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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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zu halten. Auch wenn das Spionageschiff jetzt kein Radar einsetzte, verfügte es über zahlreiche weitere Aufklärungsmittel – Laser, Infrarotsensoren, Restlichtverstärker, empfindliche optische Hilfsmittel und altbewährte menschliche »Ausgucke« –, mit denen es die Mistress überwachen konnte. Oder es trieb sich bloß hier draußen herum, verfolgte seine eigenen Satelliten, führte Übungseinsätze durch, irgendwas. Whites Unternehmen war zu wichtig, um abgebrochen zu werden – also mußten sie jetzt etwas mehr riskieren …
    Der Bericht von PATRIOT ging weiter: »Beim Überfliegen der Küste ist im Umkreis von fünfzehn Kilometern vom Zielort mit einem vermutlich militärischen Hubschrauber zu rechnen, diese Maschine wird seit Sonnenuntergang im betreffenden Gebiet kreisend beobachtet. Laut Analyse dürfte das Ziel diesmal unerreichbar sein. Empfehle daher Verschiebung um weitere vierundzwanzig Stunden. Übertragung der Radardaten folgt. PATRIOT bleibt in Bereitschaft. Ende.«
    Das sah allerdings nicht gut aus. Ein Spionageschiff ganz in der Nähe – und jetzt ein Hubschrauber im Zielgebiet. »Irgendwie müssen sie uns auf die Schliche gekommen sein«, sagte Knowlton. »Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als für heute aufzugeben.«
    »Scheiße«, murmelte White. »Vermutlich haben Sie recht.« Aber Knowlton merkte ihm an, daß er keineswegs aufgeben wollte. Der Oberst wandte sich an Marchetti. »Wir müssen versuchen, den Abstand zu diesem Gagarin etwas zu vergrößern, Joe. Vielleicht können wir hinter seinem Radarhorizont verschwinden.«
    »Das wirkt dann aber verdächtig…«
    »Wir wirken bereits verdächtig«, stellte White fest. »Ich muß runter in die Zentrale. Sie behalten die Dinge hier oben im Auge«, befahl er Knowlton, bevor er die Brücke verließ, um in die Kommandozentrale hinunterzuhasten.
    Der verwirrende Status von Whites HUMINT-Ziel, das durch menschliche Aufklärung überwacht wurde, unterstrich die gefährlich labile Situation im Baltikum. Obwohl die baltischen Staaten seit längerer Zeit unabhängig waren, standen in jedem von ihnen weiterhin fremde Truppen. Noch schlimmer war, daß diese Truppen sich ihrerseits in einer fortgesetzten Identitätskrise befanden. Binnen weniger Monate waren sie aus Verbänden der sowjetischen Roten Armee zu Truppen der Union Souveräner Sozialistischer Republiken, zu Einheiten der Unionsvertragsstaaten und schließlich zu Truppen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten geworden. Die aus Weißrussen bestehenden ehemals sowjetischen Einheiten in den baltischen Staaten unterstellten sich Weißrußland, während die russischen Verbände der russischen Föderation gehorchten und die litauischen Truppen Litauen die Treue hielten.
    Verschlimmert wurde das Identitätsproblem durch den Status vieler ehemals sowjetischer Militäreinrichtungen und weiterer wichtiger staatlicher Einrichtungen in den baltischen Staaten. Allein in Litauen gab es etwa 20 solcher Einrichtungen, die von Radarstationen über Forschungslabors bis zu Jäger- und Bomberstützpunkten reichten. Der Grund und Boden gehörte Litauen – das war klar. Aber die Bauten, die Ausstattung und alle Produkte dieser Einrichtungen gehörten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und sollten irgendwann Gegenstand von Verhandlungen zwischen der GUS-Hauptstadt Minsk und der litauischen Hauptstadt Wilna sein.
    In manchen dieser Einrichtungen arbeiteten jedoch sowjetische Wissenschaftler und Ingenieure, die zum Teil keineswegs damit einverstanden waren, daß irgendeine neue Gemeinschaft ihr altbewährtes sowjetisches System aus Dienstgraden und Privilegien kippte.
    Verschiedene Einrichtungen unterstanden weiterhin ehemaligen KGB-Offizieren, die noch immer beträchtliche Macht besaßen. Andere wurden von schwerbewaffneten Truppen bewacht, die dem gehorchten, der im Augenblick am reichsten, am mächtigsten oder am einflußreichsten war – dem KGB, der GUS, Weißrußland oder sich selbst.
    Der Hauptzweck der CIA-Aufklärung in den baltischen Staaten war eine Analyse der komplizierten, potentiell gefährlichen Lage in Litauen. Das ließ sich am besten durch Nutzung von HUMINT-Ressourcen erreichen. In einem armen, weitgehend desorganisierten Land wie diesem fand die CIA mühelos bereitwillige Informanten.
    Aber sie benötigte schon bald Unterstützung, um alle diese Informanten erfolgreich führen zu können, und wandte sich deshalb hilfesuchend an MADCAP MAGICIAN.
    Da die Valley Mistress wirklich ein

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