlich kam mir der Gedanke. Und ich wette, dass der Typ, sobald er irgendwo ein Telefon findet, diesen Magee in New York anruft und ihm sagt, dass es noch einen zweiten Interessenten gibt.«
»Das Ganze könnte ein Eigentor werden. Vielleicht sieht sich dieser Magee dann sofort nach etwas anderem um.«
»Vielleicht aber auch nicht.« Shawn fuhr seiner Schwester durch die Haare. Es überraschte ihn, wie viel Spaß ihm dieses Spielchen machte. »Man muss im Leben auch mal etwas riskieren, oder etwa nicht?«
Er hob den Kopf, als Brenna zusammen mit ihrem Vater zum Essen in den Pub kam. »Aber dadurch bekommt man erst so richtig Spaß. Guten Tag, Mr. O’Toole«, sagte er, als sich Mick der Theke näherte. »Mary Brenna. Was kann ich für euch tun?«
»Ich bin halb verdurstet.« Mick zwinkerte Darcy zu.
»Dagegen kann ich helfen.« Da er seine Gäste kannte, stellte Shawn, ohne zu fragen, ein großes Glas unter den Hahn und zapfte Mick ein Guinness. »Und du, Brenna?«
»Ich interessiere mich eher für
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