Nachtflug Zur Hölle
stehen bereit…« Der Präsident machte eine Pause, sah zu seinem Außenminister hinüber und fuhr diplomatisch fort: »… falls wir uns zum Eingreifen entschließen?«
»Die wichtigste Einheit ist das 26. MEU – Marine Expeditionary Unit –, das bereits in Alarmbereitschaft versetzt worden ist“, antwortete Curtis. »Das sind rund sechzehnhundert Marines, vierhundert Seeleute und sechs Schiffe, darunter mit der Wasp der neueste Flugzeugträger für Amphibienlandungen. Das 16. und das 20. MEU könnten von der amerikanischen Ostküste aus in Marsch gesetzt werden. General Kundert vom Marine Corps bleibt bei seiner Empfehlung, die gesamte Second Marine Expeditionary Brigade auf ihren Stützpunkten in Deutschland und Norwegen zu alarmieren. Er begründet sie mit der Warnung des weißrussischen Generals Woschtschanka vor einem Einsatz amerikanischer Truppen im Baltikum.«
»Wir sollten uns von niemandem Vorschriften machen lassen, was die Sicherheit unserer Bürger im Ausland betrifft«, sagte Verteidigungsminister Preston. »Dies ist keine interne litauische Angelegenheit, kein Bürgerkrieg, Mr. President. Hier liegt eine Aggression gegen einen Nachbarstaat vor – wie in Afghanistan oder Kuweit.«
Danahall sah zu Sicherheitsberater Russell hinüber, »Die Lage ist dabei, sich wieder zu beruhigen, George, das wissen Sie so gut wie ich«, wandte der Außenminister ein. »Wenn wir jetzt Truppen schicken, destabilisieren wir das gesamte Baltikum. Deshalb hatten wir uns darauf geeinigt, zunächst nur unseren Entwurf für eine UNO-Resolution zu veröffentlichen.«
»Und ich bin damit einverstanden gewesen«, sagte Russell. »Und Sie haben zugestimmt, daß das 26. MEU alarmiert werden soll. Aber wir können doch nicht rund zweitausend Mann und sechs Kriegsschiffe verlegen, ohne daß die Öffentlichkeit etwas davon erfährt.
Wir müssen anfangen, das amerikanische Volk hinter uns zu sammeln.«
»Der Präsident hat noch keine Entscheidung für Kriegshandlungen in Litauen getroffen«, stellte Danahall fest. »Daher sollten wir…«
»Und vergessen Sie REDTAIL HAWK nicht!« unterbrach ihn Curtis.
Der Präsident wandte sich an Curtis und Russell. »Tut mir leid, aber diese Sache kann den Status von REDTAIL HAWK beeinflussen, Gentlemen. Unter Umständen bleibt mir nichts anderes übrig, als das Unternehmen vorerst zu streichen.«
»Oberleutnant Luger befindet sich in größter Gefahr, Mr. President«, sagte Curtis nachdenklich. »Das wissen wir aus den Meldungen von CIA- und ISA-Kontaktleuten. Wir haben ein Team zusam-234
mengestellt, das ihn dort rausholen soll. Das Unternehmen ist bereits angelaufen und …«
»Sie können es jederzeit wieder abblasen, General«, warf Danahall ein. »Versuchen Sie bitte nicht, den Eindruck zu erwecken, als sei der Ausführungsbefehl in diesem Stadium irreversibel.«
»Das wollte ich nicht, Dennis«, antwortete Curtis. »Aber der richtige Zeitpunkt ist entscheidend, und Oberleutnant Luger bleibt bestimmt nicht mehr viel Zeit. Wir müssen schnell handeln!«
»Offenbar befinden GUS-Einheiten, weißrussische Verbände und die Schwarzen Barette sich in Alarmbereitschaft«, sagte Danahall.
»Unter diesen Umständen wird das Team, das ihn rausholen soll, sich nicht nach Litauen wagen.«
»Ganz im Gegenteil, Dennis, es besitzt sämtliche Informationen über die Bewegungen weißrussischer Truppen in Litauen und ist nach wie vor bereit, das Unternehmen durchzuführen«, erklärte Curtis ihm. »Es verfügt über die neuesten Informationen und sieht keinen Grund, die Sache abzublasen.«
»Aber das ist ein Himmelfahrtskommando!«
»General Kundert und ich sind anderer Meinung«, sagte Curtis zuversichtlich. »Das Marine Corps stuft dieses Unternehmen als höchst riskant, aber auch sehr chancenreich ein. Bei dieser Einstufung bleibt’s, solange die weißrussischen Truppen in Litauen nicht erheblich verstärkt werden.« Er wandte sich nochmals an den Präsidenten. »Mr. President, Sie haben doch nicht etwa vor, in der Hoffnung, daß durch Nichtstun alles wieder gut wird, einen tapferen amerikanischen Flieger im Stich zu lassen?«
»Ich plädiere dafür, es mit dem Unternehmen REDTAIL HAWK zu versuchen, Mr. President«, warf Russell ein. »Eine bessere Gelegenheit bekommen unsere Jungs wahrscheinlich nie. Sie können Luger rausholen und dann zu unserer Botschaft in Wilna vorstoßen, als wollten sie die dortigen Marines verstärken – was sie auch tun werden.«
»Damit kommen wir nicht
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