Nachtflamme: Roman (German Edition)
unterbrochen?«
»Vergiss es.« Fox führte seine Mutter in sein Büro.
»Sie ist sehr hübsch. Es könnte dir keiner verübeln, wenn du ein bisschen Chef und Sekretärin spielen willst.«
»Mom.« Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare. »So war es gar nicht. Es war … Ach, egal.« Er sank auf einen Stuhl. »Was gibt es denn?«
»Ich hatte in der Stadt zu tun. Unter anderem war ich zum Essen bei deiner Schwester. Sie hat mir gesagt, sie hätte dich seit zwei Wochen nicht gesehen.«
»Ich wollte schon lange mal vorbeischauen.«
Jo lehnte sich an seinen Schreibtisch. »Es würde dich nicht umbringen, Fox, wenn du wenigstens einmal die Woche etwas essen würdest, was nicht gebraten, tiefgekühlt oder voller Chemikalien ist. Und du solltest deine Schwester unterstützen.«
»Okay. Ich gehe heute vorbei.«
»Gut. Zum Zweiten habe ich Töpferwaren zu Lorrie’s gebracht. Du hast bestimmt gesehen, was mit ihrem Laden passiert ist.«
»Nicht direkt.« Er dachte an die zersplitterten Fensterscheiben, die Krähenkadaver auf der Main Street. »Wie schlimm ist der Schaden?«
»Wirklich schlimm.« Jo berührte die Kristalle, die an einer Kette um ihren Hals hingen. »Fox, sie redet davon zuzumachen. Wegzuziehen. Es bricht mir das Herz. Und es macht mir Angst. Ich habe auch Angst um dich.«
Er stand auf und legte die Arme um seine Mutter, rieb seine Wange an ihrer. »Es wird schon alles gut werden. Wir arbeiten daran.«
»Ich möchte etwas tun. Dein Dad und ich, wir alle möchten etwas tun.«
»Ihr habt jeden Tag in meinem Leben genug getan.« Er drückte sie an sich. »Du bist meine Mom.«
Sie löste sich von ihm und umfasste sein Gesicht mit den Händen. »Du besitzt genauso viel Charme wie dein Vater. Schau mir in die Augen und versichere mir, dass alles in Ordnung kommt.«
Ohne zu zögern, blickte er sie an. »Es wird alles gut. Glaub mir.«
»Okay.« Sie küsste ihn auf die Stirn, die Wangen und leicht auf den Mund. »Aber du bist immer noch mein Baby. Also pass gut auf dich auf. Und jetzt geh zu deiner Schwester essen. Das Tagesgericht ist Auberginensalat.«
»Lecker.«
Lächelnd versetzte sie ihm einen leichten Boxhieb in den Bauch. »Du solltest die Kanzlei für eine Stunde schließen und dieses hübsche Mädchen mit in die Mittagspause nehmen.«
»Das hübsche Mädchen arbeitet für mich.«
»Wie ist es mir nur gelungen, jemanden großzuziehen, der so strenge Prinzipien verfolgt? Das ist ja entmutigend.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich liebe dich, Fox.«
»Ich liebe dich auch, Mom. Ich bringe dich zur Tür«, fügte er rasch hinzu, damit seine Mutter keine Chance hatte, am Empfang stehen zu bleiben und Layla auszuhorchen.
»Ich bekomme schon noch die Chance, mit ihr alleine zu plaudern«, erwiderte Jo lächelnd.
»Ja. Aber nicht heute.«
Der Salat war nicht übel, und da er ihn an der Theke gegessen hatte, hatte er ein bisschen Zeit gehabt, mit seiner kleinen Schwester zu plaudern. Sie versetzte ihn immer in gute Laune, und so genoss er den schönen, sonnigen Tag, als er ins Büro zurückging. Er hätte ihn allerdings noch mehr genossen, wenn er nicht Derek Napper über den Weg gelaufen wäre, dem Feind aus Kindertagen, der jetzt Deputy Napper war.
»Zum Teufel, das ist ja O’Dell.« Napper setzte seine Sonnenbrille auf und blickte sich dann um. »Komisch, ich sehe gar keine Krankenwagen.«
»Hast du nicht die Gerüchte gehört, dass die Stadt pleite ist?«
Napper lächelte dünn. »Ich habe nur gehört, dass du gestern am Tatort warst, als es Probleme auf dem Platz gegeben hat. Anscheinend hast du es aber nicht nötig, eine Aussage zu machen oder auf die Wache zu kommen, um ein Protokoll zu unterschreiben. Als Winkeladvokat solltest du es eigentlich besser wissen.«
»Du irrst dich leider, aber das ist ja nichts Neues. Ich habe heute früh mit dem Chief geredet, aber wahrscheinlich erzählt er seinen Stiefelleckern auch nicht alles.«
»Du solltest dich besser daran erinnern, wie oft ich dir mit diesem Stiefel schon in den Arsch getreten habe, O’Dell.«
»Ich erinnere mich an vieles.« Fox ging weiter. Der Kerl war und blieb einfach ein Arschloch. Wahrscheinlich würde er mit Napper aneinandergeraten, noch bevor die Sieben vorbei waren. Aber im Moment wollte er daran keinen Gedanken verschwenden.
Als er die Kanzlei betrat, ging Layla gerade mit einer Blumenvase zur Rezeption. Sie blieb abrupt stehen, als sie ihn sah.
»Ich habe ihnen gerade frisches Wasser gegeben. Es hat
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