Nachte des Sturms
ihrem typisch bissigen Tonfall. »Scheint, als würde allmählich die ganze Welt verrückt.«
10
N ach dem Schließen des Pubs, als es im Dorf so ruhig war, dass man das Rauschen des Meeres hören konnte, versammelte sich die Familie bei Tee und Whiskey um den Küchentisch im Gallagher’schen Elternhaus.
»Die Sache sieht so aus.«
Aidan griff während des Sprechens nach einer von Judes Händen und verschränkte ihrer beider Finger.
»Dieser Finkle mag Amerikaner sein, aber er ist trotzdem sehr clever. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, dass ein Geschäftsmann mit dem Ruf dieses Magee einen weniger gewitzten Menschen geschickt hätte, um seine Interessen zu vertreten.
»Sei es, wie es ist.« Shawn bedachte seinen Bruder mit einem nachdenklichen Blick. »Trotzdem ist er auf die Sache mit dem Londoner hereingefallen.«
Aidan nickte grinsend. »Tja, nun, schließlich sind wir ebenfalls nicht dumm. Wir Iren haben schon mit Pferden gehandelt, bevor Amerika auch nur entdeckt wurde. Auch wenn es darum jetzt nicht geht.«
Er wollte dem geduldig unter dem Tisch ausharrenden Finn ein Plätzchen geben, als ihm einfiel, dass seine Frau anwesend war und er sich verlegen räusperte. »Finkle haben die Beschaffenheit und die Lage des Grundstücks eindeutig gefallen. Da bin ich mir ganz sicher, auch wenn er die ganze Zeit vor sich hin geschnaubt hat und es nicht zugeben wollte. Er meinte noch einmal, Magee wäre eher an
einem Kauf als an einer langfristigen Pacht interessiert, und ich habe noch einmal geantwortet, ich könnte das durchaus verstehen, denn schließlich hätte man immer lieber etwas völlig Eigenes und so. Aber trotzdem haben wir uns am Ende auf eine Pacht geeinigt.«
»Wenn wir das Grundstück einfach verkaufen würden, bekämen wir auf einen Schlag eine hübsche Stange Geld und könnten sie Gewinn bringend anlegen«, meinte Darcy, und Aidan nickte.
»Das ist natürlich richtig.«
»Aber wenn wir es verpachten, haben wir weiter die Kontrolle über das Grundstück, regelmäßige Einnahmen und ein Mitbestimmungsrecht bezüglich der Dinge, die auf dem Land geschehen. Denk doch mal an die Zukunft, Darcy. Daran, wie es in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht ist, daran, dass du dann was hast, was du deinen Kindern vererben kannst.«
»Wer sagt denn, dass ich überhaupt mal Kinder haben werde?« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber ich verstehe, was du meinst. Auch wenn es mir schwer fällt, der Versuchung zu widerstehen, auf der Stelle möglichst viel zu verdienen.«
»An einem hundertjährigen Pachtvertrag verdient man auch nicht gerade schlecht.«
»Hundert?« Darcy quollen beinahe die Augen aus dem Kopf, und Aidan blickte in Richtung seiner Frau.
»Hundert ist eine magische Zahl.«
»Hier geht es um Geschäfte und nicht um Magie.«
»Am besten nutzt man die Magie, wann immer man sie findet.« Zur Feier dieser Fortschritte gab Shawn einen Tropfen Whiskey in seinen dampfend heißen Tee. »Wenn dieser Magee langfristig denkt, findet er einen hundertjährigen Pachtvertrag sicher ziemlich reizvoll. Brenna weiß
ein bisschen über seine Unternehmen.« Aus dem Augenwinkel sah er, dass Darcy bei der Erwähnung von Brennas Namen auf ihrem Stuhl zusammenfuhr. »Nach allem, was sie mir erzählt hat, scheint er ein durchaus fairer, aber gewiefter Geschäftsmann zu sein. Also denke ich, dass er über die Gegenwart hinausdenkt.«
»Genau wie wir es machen sollten. Ich dachte an eine hundertjährige Pacht in Höhe von jährlich einem Pfund.«
»Ein Pfund?« Darcy warf entsetzt die Hände in die Luft. »Dann können wir ihm das verdammte Land ebenso gut einfach schenken.«
»Außerdem verlangen wir fünfzig Prozent der Einnahmen aus dem Theater.«
Darcy lehnte sich wieder zurück, und ihre Augen blitzten. »Über welchen Zeitraum?«
»Zwanzig Jahre. Und am Ende gehören beiden Parteien – das heißt uns Gallaghers und Magee – sowohl das Land als auch das Theater jeweils zu gleichen Teilen.«
»Eine gute Sache, falls das Theater ein Erfolg ist«, pflichtete Darcy ihrem Bruder unumwunden bei. »Und zwar vor allem gut für uns.«
»Es wird ein Erfolg«, erklärte Aidan mit ebenfalls blitzenden Augen. »Und zwar dank des Glücks der Gallaghers und des Geldes von diesem Magee.«
»Da könntest du durchaus Recht haben. Aber weshalb sollte er mit diesen Bedingungen einverstanden sein?«
»Ich –«, setzte Jude an, schloss jedoch sofort wieder den Mund.
»Nein, sag schon, was du denkst.« Aidan
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