Nachtflügel
war. »Das ist doch die falsche Richtung. Komm schon!«
Er holte sie ein, schubste sie in die richtige Richtung und zusammen krochen sie durch den Nebel.
»Ich rieche sie.«
Die Witterung war schwach, aber eindeutig für Reißzahns Nase und Zunge.
»Eier«, sagte er. »Da ist ein Sauriernest, nicht weit von hier.«
Danian blickte ihn böse an. »Da musst du schon ganz sicher sein.«
Reißzahn wusste, dass ihm der Anführer der Hyaenodonten irgendwie die Schuld an den beiden Toten aus seinem Rudel gab. Reißzahn hatte sie zwar zu dem Baum geführt, das stimmte, doch nicht er war es gewesen, der den Baum voreilig aufgerissen und den Zorn der Soriciden entfacht hatte. Er kannte viele Arten von Soriciden, doch keine mit lähmendem Speichel. Und was die Sache noch schlimmer machte: In der darauffolgenden Panik waren alle Chiropter entkommen. Reißzahns Magen schmerzte vor Hunger.
»Ich bin mir sicher«, sagte er Danian.
»Ich rieche sie auch«, sagte Panthera.
Seit sie vor den Soriciden geflohen waren, wanderten sie halb blind durch den dichter werdenden Nebel über das Grasland, das Danian als sein Revier beanspruchte.
Gierig saugte Reißzahn die Witterung der Saurier ein, doch es war sehr schwer, zu bestimmen, woher er kam. Der Nebel verwirrte Reißzahn, manchmal verdeckte er den Geruch, manchmal verstärkte er ihn sogar noch. Dann wieder war er völlig verschwunden, und Reißzahn musste im Kreis kriechen, bis er ihn wieder aufgespürt hatte.
Er durfte nicht versagen. Er musste das Nest finden, um Danian zu beweisen, wie nützlich er war. Als er zu ihnen hinüberblickte, sah er, dass die vier Hyaenodonten nervös waren – sie hielten die Köpfe gesenkt und hatten die Ohren steil aufgestellt. Danian scharrte auf dem Boden. Reißzahn konnte spüren, wie die Angst der Hyaenodonten sich bis zu ihm ausbreitete. Sie kannten diese Saurier, wussten, wozu sie fähig sein konnten, selbst wenn sie sterbenskrank waren.
Mit geschärften Sinnen schritt Reißzahn durch den Nebel und erschnüffelte den Weg auf das Nest zu.
»Wir haben uns verirrt, stimmt’s?«, fragte Sylph.
Dämmer grunzte gereizt. Sein ganzer Körper tat ihm weh, und sein Fell triefte von Nebeltröpfchen. »Wir hätten da bleiben sollen, wo wir waren.«
»Du hast gesagt, du kennst den Weg.«
»Hast du denn überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ist, in diesem Grasland geradeaus zu gehen?«, wollte er wissen. »Du gehst um eine Pflanze herum und schon bist du etwas vom Kurs ab und so geht das immer weiter.«
»Also haben wir uns verirrt.«
»Ja, wir haben uns verirrt.«
Er war wütend auf Sylph, weil sie so zur Eile gedrängt, und auf sich selbst, weil er das zugelassen hatte. Inzwischen hätten sie den Baum eigentlich schon erreichen müssen. Womöglich waren sie direkt daran vorbeigegangen. Vielleicht waren sie aber auch im Kreis gelaufen und jetzt wieder da, von wo sie aufgebrochen waren. Noch hatte er die allerdings schwindende Hoffnung, dass der Weg nur länger war als gedacht und dass sie bald den Giftholzbaum erreichen würden.
»Findest du auch, dass der Nebel wärmer geworden ist?«, flüsterte er.
»Der Boden ist auch wärmer«, sagte Sylph.
Beunruhigt bewegte er sich langsamer voran. Seine Schwester hatte recht, die Erde fühlte sich eindeutig warm an, an manchen Stellen sogar sehr warm. Besorgt hob er einen Fuß.
Sylph stieß plötzlich einen Schrei aus und wäre fast auf ihn draufgesprungen.
»Das kommt aus dem Boden!«, sagte sie.
Dämmer schaute genauer hin und sah, wegen der Dunkelheit nur ganz undeutlich, eine dünne Dampfwolke aus der Erde aufsteigen. Der einzige Grund, weshalb man sie überhaupt sehen konnte, war ihre dunkle Tönung, die sich von dem Nebel leicht abhob. Sie brachte einen schweren, erdigen Geruch mit sich. Als sie sich vorsichtig weiterbewegten, entdeckte Dämmer noch mehr Stellen, an denen warmer Dampf zischend aus dem Erdreich entwich. Mit einem Schauder stellte sich Dämmer ein riesiges, schreckliches Tier unter ihnen vor, das ausatmete.
Ehe er noch diese dunkle Vision aus seinem Kopf verbannen konnte, drängte etwas aus dem Nebel heraus. Ein riesiger Schädel, platt auf dem Boden liegend, ragte über ihnen auf. Dämmer erstarrte, zu entsetzt, um auch nur einen Laut von sich geben zu können. Und dann wirbelte der Nebel erneut auf und gab den Rest des gewaltigen Körpers der Kreatur preis.
Dämmer schluckte. Der Nebel hatte ihnen einen Streich gespielt und es nur so aussehen lassen, als hätte das Tier
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