Nachtflug Zur Hölle
LoPresti mit ihr zusammentreffen, um die sechs Container an Bord zu nehmen, bevor die Mistress in den schwedischen Hafen einlief. Bis dahin mußte das Unternehmen auf jeden Fall abgeschlossen sein. Also mußte eine Entscheidung her!
Oberst White verließ die Kommandozentrale und betrat die DSRV-Kammer, m der das Kipprotorflugzeug CV-22 verstaut war.
In der schwachen roten Nachtbeleuchtung wirkte die Maschine schwer beschädigt. Ihre Flügel waren in Längsrichtung angeklappt, anstatt quer zum Rumpf zu stehen, und die Rotoren mit 11,6 Metern Durchmesser waren flach an die Triebwerksgondeln geklappt. Man hätte glauben können, daraus könne nie wieder ein Flugzeug werden.
Aber White wußte, daß der Pilot nur auf drei Knöpfe zu drücken brauchte, damit die komplett verstaute CV-22 binnen fünf Minuten klar zum Anlassen der Triebwerke war.
Als White die DSRV-Kammer betrat, sprangen die acht Marines der Maritime Special Purpose Force (MSPF). einer Spezialeinheit des U.S. Marine Corps, erwartungsvoll auf. Obwohl der Oberst nun schon viele Monate mit diesen Männern zusammenarbeitete, imponierten sie ihm noch immer ungeheuer. Die MSPF, deren Angehörige die Elite der Elite darstellten, bestand aus nur vier Dutzend Marines in den Vereinigten Staaten, die speziell für Aufklärungs- und Kampfeinsätze hinter feindlichen Linien ausgebildet waren. Die MSPF-Männer konnten auf Drahtseilen zwischen Hochhäusern balancieren, ohne Sicherungsseil zehnstöckige Gebäude erklettern, in eiskaltem Wasser zehn Kilometer weit schwimmen … und natürlich absolut lautlos, präzise und blitzschnell töten.
Diese acht Männer hatten eine Zusatzausbildung erhalten – nicht beim Marine Corps, sondern bei den Special Operations Forces der Luftwaffe, die sie für eine ziemlich schlappe Bande gehalten hatten.
MADCAP MAGICIAN erschien ihnen andererseits verrückt und gefährlich genug, daß sie gut mit ihm auskamen.
Keiner von ihnen sagte ein Wort, als der Oberst ins Cockpit der CV-22 kletterte, in dem zwei Luftwaffenpiloten saßen; Major Hank Fell und Major Martin J. Watanabe. Die schwarzgekleideten Soldaten drängten sich hinter White zusammen, als er zwischen den Pilotensitzen in die Hocke ging. Master Sergeant Mike Brown, der Bordingenieur/Lademeister der CV-22, verließ seinen Platz an der Kabinentür und schloß sich ihnen an. Auch Gunnery Sergeant José Lobato, der Stoßtruppführer, kauerte hinter dem linken Copilotensitz, um aufmerksam zuzuhören.
»Ein Besuch vom Boß so kurz vor dem Einsatz«, meinte Fell grinsend, bevor White etwas sagen konnte. »Sieht ernst aus. Wird Zeit für ‘ne Entscheidung, was?«
»Genau. Okay, hört mal zu. Dieses gottverdammte Spionageschiff ist noch immer hinter uns her, aber ich denke, daß unser Radarschatten groß genug ist, daß ihr unbemerkt abhauen könnt – wir haben den Abstand auf zehn Seemeilen vergrößert und sind wahrscheinlich genau am Rand seines Radarhorizonts, wenn ihr startet. Das wirkliche Problem liegt im Zielgebiet. Dort kreist wieder der Hubschrauber, den wir schon seit zwei Tagen beobachtet haben.«
»Immer noch nur ein Hubschrauber?« fragte Major Fell, der Pilot.
White nickte wortlos. »Sonst keine weiteren Aktivitäten in und um Libau?«
»Reichlich Aktivitäten, aber nichts, was mit diesem einzelnen Hubschrauber oder uns zu tun hat – zumindest meiner Einschätzung nach nicht«, antwortete White unbehaglich. »Radarbilder aus über dreihundert Kilometern Entfernung sind nicht präzise genug, um gegnerische Truppenbewegungen zu zeigen, aber ich glaube, daß sie noch immer auf der Suche nach RAGANU sind. Vermutlich sind sie ihm dicht auf den Fersen, aber ich glaube nicht, daß sie ihn schon geschnappt haben. Jedenfalls wird das Zielgebiet überwacht – und die Mistress möglicherweise auch. Das Ganze sieht ziemlich riskant aus.
Bevor wir morgen früh in schwedische Gewässer einlaufen, müssen die MISCOs von Bord, sonst sitzen wir echt in der Scheiße, wenn uns jemand mit ihnen erwischt, Darum meine Frage: Riskieren wir’s – oder blasen wir die Sache ab? Laut Vorschrift müßten wir sie abblasen.« Er machte eine Pause, setzte ein verschlagenes Grinsen auf, das von keinem der in schwarzen Anzügen steckenden Soldaten erwidert wurde, und fügte hinzu:
»Mein Gefühl sagt mir, wir sollten’s riskieren. Aber da schließlich ihr den Kopf hinhalten müßt, wollte ich eure Meinung dazu hören.«
»Erst mal muß ich die Radarbilder sehen«, sagte Fell. Im
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