Nachtflamme: Roman (German Edition)
ist was.« Sie fragte sich, wie ein intelligenter Mann so begriffsstutzig sein konnte. Merkte er denn nicht, dass sie Layla und Fox mal ein paar Minuten allein lassen sollten? Sie ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. »Komm, schau dir das Ding mal an.«
»Ich gehe jetzt wohl besser«, sagte Fox, als er mit Layla alleine war.
»Warum bleibst du nicht einfach? Wir müssen ja nicht … Wir können ja einfach nur schlafen.«
»Sehe ich so schlimm aus?«
»Du siehst immer noch ein bisschen müde aus.«
»Möglicherweise habe ich zu viel geschlafen.«
Und traurig, dachte sie. Selbst wenn er lächelte, sah sie die Trauer in seinem Blick. »Wir könnten ausgehen. Ich kenne da diese nette kleine Bar auf der anderen Seite des Flusses.«
Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und küsste sie. »Ich bin heute Abend eine lausige Gesellschaft, Layla, sogar für mich selbst. Ich fahre nach Hause und recherchiere ein bisschen. Aber danke für das Angebot. Ich komme dich morgen abholen.«
»Ruf an, wenn du deine Meinung noch änderst.«
Aber er rief nicht an, und Layla verbrachte einen unruhigen Abend. Sie machte sich Sorgen um Fox. Wenn er nun wieder einen Alptraum hatte, und sie war nicht da, um ihm zu helfen?
Natürlich war er in den letzten zwanzig Jahren ohne sie mit viel Schlimmerem fertiggeworden, aber er war im Moment nicht er selbst. Es war zu viel auf einmal. Und wie würde er es aufnehmen, wenn er auch noch erführe, dass Carly mit dem Ganzen verbunden gewesen war? Falls sie mit ihrer Theorie recht hatte.
Layla wälzte sich im Bett hin und her, schließlich stand sie auf. Sie machte sich eine Tasse Tee und ging ins Arbeitszimmer. Während alle im Haus schliefen, brachte sie Ordnung in die Karteikarten, studierte aufmerksam die Grafiken und Karten und versuchte, etwas zu entdecken.
Dann setzte sie sich hin, und obwohl sie ihren Freundinnen bereits die Einzelheiten erzählt hatte, schrieb sie einen ausführlichen Bericht über Fox’ Traum und Carlys Tod.
Danach blickte sie eine Zeitlang einfach aus dem Fenster, aber die Nacht war leer. Als sie wieder ins Bett ging, konnte sie endlich einschlafen.
Fox beherrschte es, seine Gefühle zu verbergen. Sein Beruf unterschied sich eigentlich nicht so sehr von Gages Pokerspielen. Auch er musste manchmal nach außen ein unbeteiligtes Gesicht machen, obwohl ihm innerlich ganz anders zumute war.
Als er mit Layla eintraf, waren sein Bruder Ridge mit seiner Familie und seine Schwester Sparrow mit ihrem Freund bereits da. Bei so vielen Leuten war es leicht, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
Er stellte Layla vor, kitzelte seinen Neffen und tätschelte den dicken Bauch seiner schwangeren Schwägerin. Er neckte Sparrow und alberte mit ihrem Freund herum, der Veganer war, Bandoneon spielte und leidenschaftlicher Baseballfan war.
Weil er spürte, dass Layla versuchte, seine Stimmung zu ergründen, verzog er sich zu seiner Mutter in die Küche. »Mmm, der Tofu riecht ja lecker.« Er umarmte seine Mutter. »Was gibt es sonst noch?«
»Alle deine Lieblingsgerichte.«
»Sei nicht so gemein.«
Sie drehte sich um, gab ihm die rituellen vier Küsse und blickte ihn dann forschend an. »Was ist los?«
»Nichts. Ich habe viel zu tun.«
Da in diesem Moment Sparrow im Musikzimmer anfing, Fiedel zu spielen, nutzte Fox die Musik als Vorwand, um seine Mutter durch die Küche zu schwenken. Er könnte sie nicht täuschen, das war ihm klar, aber sie würde ihn in Ruhe lassen.
»Wo ist Dad?«
»Im Weinkeller.« Das war die hochgestochene Bezeichnung für den Raum im Keller, in dem der selbst gemachte Obstwein aufbewahrt wurde. »Ich habe Teufelseier gemacht.«
»Dann ist ja noch nicht alles verloren.«
In diesem Moment betrat Layla die Küche. »Ich dachte, ich könnte mich vielleicht nützlich machen.«
»Absolut.« Jo richtete sich auf und tätschelte Fox die Wange. »Kennst du dich mit Artischocken aus?«, fragte sie Layla.
»Es ist Gemüse.«
Jo lächelte und winkte Layla mit gekrümmtem Finger heran. »Dann komm mal in meine Hexenküche.«
Es machte Layla Spaß, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen, und sie fühlte sich richtig zu Hause, als Brian O’Dell ihr ein Glas Apfelwein reichte und ihr einen Kuss auf die Wange gab.
In der Küche herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Es war ein glückliches Haus, dachte Layla, als sie die Musik, das Lachen und die Rufe hörte. Sogar Ann hatte in gewisser Weise hier Glück gefunden.
»Weißt du, was mit Fox los
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