Nachtengel
gehabt, die viel Aufmerksamkeit erregt hatte und bei der ein Mann in South Yorkshire Frauen verfolgt, beobachtet und umgebracht hatte. Sie wusste, wie leicht auf Grund oberflächlicher Verbindungen gleich auf ›Serienmörder‹ geschlossen wurde.
Farnham hatte ihr eine Fotokopie der Geschäftskarte gegeben, die auf dem Boden des Hotelzimmers gefunden worden war. Angel Escorts. Es war keine Agentur aus der näheren Umgebung, das hieß, es war keines der Etablissements, die sich als Massagepraxis oder Sauna tarnten. Aber viele Agenturen bedienten sich heutzutage des Internets. Wenn Dornröschen für eine dieser Agenturen gearbeitet hätte, dann wäre sie auf deren Internetseite abgebildet. Lynne war sich sicher, dass sie sofort gelöscht worden wäre, als hätte es sie nie gegeben, sobald man in der Agentur bemerkt hätte, was passiert war.
Vielleicht war es schon zu spät. Dornröschen war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag oder Freitag früh gestorben. Es war bereits Montag – Zeit genug, um eine Website aufzuräumen oder ganz aus dem Netz zu nehmen. Sie loggte sich ein, überprüfte ihre E-Mails, alles überflüssiger Datenmüll, den sie, ohne zu lesen, löschte, und dann fing sie an zu suchen. Eine Vielzahl von Seiten bot Begleitdienste an. Manche verlangten eine Grundgebühr, die man zahlen musste, um die Seite zu öffnen. Sie ließ diese vorerst unbeachtet. Wenn Angel eine ganz normale Begleitagentur war, wollte man potenzielle Kunden wahrscheinlich nicht dadurch abschrecken, dass gleich Geld bezahlt werden musste. Man wollte, dass der Kunde sich erst einmal umsah.
›Angel‹ war ein geläufiger Name. Sie fand darunter mehrere Eintragungen, schrieb sich die Telefonnummern auf und suchte weiter. Sie hoffte, auf eine Seite mit Bildern zu stoßen, auf der man sich eine Frau online bestellen konnte, vermutlich eine Frau aus der Gegend. Bei keiner der Angel Escorts, die sie gefunden hatte, wurde die Ostküste erwähnt. Sie beschränkte ihre Suche auf die nähere Umgebung. Jetzt war die Anzahl der in Frage kommenden Seiten schon viel kleiner. Es gab drei, die sie bereits gesehen hatte, und eine, die sich einfach Escort Services Links nannte. Also würde sie es zunächst damit versuchen.
Der Bildschirm wurde plötzlich schwarz – wie bei Pornoseiten üblich. Dann kam eine Warnung, dass die Seite nur für Erwachsene sei. Lynne klickte auf ›weiter‹, und der Name Angel Escorts erschien in roten, pulsierenden Buchstaben. Bilder bauten sich auf, begleitet von geschickt angeordnetem Text, der den Betrachter weiterlockte. Ein winziges Bild von einer Frau, die einen Penis mit dem Mund stimulierte. Sie ist jung, frei und willig! Ein weiteres Bild mit einem jungen Gesicht, hellem Haar und Zöpfchen. Die Bluse des Mädchens stand offen und ließ ihre Brüste sehen. Frische Teenager! Lynne fragte sich, was das für Kunden waren, die sich mit einer Frau abgaben, die auf dieser Seite für sich werben ließ. 100% gratis: Analverkehr – live auf Video! Lynne suchte nach dem Link für den Begleitservice. Meet our girls . Okay. Sie klickte ihn an.
Zehn kleine Fotos von Frauen erschienen – Lily, Jasmine, Rose, Jemima, Suzy … Bei den Bildern waren Links, die es dem Kunden erlaubten, weiterzublättern und die Vorteile der Ware zu begutachten. Vier der Frauen waren offenbar Asiatinnen. Vielleicht aus Korea?, fragte sich Lynne. Oder von den Philippinen? Sie blickten verführerisch und unterwürfig in die Kamera. Lynne klickte zwei der Bilder an, um zu sehen, wie die Seite aufgebaut war. Die Bildersequenz war bei jeder Frau ähnlich. Bilder, auf denen sie knapp bekleidet oder in Unterwäsche zu sehen waren, und normale Nacktfotos, außerdem die übliche Serie typischer Glamour-Girl-Fotos. Ein kurzer Text dazu, dass die Frau sich freue, für eine Stunde oder eine Nacht eine liebevolle und einfallsreiche Gefährtin zu sein. Ich bin fit und flexibel. Verrate mir deine geheimsten Phantasien, und ich setze sie in die Wirklichkeit um. Sie fühlte sich an Tittenblättchen erinnert, aber der Unterschied zwischen diesen Bildern und den verschämt unter dem Ladentisch versteckten Zeitschriften war der, dass man eine dieser Frauen tatsächlich für eine gewisse Zeit kaufen konnte, wenn man wollte. Ein Mann konnte sie sich holen und mit ihr spielen, allerdings musste er über ein gutes Einkommen verfügen, um es regelmäßig tun zu können. Lynne fragte sich, wie viel von dem Geld die Frauen tatsächlich behalten durften. Durch
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