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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit gespreizten Beinen vor dem Fenster in seinen Heute-kein-Gericht-Jeans und einem Hemd, das über dem Hosenbund hing, und jonglierte mit drei roten Bällen. Sein Gesicht wirkte absolut entspannt, und seine Tigeraugen folgten den Bällen, während er sie warf und auffing.
    »Du kannst jonglieren.«
    Er kam aus dem Rhythmus, fing aber trotzdem die Bälle noch rechtzeitig auf. »Ja. Es hilft mir beim Nachdenken.«
    »Du kannst jonglieren«, wiederholte sie, benommen und entzückt.
    Da sie nur selten so selig lächelte, ließ er die Bälle wieder kreisen. »Es ist alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts.« Als sie lachte, warf er die Bälle hoch und fuhr fort: »Drei, sogar vier Objekte von gleicher Größe und Gewicht stellen nicht wirklich eine Herausforderung dar. Wenn ich das haben möchte, mische ich Größe und Gewicht. Das hier ist nur Jonglieren zum Nachdenken.«
    »Jonglieren zum Nachdenken«, wiederholte sie, als er die Bälle erneut fing.
    »Ja.« Er öffnete seine Schreibtischschublade und warf sie hinein. »Das hilft mir, den Kopf klar zu bekommen, wenn ich …« Er musterte sie prüfend. »Wow. Du siehst … gut aus.«
    »Danke.« Sie trug einen Rock und ein kurzes Jackett mit Gürtel und fragte sich jetzt, ob sie damit für ihre Position vielleicht zu elegant war. »Ich habe meine Kleider aus New York bekommen, und ich dachte, wenn ich sie schon einmal habe … Na ja, du wolltest mich sprechen.«
    »Ja? Ja, klar«, erinnerte er sich. »Warte.« Er trat zur Tür und schloss sie. »Kann ich dir etwas anbieten?«
    »Nein.«
    »Okay.« Eben noch war sein Kopf vom Jonglieren ganz klar gewesen, aber jetzt war er dank ihrer Beine wieder benebelt, deshalb trat er an seinen Minikühlschrank und nahm sich eine Cola heraus. »Ich dachte, heute Morgen haben wir mehr Zeit, um unsere Notizen über den Traum zu vergleichen. Komm, wir setzen uns.«
    Sie setzte sich auf einen der Besucherstühle, und Fox nahm den anderen. »Du fängst an«, sagte sie zu ihm.
    Als er fertig war, stand er auf, holte eine Flasche Diet Coke aus seinem kleinen Kühlschrank und drückte sie ihr in die Hand. Als sie ihn erstaunt anblickte, sagte er: »Das trinkst du doch, oder? Das liegt für dich im Kühlschrank.«
    »Ja. Danke.«
    »Möchtest du ein Glas?«
    Sie schüttelte den Kopf. Seine Umsicht hätte sie eigentlich nicht zu überraschen brauchen, aber sie war doch erstaunt. »Hast du für Alice auch immer Diet Sprite vorrätig?«
    »Ja, klar. Warum nicht?«
    »Warum nicht«, murmelte sie und trank einen Schluck. »Ich war auch im Wald«, begann Layla. »Aber ich war nicht nur ich. Sie war in meinem Kopf. Oder ich war in ihrem, es ist schwer zu sagen. Ich fühlte ihre Verzweiflung, ihre Angst, als ob sie meine wären. Ich … ich war noch nie schwanger, habe noch nie ein Kind bekommen, aber mein Körper fühlte sich anders an.« Sie zögerte, beschloss aber dann, Fox alles zu erzählen. »Meine Brüste waren schwer, und ich begriff, ich wusste, dass ich stillte. Ähnlich habe ich ihre Vergewaltigung mitgefühlt. Es war die gleiche Art von Bewusstheit. Ich wusste, wohin ich ging.«
    Sie machte eine Pause und blickte Fox ins Gesicht. Er hatte eine Art zuzuhören, dachte sie, die einem das Gefühl gab, er würde jedes einzelne Wort verstehen. »Ich kenne diesen Wald hier nicht, war ja nur das eine Mal zusammen mit euch da, aber ich wusste genau, wo ich war und dass ich zum Teich ging. Ich wusste auch, warum. Ich wollte nicht dorthin gehen, aber ich konnte mich nicht davon abbringen. Alles in mir schrie, weil ich nicht sterben wollte, aber sie wollte sterben, weil sie es nicht mehr ertragen konnte.«
    »Was konnte sie nicht mehr ertragen?«
    »Sie erinnerte sich. Sie erinnerte sich an die Vergewaltigung, wie es sich anfühlte, was in ihr war. Sie erinnerte sich an die Nacht auf der Lichtung, Fox. Er hatte sie in der Gewalt, und so beschuldigte sie Giles Dent, sie vergewaltigt zu haben, beschuldigte ihn und Ann Hawkins der Hexerei, und dann glaubte sie, sie wären tot. Mit der Schuld konnte sie nicht leben, und er sagte ihr, sie solle weglaufen.«
    »Wer?«
    »Dent. Dent blickte sie auf der Lichtung an, kurz bevor der Brand ausbrach – er hatte Mitleid mit ihr, er verzieh ihr. Und er sagte ihr, sie solle weglaufen. Das tat sie auch. Sie war doch erst sechzehn. Alle glaubten, das Kind sei von Dent, und sie hatten Mitgefühl mit ihr. Sie hingegen wusste Bescheid, aber sie hatte Angst, die Wahrheit zu gestehen.«
    Es schmerzte sie, davon zu

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