Nachtflamme: Roman (German Edition)
sprechen. Diese Angst, dieses Entsetzen, dieser Schrecken. »Sie hatte ständig Angst, Fox, und die Angst und das Schuldgefühl trieben sie in den Wahnsinn, als sie das Kind bekam. Ich spürte das alles. Sie wollte das Kind mit in den Tod nehmen, brachte es aber nicht über sich.«
Fox kniff die Augen zusammen. »Sie wollte das Baby umbringen?«
Layla nickte und holte tief Luft. »Sie fürchtete und hasste es, aber sie liebte es auch. Ich meine, sie brachte es nicht über sich, das Kind umzubringen. Wenn sie es getan hätte, gäbe es mich nicht, und jetzt wollte sie mich umbringen, weil ich mit ihr in dieser Geschichte gefangen war. Wir gingen zum Teich, und wenn sie mich gehört hat, hat sie sicherlich geglaubt, ich sei eine der Stimmen, die sie in den Wahnsinn getrieben haben. Ich konnte sie nicht dazu bringen, mir zuzuhören. Dann sah ich dich.«
Sie trank einen Schluck, um sich zu beruhigen. »Ich sah dich und dachte, Gott sei Dank. Gott sei Dank, er ist hier. Ich fühlte die Steine in meiner Hand, als sie ihre Hand hochhob, spürte, wie sie die Taschen des Kleides herunterzogen. Ich konnte nichts tun, aber ich dachte …«
»Du dachtest, ich würde sie aufhalten.« Das hatte er auch gedacht, überlegte Fox. Er hatte das Mädchen retten wollen.
»Du hast gerufen, hast ihr gesagt, es sei nicht ihre Schuld gewesen. Du bist zu ihr – zu mir – gelaufen. Und einen Augenblick lang hat sie dich wohl sogar gehört. Ich spürte, dass sie dir glauben wollte. Aber dann waren wir im Wasser und gingen unter. Ich weiß nicht mehr, ob sie hineingefallen oder gesprungen ist, auf jeden Fall waren wir unter Wasser. Und ich sagte mir, nur keine Panik. Ich kann nämlich gut schwimmen.«
»Du warst in der Schwimmmannschaft in der Schule.«
»Habe ich dir das erzählt?« Sie lachte leise und trank noch einen Schluck. »Ich sagte mir, ich könnte zur Oberfläche aufsteigen, weil ich kräftig bin. Aber es ging nicht. Ich konnte es noch nicht einmal versuchen, und es waren nicht nur die Steine, die mich herunterzogen.«
»Es war Hester.«
»Ja. Ich sah dich, wie du durch den Teich tauchtest, und dann …« Sie schloss die Augen und presste die Lippen zusammen.
»Ist schon okay.« Er legte seine Hand auf ihre. »Uns ist ja nichts passiert.«
»Fox, ich weiß nicht, ob ich es war oder sie … ich weiß es einfach nicht. Wir griffen nach dir.«
»Du hast mich geküsst.«
»Ich habe dich getötet.«
»Die ganze Geschichte hat ein schlimmes Ende genommen, aber es ist nicht wirklich passiert. Wie lebhaft du es auch empfunden haben magst, es war nicht real. Es war schwer für dich, in Hester Deales Kopf hereinzukommen, aber jetzt wissen wir mehr über sie.«
»Warum warst du da?«
»Ich nehme an, weil wir beide diese Verbindung zueinander haben. Ich habe früher auch schon das Gleiche wie Cal und Gage geträumt, aber dieses Mal war eine stärkere Verbindung da. Im Traum habe ich dich gesehen, Layla, nicht Hester. Ich habe dich gehört. Das ist interessant. Darüber sollte ich mal nachdenken.«
»Wenn du jonglierst.«
Er grinste. »Das könnte nicht schaden. Wir müssen …«
Seine Sprechanlage summte. »Mr Edwards ist hier.«
Fox stand auf und drückte auf den Schalter, um zu antworten. »Okay, ich bin gleich so weit.« Er wandte sich an Layla, die ebenfalls aufgestanden war. »Wir brauchen noch mehr Zeit für das Ganze. Mein letzter Termin heute ist um …«
»Um vier. Mrs Halliday.«
»Genau. Du bist gut. Wenn du nichts anderes vorhast, könnten wir nach dem Termin nach oben gehen, um weiter daran zu arbeiten.«
Es war Zeit, sich darauf einzulassen, dachte Layla. »In Ordnung.«
Er trat mit ihr an die Tür und öffnete sie. »Wir könnten ja zu Abend essen«, begann er.
»Du brauchst dich wegen mir nicht zu bemühen.«
»Ich habe jeden Lieferservice im Umkreis von acht Kilometern auf meiner Telefonliste.«
Unwillkürlich musste sie lächeln. »Guter Plan.«
Er brachte sie hinaus. An der Rezeption warteten zweihundertzwanzig Pfund Mr Edwards auf ihn. Sein Bauch, über den sich ein weißes T-Shirt spannte, sprengte fast den Bund seiner Jeans. Auf seinen krausen grauen Haaren saß eine John-Deere-Kappe. Er erhob sich schwerfällig und reichte Fox die Hand.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Fox.
»Das müssten Sie doch am besten wissen.«
»Kommen Sie mit nach hinten, Mr Edwards. Wir reden darüber.«
Arbeitet viel draußen, dachte Layla, als Fox seinen Mandanten mit in sein Büro nahm. Ein Farmer vielleicht oder
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