Nachte des Sturms
beiden wäre die richtige Wahl, bewahrte er sie demnach nur vor einem kurzen, ganz sicher von Gewalt geprägten Leben.
Doch er war entschlossen, diese Gedanken streng für sich zu behalten.
Zufrieden klappte er den Deckel der kleinen Schachtel mit der Perle wieder zu, ließ seine Notenblätter einfach liegen und machte sich auf den Weg zur Arbeit.
In Gedanken an Brennas kulinarische Vorlieben schob er einen Apfelkuchen in den Ofen. Angesichts seines geplanten Rollentausches konnte es sicher nicht schaden, wenn er ihren Lieblingskuchen buk.
Er spielte mit dem Gedanken, sich seine Gefühle zu ihr einfach wieder auszureden, wie es sicher viele Menschen taten, wenn es mit dem oder der Erwählten allzu anstrengend wurde. Sicher würde er es sogar schaffen, indem er einfach damit anfing, sich all die Gründe aufzuzählen,
weshalb es alles andere als klug war, sich ausgerechnet in Brenna zu verlieben. Zuoberst auf der Liste stünde die einfache Tatsache, dass er bereits seit Jahren nicht mehr die Absicht gehabt hatte, sich ernsthaft zu verlieben.
Und falls doch, dann höchstens in eine weiche, feminine, sanfte Frau. Eine angenehme Frau. Die kleine O’Toole war trotz der Segnungen, die sie ihm im Bett hatte zuteil werden lassen, ziemlich anstrengend. Und, so reizvoll der Gedanke auch sein mochte, konnte ein Mann wohl kaum sein Leben lang mit einer heißblütigen, nackten Amazone im Bett liegen.
Was seine Gedanken auf den frühen Morgen brachte und darauf, wie sie ihn zu einem blinden, schweißnassen Höhepunkt geritten hatte, noch ehe er überhaupt richtig wach gewesen war. Was schon wieder ein gewisses Unbehagen in ihm wachrief, weshalb er – typisch Shawn – sämtliche weiteren derartigen Überlegungen erst einmal beiseite schob.
Es war nicht der Sex gewesen, in den er sich verliebt hatte. Ihrer beider Zusammensein war lediglich der Schlüssel gewesen, der seine Augen für das geöffnet hatte, was er in seinem Inneren seit Jahren für sie bereitgehalten hatte. Sie war schon immer schwierig gewesen. Hatte ihn weiß Gott bereits mehr als einmal derart zur Weißglut getrieben, dass er sie am liebsten erwürgt hätte. Sie brach regelmäßig irgendeinen Streit vom Zaun und hatte das Talent, ihn so weit zu bringen, dass er vor Zorn beinahe platzte.
Aber, Himmel, ebenso häufig brachte sie ihn herrlich zum Lachen. Und sie wusste, was ihm durch den Kopf ging, noch ehe er es aussprach. Was etwas Wunderbares war. Sie kannte jede seiner Schwächen und hielt ihm keine besonders vor.
Seine Musik schien sie nicht allzu sehr zu mögen, was
ihn ziemlich traf. Aber er schob ihr Desinteresse auf einen Mangel an Verständnis. Ebenso wie es ihm an Verständnis und Interesse für die geheimnisvollen Dinge fehlte, die sie mit dem Motor seines Wagens unternahm.
Was auch immer gegen Brenna sprechen mochte, war vollkommen egal. Sein Herz gehörte ihr. Alles, was er noch zu tun hatte, war, sie davon zu überzeugen, dass sie es auch behalten wollte.
Als Darcy hereinkam, rührte er gerade fröhlich pfeifend in dem auf dem Herd köchelnden Eintopf à la Gallagher.
»Meine Speisekammer ist so blank wie Rory O’Haras Glatze. Ich brauche unbedingt ein Sandwich, bevor ich mit der Arbeit anfange.«
»Ich mache das schon.« Als sie den Kühlschrank öffnen wollte, hielt Shawn sie zurück. »Wenn du es selbst machst, kann ich anschließend mindestens eine Stunde lang aufräumen.«
»Ich nehme eine Scheibe von dem Roastbeef, falls noch etwas da ist.«
»Mehr als genug.«
»Gut, dann nehme ich zwei.« Sie setzte sich an den Tisch, legte, um sich vor der Arbeit noch ein wenig auszuruhen und bei dieser Gelegenheit ihre neuen Schuhe zu betrachten, ihre Füße hoch und atmete schnuppernd ein. »Backst du etwa Apfelkuchen?«
»Vielleicht. Und wenn du schön brav bist, hebe ich dir vielleicht sogar ein Stückchen davon auf.«
Sie fuhr mit einem Finger durch die Teigschüssel und leckte ihn genüsslich ab. »Ich glaube mich zu erinnern, dass Brenna ebenfalls eine besondere Vorliebe für Apfelkuchen hat.«
Da er wusste, dass sich Darcy andernfalls beschweren würde, schnitt Shawn das Sandwich in zwei ordentliche
Hälften. »Daran erinnere ich mich ebenfalls.« Mit ausdrucksloser Miene schob er ihr den Teller hin.
»Bist du –« Darcy unterbrach sich und griff nach der ersten Hälfte ihres Sandwichs. »Nein, ich will es gar nicht wissen. Meine beste Freundin und mein Bruder«, sagte sie nach dem ersten Bissen. »Ich hätte nie gedacht,
Weitere Kostenlose Bücher