Nachtflamme: Roman (German Edition)
wenn ich jetzt rot gefärbt bin.«
Fox merkte, dass er sich an dem Begriff Spender stieß. »Das trifft mich jetzt ein bisschen unvorbereitet, Sage.«
»Ja, klar. Denk bitte darüber nach. Wenn du es ablehnst, verstehen wir das auch. Ich habe sonst noch niemandem in der Familie etwas gesagt, deshalb gibt es von dieser Seite keinen Druck.«
»Ja, danke. Ich bin schon geschmeichelt, dass Paula und du gerade mich ausgesucht habt. Ich denke darüber nach.«
»Danke.« Sie drückte ihre Wange an seine. »Wir sehen uns dann beim Mittagessen.«
Als sie gegangen war, starrte er auf die Coladose in seiner Hand. Dann trat er zu seinem Mini-Kühlschrank und stellte sie wieder hinein. Mehr Stimulation brauchte er im Moment nicht. Eins nach dem anderen, dachte er und ging zu Layla.
»Okay«, sagte er.
»Deine Schwester war sehr freundlich, und sie hat sich so benommen, als ob sie gar nicht gehört hätte, dass ich gesagt habe, ich wolle mit dir schlafen.«
»Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie es ebenfalls als etwas ganz Natürliches betrachtet. Außerdem hatte sie andere Sorgen.«
»Ich bin eine erwachsene, gesunde Frau.« Trotzig warf sie ihre Haare zurück. »Es gibt absolut keinen Grund, mich zu schämen, nur weil ich … Ist etwas passiert?«
»Nein, ich weiß nicht. Es ist ein merkwürdiger Vormittag. Ich habe …« Wie sollte er das formulieren? »Ich habe dir doch erzählt, dass meine Schwester lesbisch ist, oder?«
»Ja, das hast du erwähnt.«
»Sie und Paula sind jetzt seit einigen Jahren zusammen. Sie verstehen sich blendend, und …« Er trat ans Fenster, kam wieder zurück. »Sie wollen ein Baby.«
»Das ist doch schön.«
»Sie wollen, dass ich das Y-Chromosom zur Verfügung stelle.«
»Oh. Oh.« Layla schürzte die Lippen. »Das war wohl wirklich ein merkwürdiger Vormittag. Was hast du gesagt?«
»Ich weiß nicht mehr genau, aber ich soll sowieso erst mal darüber nachdenken. Und das mache ich auch.«
»Sie müssen beide viel von dir halten. Und da du nicht sofort abgelehnt hast, hältst du wohl auch viel von ihnen.«
»Ich kann im Moment überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Können wir die Kanzlei nicht schließen und nach Hause gehen, um Sex zu haben?«
»Nein.«
»Das habe ich befürchtet.«
»Dein letzter Termin ist um sechzehn Uhr dreißig. Danach können wir miteinander schlafen.«
Er starrte sie an. »Der Vormittag wird immer merkwürdiger.«
»In deinem Terminkalender für heute steht, dass ich jetzt eine Konferenzschaltung für dich herstellen muss. Hier ist die Akte zum Fall Benedict.«
»Ja, danke. Die Familie trifft sich bei Sparrow zum Mittagessen. Möchtest du mitkommen?«
»Nicht für eine Million Dollar.«
Er verstand sie nur zu gut, aber für ihn wurde es eine angenehme Stunde mit Ridges kleiner Familie, seinen Schwestern und seinen Eltern in Sparrows Restaurant.
Als er zurückkam, ging Layla in die Mittagspause, und so hatte er Zeit nachzudenken. Er versuchte, nicht auf die Uhr zu schauen, während er arbeitete, aber er hatte sich noch nie in seinem ganzen Leben so sehr gewünscht, dass die Zeit schnell vergehen möge.
Der letzte Mandant des Tages hörte nicht auf zu reden, und es war bereits zehn nach fünf. Erneut kämpfte Fox gegen den Wunsch an, ständig auf die Uhr zu sehen. Das war eben der Preis, den man dafür zahlte, wenn man Anwalt in einer Kleinstadt war. Die Leute wollten sich auch über unverfängliche Themen wie Baseball und so weiter mit ihm unterhalten.
Aber auf ihn wartete eine Frau, und er wurde zusehends ungeduldiger.
Entschlossen komplimentierte er den letzten Mandanten zur Tür hinaus.
»Ich dachte schon, er hört nie mehr auf«, sagte Fox, als er die Tür hinter sich abschloss. »Wir haben jetzt geschlossen. Du gehst auch nicht mehr ans Telefon. Komm mit mir.«
»Gerade habe ich noch gedacht, ob wir es uns nicht doch noch einmal überlegen sollten.«
»Nein, hier wird nichts mehr überlegt.« Er ergriff ihre Hand und zog sie zur Treppe. »Eheberatung, brennende Häuser, hübscher Arsch – die Reihenfolge ist willkürlich -, nur um dein Gedächtnis noch einmal aufzufrischen.«
»Ich habe es nicht vergessen, ich dachte nur – wann hast du das letzte Mal sauber gemacht?«, fragte sie, als er sie in die Wohnung zog.
»Gestern. Es war schrecklich viel Arbeit, hat sich aber gelohnt.«
»In diesem Fall kann ich dir den Namen einer Putzfrau sagen. Marcia Biggons.«
»Ich bin mit ihrer Schwester zur Schule gegangen.«
»Das hat sie
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