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Nachtfalter

Nachtfalter

Titel: Nachtfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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ich Elena Koustas Stimme vernehme.
    »Gerade höre ich in den Nachrichten, daß Dinos’ Exfrau umgebracht worden ist, Herr Kommissar. Glauben Sie, daß ich auch gefährdet bin?« fragt sie besorgt.
    »Nein, Frau Kousta, Sie sind nicht in Gefahr. Loukia Karamitri war in die geschäftlichen Angelegenheiten Ihres Gatten verwickelt. Sie jedoch nicht.«
    Eine kurze Pause tritt ein. »Ist es wahr, daß Dinos schmutziges Geld gewaschen hat?« fragt sie dann.
    Ich möchte sie nicht traurig stimmen, doch es hat keinen Sinn, sie anzulügen. Die Nachricht wird sowieso in wenigen Tagen die Runde machen. »Ja, es ist wahr.«
    »Und da behaupten Sie, ich sei nicht gefährdet?«
    Sie knallt den Hörer auf die Gabel, bevor ich ihr erklären kann, daß das von ihrem Mann reingewaschene Geld keinen unmittelbaren Bezug zu den beiden Morden hat. Der Mord an Koustas und der an der Karamitri geschah aus völlig unterschiedlichen Motiven.
    Als ich in den Verhörraum trete, finde ich Karamitris am Kopfende des Tisches vor. Vlassopoulos hat sich hinter seinem Rücken aufgebaut, in demselben Stil wie beim Verhör von Jannis, Koustas’ Buchhalter.
    »Am Abend, als Koustas getötet wurde, war ich mit Loukia zu Hause. Sie haben mich danach gefragt, und ich habe es Ihnen erzählt«, hebt er an.
    »Sie haben es mir gesagt, ich erinnere mich.« Ich nehme an seiner Seite Platz.
    »Leider kann das Loukia nicht mehr bestätigen.«
    »Das ist nicht nötig. Ich glaube Ihnen.«
    Er ist verdutzt und wirkt erleichtert. »Und heute morgen bin ich um halb neun aus dem Haus gegangen. Loukia war gerade aufgewacht. Ich war um Viertel nach neun im Büro. Das werden Ihnen alle bestätigen.«
    »Ich werde es überprüfen, doch ich denke, daß es stimmt.«
    Er faßt Mut, da er sieht, daß ich seinem Alibi Glauben schenke, und schlägt einen forscheren Ton an. »Wieso schleppen Sie mich dann hierher?«
    Ich beuge mich nach vorn und blicke ihm in die Augen. »Ich habe Sie hierhergebracht, damit Sie mir von dem Weißhaarigen erzählen«, sage ich ruhig zu ihm.
    »Von welchem Weißhaarigen?«
    »Den Sie zuerst für den Mord an Koustas und dann für den an Ihrer Frau angeheuert haben.«
    Sein eiskalter Blick saugt sich an mir fest. »Ich habe Koustas und meine Frau umbringen lassen? Was reden Sie daher? Sind Sie noch bei Trost?«
    »Karamitris, Sie haben es schlau angestellt, keine Frage. Freilich ist Ihnen auch Koustas’ schmutzige Clique entgegengekommen. Als ich erfuhr, daß ihn ein Weißhaariger umgebracht hat, glaubte ich zunächst, daß es jemand aus der Mafia war. Und ich hätte es bis zuletzt geglaubt, wenn Sie nicht den Fehler begangen hätten, denselben Mörder auch auf Ihre Frau anzusetzen.«
    Er hat zu zittern begonnen. »Sie täuschen sich«, stottert er. »Ich habe niemanden angeheuert, weder für Koustas noch für Loukia.«
    »Was Koustas betrifft, kann ich es nachvollziehen«, sage ich sanft. »Er hat Ihnen übel mitgespielt und war bereit, Sie jederzeit Ihren Gläubigern auszuliefern. Sie dachten, wenn Sie ihn aus dem Weg räumten, könnten Sie aufatmen und hätten dann Gelegenheit, an die Schecks zu kommen. Hätten Sie sich damit begnügt, wäre der Mord an Koustas möglicherweise unaufgeklärt geblieben, denn wir suchten unter seinen Geschäftspartnern, und Sie wären uns entkommen. Doch da packte Sie die Gier. Als Sie sahen, mit welcher Leichtigkeit Sie Koustas losgeworden waren, wollten Sie auch Ihre Frau beiseite räumen, damit Ihnen die Unternehmen zufielen, die formal auf den Namen Ihrer Frau lauteten – das Meinungsforschungsinstitut, das Sportartikelgeschäft und das chinesische Restaurant.«
    »Wozu sollte ich Loukia umbringen? Sie war doch meine Frau, und mir gehörte ohnehin die Hälfte des Vermögens, das nach Koustas’ Tod in ihre Hände übergegangen war!«
    »Weil Sie beide heillos zerstritten waren, Karamitris. Ich habe es doch mit eigenen Ohren gehört. Soll ich Ihnen in Erinnerung rufen, was Sie zu mir gesagt haben, als ich bei Ihnen zu Hause war? Sie sagten, daß Sie sich nicht von ihr scheiden ließen, weil Koustas das nicht zugelassen hätte. Und sie hat Sie als drittklassigen Bänkelsänger bezeichnet, daran erinnere ich mich noch. Sie beide waren wie Hund und Katze, und Sie hatten Angst, daß sie sich jetzt, wo Koustas tot war, von Ihnen trennen würde. Wer weiß, vielleicht hat sie es Ihnen angekündigt, und deshalb beeilten Sie sich, sie auszuschalten. Sie sind der Anstifter beider Morde. Gestehen Sie endlich!«
    Die

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