Nachte des Sturms
Schüsseln, Töpfen, Tellern und Bestecken. »Liebend gerne. Worum geht’s?«
»Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden müsste und außerdem würde ich gerne einen kleinen Spaziergang unternehmen.«
Shawn legte sein Geschirrtuch beiseite. »Wo?«
»Am besten am Strand.« Aidan kam durch die Küche, ging in Richtung Hintertür, blieb dann plötzlich stehen und blickte nachdenklich über die winterlichen Hügel mit den vom Wind meerwärts gebogenen Bäumen.
»Und, hast du es dir anders überlegt?«
»Nein.« Trotzdem blickte er weiter abwägend hinaus. Auf die Läden und Cottages links und rechts des Pubs, die Hintergärten, den alten Hund, der an einem schattigen Plätzchen ein Nickerchen machte, die Ecke am Ende ihres Grundstücks, an der er seine erste Freundin geküsst hatte.
»Das alles wird sich ziemlich verändern«, sagte er mit nachdenklicher Stimme.
»Allerdings. Aber schon Shamus Gallagher hat mit dem Bau des Pubs eine Veränderung bewirkt, ebenso wie nach ihm jeder von uns irgendwas verändert hat. Und das hier wird eben dein Beitrag zum Wandel der Dinge.«
»Unser Beitrag«, kam Aidans prompte Antwort. »Das ist eines der Dinge, über die ich mit dir reden möchte. Darcy habe ich nicht mehr erwischt. Sie hat sich sofort nach der Schicht aus dem Staub gemacht. Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir alle hier draußen gespielt haben?«
»Ja.« Shawn rieb sich geistesabwesend die leicht schiefe Nase. »Ja, daran kann ich mich erinnern.«
Lachend trat Aidan aus der Tür. »Daran hatte ich lange nicht mehr gedacht. Wir alle haben ab und zu hier draußen Ball gespielt, und einmal hat Brenna einen Treffer mitten auf deiner Nase platziert. Himmel, du hast geblutet wie ein Schwein.«
»Ihr Schläger war ja auch beinahe so groß wie sie.«
»Das ist natürlich richtig, aber außerdem hatte das Mädchen schon immer einen tollen Schlagarm. Ich erinnere mich noch, wie du fluchend und blutend am Boden gelegen hast und wie sie dir, als ihr klar wurde, dass nur deine Nase gebrochen war, erklärt hat, du solltest dich nicht so anstellen. Hier hinter dem Pub haben wir wirklich schöne Nachmittage erlebt.«
»Scheint, als mache dich die bevorstehende Vaterschaft ganz schön sentimental.«
»Vielleicht.« Sie überquerten die generell in dieser Jahreszeit vollkommen ruhige Straße. »Bald haben wir wieder Frühling. Und dann kommen wieder die Touristen. Der Winter ist hier wirklich kurz.«
Shawn schob seine Hände in die Taschen. Der Wind war immer noch recht kalt. »Worüber ich mich ganz sicher nicht beschwere.«
Sie gingen hinunter an den Strand, und der Sand knirschte unter ihren Stiefeln, als sie auf das Wasser blickten, das sich weit draußen in einem sanften Blau mit dem Horizont verband. Hier jedoch, wo es auf das Land traf, wogte es in kleinen, von weißem Schaum gekrönten, dunkelgrünen Wellen auf und ab, und die Wasseroberfläche glitzerte im hellen Licht der Sonne, als tanzten unzählige Diamanten auf ihr herum.
Schweigend gingen sie an den bereits im Hafen festgemachten Booten und den zum Trocknen aufgehängten Netzen vorbei in Richtung der hoch aufragenden Klippen.
»Ich habe heute Morgen mit Dad telefoniert.«
»Wie geht es ihm? Und Ma?«
»Es geht ihnen beiden gut. Er sagte, er hätte Anfang nächster Woche einen Termin mit den Anwälten. Bis dahin sollten die Papiere unterschriftsreif sein. Und er meinte, wenn er schon einmal dabei ist, will er gleich noch einen zweiten Vertrag aufsetzen lassen. Um mir den Pub offiziell zu überschreiben.«
»Da wir alle wissen, dass sie in Boston bleiben wollen, ist es wohl auch allmählich an der Zeit.«
»Ich habe ihm gesagt, wie ich darüber denke, und jetzt sage ich es dir. Ich habe das Gefühl, es wäre besser und gerechter, wenn er den Pub zu gleichen Teilen uns dreien überschreiben würde.«
Shawn entdeckte eine Muschel, bückte sich und hob sie auf. »So ist es aber nicht üblich.«
Was auch sein Vater gesagt hatte.
Aidan atmete hörbar aus, ging ein paar Schritte vor und machte schließlich wieder kehrt. »Himmel, du bist ihm von uns allen am ähnlichsten.«
»Das denke ich auch, obwohl es augenblicklich weder für unseren Vater noch für mich besonders schmeichelhaft
erscheint.« Shawn blieb grinsend stehen, während Aidan erneut auf und ab ging.
»So war es auch nicht gemeint. In manchen Dingen seid ihr beide richtiggehende Sturschädel. Warst nicht du derjenige, der gesagt hat, Veränderungen seien gut? Wenn wir den Pub
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