Nachtflamme: Roman (German Edition)
hören.
»Ich finde es gerade bei diesem Wahnsinn wichtig, das zu tun, was man tun möchte. Ich bitte dich, darüber nachzudenken. Ich bitte dich zu bleiben. Eröffne einen Laden, leite meine Kanzlei, gründe eine Nudistenkolonie oder mach Makramee. Es ist mir egal, solange du glücklich dabei bist. Aber ich möchte, dass du darüber nachdenkst hierzubleiben, Layla. Nicht nur, um den Dämon zu vernichten, sondern um zu leben. Um das Leben mit mir zu teilen.«
Sie starrte ihn nur stumm an, und er trat näher. »Leg das in eine deiner Schubladen. Ich liebe dich. Komplett, absolut und unwiderruflich. Wir könnten uns ein gutes, solides Leben aufbauen. Eins, in dem jeder Tag zählt. Das möchte ich. Also denk darüber nach, und wenn du weißt, was du willst, dann sag mir Bescheid.«
Er trat an die Tür, öffnete sie und wartete auf sie.
»Fox …«
»Ich will jetzt kein ›Ich weiß nicht‹ hören. Sag mir einfach Bescheid, wenn du es weißt. Mir ist klar, dass du jetzt ein bisschen durcheinander bist. Nimm dir den Rest des Tages frei«, fügte er hinzu.
Sie wollte schon widersprechen, überlegte es sich dann aber anders. »Gut. Ich muss sowieso einige Dinge erledigen.«
»Bis später dann.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um. »Das Haus ist nicht die einzige Sache mit Potential«, erklärte er. Und damit ging er im Aprilsonnenschein den gepflasterten Bürgersteig entlang.
16
Er überlegte, ob er sich betrinken sollte. Er konnte Gage anrufen, der ihm bestimmt Gesellschaft leisten würde, und auch Cal würde sicher mit in eine Bar kommen, er musste ihn nur fragen. Schließlich waren Freunde dazu da, das Elend mit einem zu teilen.
Er konnte auch Bier mitnehmen – vielleicht zur Abwechslung noch eine Flasche Whiskey -, zu Cal fahren und sich dort betrinken.
Aber er wusste, dass er weder das eine noch das andere tun würde. Es machte eigentlich keinen Spaß, sich gezielt zu betrinken, Arbeit war die bessere Alternative.
Er hatte genug zu tun, um den restlichen Nachmittag zu füllen, dabei blieb ihm noch genügend Zeit, um nachzudenken.
Glaubte sie wirklich, er hätte eine Grenze überschritten und hinter ihrem Rücken gehandelt? Er hätte versucht, sie zu manipulieren oder zu bedrängen? Manipulation war ihm nicht fremd, das musste er zugeben, aber bei Layla hatte er es noch nie versucht. Da er sie kannte, hatte er geglaubt, es würde ihr gefallen, wenn er ihr Fakten und Zahlen präsentierte. Er hatte sie ihr überreichen wollen wie einen Strauß Narzissen.
Er stellte sich mitten in sein Büro und jonglierte mit drei Bällen, während er im Geiste alles noch einmal durchging. Er hatte ihr das Gebäude und die Möglichkeiten, die darin steckten, zeigen wollen. Und er hatte sehen wollen, wie ihre Augen bei der Vorstellung aufleuchteten. Das war doch keine Manipulation. Himmel, er hatte doch schließlich keinen Mietvertrag für sie unterschrieben. Er hatte sich einfach nur Zeit genommen, um für sie bestimmte Dinge herauszufinden.
Eins jedoch hatte er dabei nicht bedacht. Er hatte nicht bedacht, dass sie gar nicht in Hollow, bei ihm, bleiben wollte.
Er ließ einen Ball fallen, unterbrach den Kreis, begann ihn von Neuem.
Sein Fehler war wohl gewesen, dass er angenommen hatte, sie liebte ihn und wollte bei ihm bleiben. Er hatte nie ernsthaft in Frage gestellt, dass sie sich nach der Woche des siebten Juli ein gemeinsames Leben aufbauen konnten. Er hatte geglaubt, diese Gefühle auch bei ihr zu spüren, musste aber jetzt einsehen, dass sie offensichtlich nur eine Reflektion seiner eigenen gewesen waren.
Der Gedanke blieb ihm fast im Hals stecken. Aber ob es ihm gefiel oder nicht, diese bittere Pille musste er wohl schlucken.
Sie musste nicht unbedingt das Gleiche empfinden wie er. Er war dazu erzogen worden, Individualität zu akzeptieren, und wenn sie seine Gefühle nicht erwiderte, dann konnte er besser damit umgehen, wenn er es wusste.
Ein schicker Modeladen ein paar Blocks von seiner Kanzlei entfernt, dachte Fox und legte die Bälle wieder in die Schreibtischschublade. Sie könnten ein paarmal in der Woche gemeinsam zu Mittag essen. Sie könnten sich ein Haus in der Stadt kaufen, vielleicht das schöne alte Gebäude an der Ecke Main und Redbud. Aber sie könnten auch weiter draußen wohnen, wenn ihr das besser gefiel. Es müsste allerdings ein altes Haus sein, das sie gemeinsam renovieren würden. Mit einem großen Garten für Kinder und Hunde.
Wenn die Stadt wieder sicher und
Weitere Kostenlose Bücher