Nachte des Sturms
deine Musik ebenfalls veröffentlicht wird, Shawn?«
»Vielleicht, eines Tages. Es besteht kein Grund zur Eile.« Was er, wie er wusste, bereits seit Jahren sagte. »Ich schreibe sie, weil es mir Spaß macht, und für den Moment ist das genug.«
»Mein Agent hat auch Kontakte in der Musikbranche. Ich kann gerne mit ihm sprechen.«
Sein Magen zuckte zusammen wie ein verschrecktes Kaninchen. »Oh, dazu besteht keine Veranlassung. Eigentlich bin ich auch in einer vollkommen anderen Sache hier.«
Sie wartete, bis er die Teekanne zum Tisch getragen und ihnen beiden eingeschenkt hatte; doch er setzte sich auf seinen Stuhl, starrte auf seinen dampfenden Becher und sprach immer noch nicht weiter.
»Shawn, sag mir, weshalb du hier bist.«
»Tja, ich versuche herauszufinden, wie ich es dir am besten sage. Vielleicht fange ich am besten so an.« Er griff in seine Tasche, zog die Perle heraus und legte sie neben ihren Becher.
»Eine Perle?« Sie wollte verwundert danach greifen, dann jedoch hob sie abrupt den Kopf und ließ ihre Finger
einen Millimeter vor dem runden, weißen Juwel auf die Tischplatte sinken. »Oh, Carrick!«
»Er spricht sehr gut von dir.«
»Wie seltsam. Wirklich … seltsam.« Jetzt nahm sie die Perle vorsichtig in die Hand. »Ebenso seltsam wie die Mondblume. Abgesehen von dieser einen haben sich die Perlen alle in Mondblumen verwandelt.«
»Mitten auf dem Grab der alten Maude. Was hältst du davon?«
»Was soll eine moderne, aufgeklärte, halbwegs intelligente Frau schon davon halten, wenn sie erfährt, dass Feen tatsächlich existieren?« Sie ließ die Perle auf ihrer Handfläche herumrollen und schüttelte den Kopf. »Ich finde es fantastisch. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Carrick ist ein arroganter, ungeduldiger und ziemlich angeberischer Kerl, aber sein Auftauchen war eins der Dinge, die mein Leben unwiderruflich verändert haben.«
»Ich habe den Eindruck, als hätte er die Absicht, auch mein Leben umzukrempeln. Andernfalls hätte er mir die Perle nicht gegeben.«
»Ja, ich bin sicher, dass du Recht hast.« Jude gab ihm das Juwel zurück. »Und was empfindest du dabei?«
»Ich denke, dass er sich besser auf eine lange Wartezeit gefasst macht, weil mir mein Leben, so wie es jetzt ist, durchaus nicht schlecht gefällt.«
»Denkst du …?« Jude hob ihren Becher an die Lippen. »Ich hatte nie Geschwister, also weiß ich nicht sicher, wann ich mit meinen Fragen zu weit gehe. Aber trotzdem wüsste ich gern, ob du dabei nie an Brenna denkst.«
»Ich denke ständig an sie. Und habe auch mehr als einmal darüber gegrübelt, dass Carrick meine Beziehung zu ihr als den nächsten Schritt zur Aufhebung des Bannes sieht, mit dem er Gwen und sich belegt hat.«
»Und?«
Shawn nahm sich ein Plätzchen und biss nachdenklich hinein. »Ich kann nur wiederholen, dass er sich besser auf eine lange Wartezeit gefasst macht.« Als Jude in ihren Becher starrte, verzog er seinen Mund zu einem Lächeln. »Habe ich in deinen Augen vielleicht gerade das Blitzen der Kupplerin gesehen, Jude Frances?«
Sie schnaubte leise auf. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Ich rede von einer glücklich verheirateten Frau, die ihren unverheirateten Schwager ansieht und denkt: ›Wäre es nicht nett, wenn unser guter Shawn die passende Frau fände und sich mit ihr zusammentäte – und könnte ich nicht vielleicht irgendetwas unternehmen, um den Prozess etwas zu beschleunigen?‹«
»Ich würde mir nie anmaßen, mich in derartige Dinge einzumischen.« Trotz ihres züchtigen Tons verriet sie das Lachen ihrer Augen. »Oder höchstens ein bisschen.«
»Dafür bin ich dir wirklich dankbar.« Er schob die Perle zurück in seine Tasche. »Und damit du dir über meine Gedanken und Gefühle in dieser Angelegenheit im Klaren bist, sage ich dir eins. Falls aus Brenna O’Toole und mir jemals etwas werden sollte, dann ganz sicher nicht, weil mich ein Feenprinz bedrängt hat oder weil meine geliebte und geschätzte Schwägerin es wünscht.«
»Ich möchte einfach, dass du glücklich bist.«
»Ich bin durchaus glücklich und habe die feste Absicht, es auch weiterhin zu bleiben. Weshalb ich jetzt am besten rüber in den Pub gehe, bevor Aidan als Chef mir den Kopf abreißen muss, weil ich zu spät komme.«
11
B renna fand nicht, dass sie spionierte. Und sie hätte jeden zu einem Duell herausgefordert, der ihr das vorgeworfen hätte. Sie hatte einfach rein zufällig etwas im Zimmer dieses Finkle zu erledigen. Er hatte
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