Nachte des Sturms
fertig.«
»Mit dir und Shawn! Verdammt, Brenna, du kannst dich nicht einfach so von ihm küssen lassen. Die Leute könnten einen völlig falschen Eindruck kriegen.«
Brenna lackierte ruhig weiter. Sie fand nicht den Mut, ihrer Freundin ins Gesicht zu sehen. »Ich denke, dass sie vielleicht eher genau den richtigen Eindruck von uns bekommen. Ich hätte es dir sagen sollen, Darcy, ich wusste nur nicht, wie.«
Darcy stützte sich mit einer Hand gegen den Türrahmen, als ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. »Es – es gibt etwas, was du mir hättest sagen sollen?«
»Tja, nicht so viel, wie du denkst. Aber nicht, weil ich es nicht versucht hätte.« Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, sagte sich Brenna und drehte sich um. »Ich will mit ihm schlafen. Das ist alles.«
»Du willst –« Darcy brach ab und fuhr sich mit der Hand über den Hals. »Du willst mit ihm schlafen ? Warum?«
»Aus den üblichen Gründen.«
Darcy wollte etwas sagen, hob dann jedoch die Hand, um Brenna am Weitersprechen zu hindern, bis sie sich weit genug gesammelt hätte. »Also gut, lass mich nachdenken. Du hattest in letzter Zeit so etwas wie eine sexuelle Dürreperiode, also kann ich verstehen, dass du … nein, nein, ich kann es nicht verstehen. Wir sprechen hier von Shawn. Shawn, der uns beiden, seit wir Babys waren, ständig auf die Nerven geht.«
»Sicher. Ich gebe zu, es ist ein bisschen seltsam. Aber die Sache ist die, Darcy, ich habe schon immer ein bisschen für ihn … geschwärmt. Und ich dachte, es wäre an der Zeit,
etwas dagegen zu unternehmen, sonst würde es nie aufhören, und wo stünde ich dann?«
»Ich muss mich setzen.« Tatsächlich ließ sich Darcy ermattet auf den Boden gleiten. »Du hast also etwas dagegen unternommen.«
»Allerdings, und er war, zumindest anfangs, ebenso überrascht davon wie du. Er hat sich nicht gerade schmeichelhaft benommen, aber inzwischen hat er ein gewisses Interesse. Ich habe festgestellt, dass man ihn selbst in dieser Hinsicht nicht einfach überrollen kann. Dabei bringt mich mein Verlangen inzwischen beinahe um.«
Sorgfältig tauchte sie die Rolle in den Lack. »Tut mir Leid, dass dich die Sache derart aufregt. Ich hatte gehofft, wir könnten das alles einfach hinter uns bringen, ohne dass jemand etwas davon erfährt.«
»Dann empfindest du also nichts weiter für ihn?«
»Natürlich empfinde ich etwas für ihn.« Brenna hob abermals den Kopf. »Natürlich, Darcy. Wir alle sind wie eine große Familie. Nur ist es mit ihm einfach … ein bisschen anders.«
»Es ist ganz offensichtlich anders.« Darcy seufzte leise auf. »Ich wollte dich vor ihm beschützen – schließlich weiß ich, dass er eine Art hat, die die Frauen um den Verstand bringt, ohne dass er es die Hälfte der Zeit überhaupt bemerkt. Aber nun, da ich dich gehört habe, Brenna, muss ich wohl die Fronten wechseln.«
Ehrlich überrascht stellte Brenna die Rolle in die Ecke. »Du denkst, du müsstest ihn vor mir beschützen? Darcy, ich bin nicht gerade eine femme fatale .« Sie spreizte ihre Arme, wohl wissend, wie sie in ihren fleckigen Arbeitskleidern und den abgetragenen Stiefeln wirkte. »Ich glaube, Shawn droht von einer Frau wie mir tatsächlich nicht die mindeste Gefahr.«
»Dann verstehst du ihn ganz einfach nicht. Er ist ein Romantiker, ein Träumer, lebt irgendwo zwischen den Wolken. Er ist sehr zart besaitet. Eher würde er sich den Arm abhacken lassen, als einem anderen Menschen wehzutun. Sogar beide, wenn es um einen Menschen ginge, den er gern hat. Er hat dich wirklich gern. Und es ist kein allzu großer Schritt von dort bis hin zu echter Liebe. Was wirst du machen, wenn er entdeckt, dass er dich liebt?«
»Das passiert bestimmt nicht.« Trotzdem zuckte sie zusammen. »Nein, das passiert bestimmt nicht.«
»Tu ihm nicht weh.« Darcy stand müde wieder auf. »Bitte tu ihm nicht weh.«
»Ich –« Darcy hatte sich schon abgewandt, und so lief Brenna ihr eilig hinterher. »Darcy, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Sie umklammerte das Treppengeländer, als Darcy sich auf halbem Weg die Stufen hinunter zu ihr umdrehte. »Wir beide wissen genau, was wir tun, das verspreche ich dir. Wir haben uns bereits geschworen, auch anschließend noch gute Freunde zu sein.«
»Sorg dafür, dass du diesen Schwur nicht brichst. Ihr seid mir nämlich beide wirklich wichtig.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Du willst also tatsächlich mit dem guten Shawn ins Bett gehen«, erklärte sie am Ende in
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