Nachtflamme: Roman (German Edition)
keine Pflichten«, fuhr Fox fort. »Ich weiß es jetzt wieder. Ich hatte den ganzen Tag frei. Wir haben da drin gespielt.«
»Polizisten gegen Drogenbosse.«
»Das ist mal eine nette Abwechslung gegenüber Cowboy und Indianer«, kommentierte Cybil.
»Der Hippie-Junge spielte nie gierige Einwanderer gegen Eingeborene. Wenn du dir jemals einen Vortrag von Joanne Barry zu diesem Thema hättest anhören müssen, hättest du das auch nicht gespielt.« Gage lächelte in der Erinnerung. »Es war eine tolle Zeit. Der September war eine Ewigkeit entfernt. Es war heiß, und alles grünte und blühte. Ich wollte, dass es nie mehr aufhört. Daran erinnere ich mich auch. Ja, es war meine Idee. Ein großes Abenteuer, völlige Freiheit.«
»Wir waren sofort Feuer und Flamme«, sagte Cal. »Und haben auf der Stelle alles geplant.« Er wies auf das verfallene Gemäuer. »Na, wenn das ein Zufall ist.«
Einen Moment lang standen sie nebeneinander. Drei Männer im selben Alter, alle aus dem gleichen Ort. Gage in seiner schwarzen Lederjacke, Cal in Flanellhemd und Kappe, Fox im Kapuzenshirt. Komisch, dachte Layla, wie die Kleidung ihre Individualität unterstrich, obwohl sie als absolute Einheit dort standen.
»Layla.« Fox ergriff ihre Hand. Regentropfen hingen an ihren Wimpern, und er spürte ihre Nervosität und Bereitschaft.
»Lass es einfach kommen«, sagte er. »Entspann dich, schau mich an.«
»Es fällt mir schwer, das gleichzeitig zu tun.«
Er grinste. »Darum kümmern wir uns später. Im Moment holst du nur das Buch in deinen Kopf. Los.«
Er war Brücke und Anker zugleich. Als sie die Brücke überquerte, war er bei ihr. Sie spürte den Regen auf ihrem Gesicht, den Boden unter ihren Füßen. Sie roch die Erde, das nasse Gras, sogar die nassen Steine. Sie hörte ein Eichhörnchen, das einen Baumstamm hinaufhuschte, hörte die Schwingen eines Vogels.
Wie wundervoll, dachte sie, zu verstehen, dass sie ein Teil davon war, immer gewesen war und immer sein würde. Wachsen, atmen, schlafen. Leben und Sterben.
Sie überquerte die Brücke.
Der Schmerz kam plötzlich und unerwartet, wie ein heftiges Reißen in ihr. Sie schrie auf und sah das Buch – wie ein Blitz. Dann war es wieder weg, ebenso wie der Schmerz, und ließ sie schwach und benommen zurück.
»Entschuldigung. Ich konnte es nicht halten.«
Gage packte sie unter den Armen, als sie taumelte. »Ganz ruhig, Baby. Cybil.«
»Ja, ich habe sie. Komm, stütz dich auf mich.«
»Ich habe gehört, wie sich die Wolken bewegten und alles im Garten wuchs. Gott, ich fühle mich …«
»Berauscht?«, fragte Quinn. »Du siehst aus, als ob du Drogen genommen hättest.«
»Ja, so fühle ich mich auch. Wow, Fox, hast du …« Sie brach ab, als sie sah, dass er auf dem Kies zusammengesunken war. Seine Freunde hockten neben ihm. An seinem Hemd war Blut.
»Oh, mein Gott, was ist passiert?« Sie hockte sich vor ihn. »Du bist verletzt. Deine Nase blutet.«
»Das wäre nicht das erste Mal. Verdammt, und dabei hatte ich die Sachen gerade gewaschen. Lass mir ein bisschen Raum. Bitte, lass mich erst mal wieder zu mir kommen.« Er zog ein Taschentuch aus der Tasche und drückte es gegen seine Nase.
»Wir bringen dich ins Haus«, sagte Quinn, aber Fox schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin gleich wieder okay.«
»Cal, hol ihm etwas Wasser. Wir versuchen es mal mit dem Trick deiner Mutter, Fox.« Cybil trat hinter ihn. »Ganz ruhig atmen.« Sie drückte auf die Punkte, die Joanne ihr gezeigt hatte. »Muss ich fragen, ob du schwanger bist?«
»Das ist kein guter Zeitpunkt, um mich zum Lachen zu bringen.«
»Warum war es für ihn schlimmer als für Quinn?«, fragte Layla. »Die Wirkung müsste doch schwächer sein, weil wir verbunden waren. Aber es ist schlimmer. Du weißt es.« Sie warf Gage einen Blick zu. »Warum?«
»Ich nehme an, dass O’Dell für dich die volle Wucht des Schlags abgewehrt hat. Das ist jedenfalls meine Vermutung. Und es muss ein gewaltiger Schlag gewesen sein, weil ihr miteinander verbunden wart.«
»Ist das so?« Wütend wandte sich Layla an Fox. »Ich lausche den Wolken, und du wirst ins Gesicht geschlagen?«
»Dein Gesicht ist eben ein bisschen hübscher als meins. Sei mal einen Moment lang still, ja? Hab Mitleid mit den Verwundeten.«
»Tu das nie wieder. Sieh mich an, und hör mir genau zu! Tu das nie wieder! Versprich es mir, oder ich bin raus aus der Sache.«
»Ich mag keine Ultimaten«, erwiderte er hitzig. »Ich finde sie zum Kotzen.«
»Und
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