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Nachtengel

Titel: Nachtengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danuta Reah
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könnte, den er braucht. Roz wusste, dass Jenny vergebens hoffte. Nathans Zustand würde sich nicht mehr bessern, oder jedenfalls nicht so weit, dass er sein früheres Leben wieder aufnehmen konnte. Sie spürte, wie sie innerlich zu der Entscheidung kam, die sie vor sich hergeschoben hatte, weil sie sie nicht treffen wollte. Aber sie musste es tun. Sie musste Nathan besuchen, weil sie jegliche Entscheidungen bezüglich ihres Lebens schon zu lange aufgeschoben hatte.
    Und wenn sie ihn besuchen wollte, dann durfte sie es nicht mehr hinauszögern. Sie würde am Wochenende hinfahren, am Samstag.
    Hull, Donnerstagabend
    Lynne hatte einen langen Tag hinter sich, der nicht viel gebracht hatte. Sie mühte sich lustlos, ihre Büroarbeit nachzuholen, die in den letzten Tagen vernachlässigt worden war, als ihr Telefon klingelte und sie unterbrach. Es war Roy Farnham, vergnügt und freundlich, der sie im Fall Dornröschen aufs Laufende bringen wollte. »Wann bist du fertig?«, fragte er. »Ich habe ein paar Dinge, die dich vielleicht interessieren.«
    Lynne sah den Stoß Arbeit vor sich an. »Ungefähr in einer Stunde.«
    »Okay. Es bringt nichts, sich jetzt damit aufzuhalten. Gehen wir doch zusammen etwas essen. Dann kann ich es dir erzählen. Geschäftlich«, fügte er hinzu. Sie lachte und kehrte zu ihrem Computer zurück, war aber jetzt besserer Laune.
    Es war zwei Stunden später, als sie und Roy an einem Tisch in dem kleinen italienischen Restaurant saßen, wo sie schon einmal gewesen waren.
    »Bis jetzt wissen wir nur, dass sie aus Sibirien kommt.« Roy Farnham goss Wein in Lynnes Glas nach. »Und dann liegt sie tot im Humber. Noch etwas?«
    »Noch nicht viel.« Lynne fasste die Informationen zusammen, die sie hatte sammeln können. »Aber jetzt habe ich eine klarere Vorstellung, woher sie kommt, und es ist leichter möglich, einen Namen zu finden.«
    »Und was dann?«, fragte Roy.
    Der Kellner stellte einen Korb mit Brot auf den Tisch. »Möchten Sie bestellen?«, fragte er. Sie waren später als beabsichtigt ins Restaurant gekommen. Zuerst wurde Lynne durch eine Anfrage aufgehalten, dann musste Roy sich einem Problem seiner Ermittlungsgruppe widmen. Wenigstens hatten sie beide Verständnis für den anderen, wenn so etwas passierte.
    Lynne betrachtete die Speisekarte. Sie hatte den Tag damit zugebracht, Entscheidungen zu treffen. Jetzt wollte sie nichts mehr entscheiden. »Ich nehme einfach Pizza«, sagte sie. Roy nickte zustimmend, und der Kellner ging. Lynne bestrich heißhungrig ein Stück Brot mit Butter. »Ich weiß nicht«, sagte sie mit gedämpfter Stimme, »dann könnte es jemand ihrer Familie mitteilen. Sie war jung – neunzehn, zwanzig? Ich weiß, wo sie an dem letzten Tag bis zu der Zeit war, als sie das Krankenhaus verließ.« Sie erwähnte die Beratungsstelle, Nasim Rafiq und Matthew Pearse.
    »Was ist mit ihnen?«, fragte er.
    Sie berichtete kurz, wie Pearse Katja zum Krankenhaus gebracht hatte. »Er sah nicht, mit wem sie wegging, aber er hatte den Eindruck, dass sie nicht allein war«, sagte sie. »Dann ging er zurück zur Beratungsstelle. Aber mit dieser Rafiq ist irgendetwas. Vielleicht mag sie nur die Polizei nicht, das könnte sein. Es ist ihr jedenfalls nicht recht, wenn ich dort bin.«
    Roy runzelte die Stirn. »Was tun sie dort in dieser Beratungsstelle?«
    Lynne zuckte die Schultern. »Es scheint eine ziemlich unorganisierte Gruppe freiwilliger Helfer zu sein. Michael Balit – er koordiniert die Ehrenamtlichen – hat angedeutet, dass man die Stelle eilig eingerichtet hat, als es mit der Verteilung der Flüchtlinge losging. In den Räumen war früher ein Möbellager, und ehrlich gesagt, es sieht eigentlich immer noch so aus. Ich will mehr herausfinden. Etwas hat Katja dorthin getrieben. Es könnte die Art von Anlaufstelle sein, nach der ich suche. Aber im Moment sind sie mir gegenüber sehr abweisend.«
    Roy sah sie an. »Wenn sie krumme Dinger drehen, ist das etwas für den Sicherheitsdienst.«
    Das irritierte Lynne. Hier ging es um ihr Arbeitsgebiet. »Ich glaube nicht«, sagte sie. »Aber ich meine, sie könnten ein nützliches Zentrum für Kontakte sein. Für eine so vage Sache hole ich nicht den Sicherheitsdienst zu Hilfe.« Sie würde ihn überhaupt nicht holen, bevor sie nicht genau wusste, was da lief.
    »Hast du nachgesehen, ob es im Strafregister etwas über sie gibt?« Roy füllte noch einmal Lynnes Glas. Aber er selbst trank nicht viel.
    »Ich habe nichts finden können. Für

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