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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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über. Sie legt sich neben mich und dreht mir den Rücken zu.
    »Ich mache gefüllte Tomaten«, meint sie, als ich gerade das Licht löschen will. »Macht es dir was aus, wenn ich sie für ihn zubereite? Die gelingen mir nämlich immer.«
    Na bitte sehr, jetzt habe ich selbst bei den gefüllten Tomaten schon einen stillen Teilhaber. »Gute Idee, aber frag vorher Katerina, ob sie wirklich ernste Absichten hat. Denn wenn er deine gefüllten Tomaten kostet, dann hält er glatt um ihre Hand an.«
    Sie dreht sich um und streichelt meine Brust. »Gute Nacht«, zirpt sie und schließt die Augen, mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

47
    A m nächsten Morgen bin ich fest entschlossen, mir weitere vierundzwanzig Stunden Spielraum zu verschaffen. Was bedeutet, daß ich mich aus dem Büro fernhalten muß. Denn nur wenn ich da bin, muß ich Gikas auf dem laufenden halten. Folglich behalte ich die Übertragungsurkunde und die Fotografien noch einen Tag für mich. Das ist meine Galgenfrist. Wenn ich bis zum Abend die Beteiligung des Exministers an Kalias Tod nicht geklärt habe, dann übergebe ich Gikas die Hinweise, damit er den Fall schnellstens unter den Teppich kehrt. Denn wie sollte man den Fall Koustas in seinem ganzen Ausmaß aufklären und zugleich die Beteiligung des Exministers verschweigen können?
    Ich informiere Vlassopoulos, daß ich mir noch ein paar Details aus dem Mordfall Petroulias vornehme und erst später ins Büro kommen werde. Über Koustas lasse ich nichts verlauten. Zwar riskiere ich damit, daß Gikas sich von Vlassopoulos Bericht erstatten läßt, doch ich wage nicht, ihm zu verbieten, von unserem gestrigen Fund in Koustas’ Lagerraum zu erzählen. Ich verlasse mich auf meine Erfahrung mit Gikas, der sich in der Regel nur von den Abteilungsleitern Bericht erstatten läßt.
    Mein zweiter Anruf gilt Markidis. »Sagt Ihnen der Name Kalliopi Kourtoglou etwas?« frage ich.
    »Nein, wer soll das sein?«
    »Eine junge Frau, die vor fünf Tagen tot in der Inois-Straße 7 in Nikea aufgefunden wurde, Überdosis.«
    »Die muß Korkas übernommen haben. Warten Sie mal.« Er läßt mich geschlagene fünf Minuten am Telefon warten. »Richtig.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie ist an einer Überdosis gestorben.«
    »Wunderbar, man hat mich also nicht angelogen. Noch irgendein Hinweis?«
    »In der Vagina wurden Spermaspuren festgestellt. Sie muß eine halbe bis eine Stunde vor ihrem Tod Verkehr gehabt haben.«
    »Und wieso haben Sie beide das dem Polizeirevier in Nikea nicht gemeldet?«
    »Weil uns keiner danach gefragt hat und der Obduktionsbefund noch immer nicht abgetippt wurde.«
    »Wie lange brauchen Sie denn, um einen Befund tippen zu lassen?«
    »Ach, rutschen Sie mir doch den Buckel runter!« ruft er ärgerlich. »Die junge Frau war drogenabhängig und ist an einer Injektion reinen Heroins gestorben. Welche Bedeutung hat es, ob sie davor Verkehr hatte oder Graupeneintopf gegessen hat? Wissen Sie, wieviel Mehrarbeit wir durch diese Junkies am Hals haben? Ich habe gerade mal zwei Sekretärinnen, und die eine ist im Mutterschutz. Wie soll ich da hinterherkommen?«
    »Schon gut. Wenn Sie den Befund fertig haben, schicken Sie mir doch eine Kopie zu.«
    »Was interessiert Sie an dem Fall so?« fragt er mit plötzlicher Neugier.
    »Die junge Frau hat in einem von Koustas’ Nachtklubs gearbeitet und möglicherweise etwas mit seiner Ermordung zu tun.«
    Es folgt eine Pause. Dann ertönt ein langgezogenes »Auweia!«, und die Leitung ist tot.
    Das wichtigste Telefonat habe ich mir bis zum Schluß aufgehoben. Ich wähle die Nummer des Exministers und lande in seinem Büro. Ich frage nach, zu welchen Zeiten der Herr Minister Sprechstunde habe, ohne zu verraten, in welcher Eigenschaft ich ihn sprechen möchte. Ich gebe zu verstehen, ich sei einer seiner Parteigänger, der sich eine kleine Gefälligkeit erwarte. Die Sekretärin erklärt, der Herr Minister sei täglich zwischen elf und ein Uhr in seinem Büro zu sprechen.
    Ich blicke auf die Uhr. Es ist zehn, und vor meinem Besuch beim Exminister muß ich mich vergewissern, wie er zu seinen hohen Umfragewerten kommt, denn diese Information könnte sich als wertvoll erweisen.
    Niki Kousta ist überrascht, mich zu sehen. Zunächst begegnet sie mir ein wenig verlegen. Vielleicht, weil sie sich an unser letztes Zusammentreffen in meinem Büro erinnert.
    »Ich würde mich gerne von Ihnen aufklären lassen.«
    »Worüber denn? Haben Sie vor, Ihren Beliebtheitsgrad messen zu

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