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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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der Küste standen jetzt mehr Boote als zuvor. »Ich tippe auf Fischerboote«, sagte White zu Knowlton.
    Sein Operationsoffizier warf ihm einen fragenden Blick zu – wie konnte der Boß wissen, daß das nur Fischerboote waren?
    »Um diese Zeit laufen sie meistens aus«, fügte White hinzu, als habe er Knowltons unausgesprochene Frage verstanden. Andererseits mußten es keine Fischerboote zu sein – es konnten genausogut russische Vorpostenboote sein. Aber bisher war noch nie eine vergleichbar große Zahl russischer Vorpostenboote eingesetzt worden, was darauf schließen ließ, daß dies tatsächlich Fischerboote waren – oder daß die Russen irgendwie von ihrem Unternehmen Wind bekommen hatten.
    »Letzte Meldung von PATRIOT ohne wesentliche Änderungen«, berichtete Knowlton, während der Fernschreiber auf der Brücke ratterte. Er trat an den Bildschirm, der eine verkleinerte Wiedergabe des digitalisierten Lagebildschirms in der Kommandozentrale zeigte.
    „Die Sache mit den Booten ist schwierig zu beurteilen, aber jedenfalls laufen sie nicht in Kiellinie, als hätten sie ein gemeinsames Ziel.
    Außerdem kommen die meisten anscheinend nicht von den Marinekais, sondern aus dem Handelshafen. Der einsame Hubschrauber ist unser Mann – und der scheint sich auf dem Rückflug zu seinem Stützpunkt zu befinden.«
    »Wahrscheinlich muß er tanken«, meinte White. »Wie lange dauert das Betanken eines Hubschraubers?«
    »Nicht lange«, antwortete Knowlton. »Er ist bestimmt wieder in der Luft, bevor LADYBUG die Küste überflogen hat.« Er machte eine Pause und starrte White mit zunehmender Sorge im Blick an. »Aber wir dürfen den Start nicht länger verschieben, sonst wird die Nacht zu kurz.«
    »Ich weiß, ich weiß«, wehrte sein Boß ab. »Wir müssen weitermachen. Sollte Fell oder PATRIOT ein Problem entstehen sehen, holen wir LADYBUG zurück, und RAGANU muß versuchen, ganz unterzutauchen – oder sich nach Polen durchzuschlagen. Gott, was wir jetzt brauchten, wäre ein kräftiges Gewitter, in dem wir uns verstecken könnten.«
    Aber sie hatten nicht mal das Glück, von schlechtem Wetter begünstigt zu werden.
    White hatte angeordnet, daß sie, um hinter dem Horizont des Radarschiffs der Gagarin-Klasse zu bleiben, nicht höher als 100 Fuß – etwa 30 Meter – fliegen durften. Diese Höhe wäre Fell und Watanabe im Augenblick wie ein Kilometer vorgekommen, denn sie jagten die CV-22 jetzt in nur 30 Fuß Höhe über die Ostsee. Die Triebwerksgondeln der Maschine waren waagrecht nach vorn gekippt, so daß die Hubschrauberrotoren als Flugzeugpropeller arbeiteten.
    Mit Hilfe der in die Nachtsichtgeräte der Pilotenhelme projizierten Infrarotbilder, die das IR-Navigationsgerät AAR-5O mit hoher Auflösung lieferte, und mit Unterstützung des Terrainfolgeradars AN/ APQ-174 raste das kleine Flugzeug Richtung Küste und wechselte alle zwanzig Sekunden seinen Kurs, um die immer häufiger vor ihnen liegenden Boote, die das Radar ihnen zeigte, möglichst weiträumig zu umfliegen. Im OVERWATER-Modus maß ein winziger Radarstrahl den Abstand zwischen Flugzeugunterseite und Meeresoberfläche, und sobald dieser Abstand 20 Fuß unterschritt, würde eine Warnleuchte zu blinken beginnen.
    Der Pilot war dafür verantwortlich, daß die CV-22 in sicherem Abstand über dem Wasser blieb, weil es keinen Autopiloten gab, der so präzise arbeitete, daß er diese geringe Höhe zuverlässig hätte halten können. Alle benötigten Informationen wurden elektronisch auf Fells Helmvisier projiziert, damit er nicht nach unten auf seine Instrumente sehen mußte, um sie abzulesen – schon die geringste Ablenkung konnte ihnen allen den Tod bringen. Solange keine Hindernisse wie Schiffe oder Türme vor ihnen auftauchten – der Radarhöhenmesser blickte nicht nach vorn, nur nach unten –, waren sie in Sicherheit.
    Natürlich nur, wenn man einen Flug, bei dem die Flughöhe über Wasser geringer war als die Spannweite der CV-22, und bei dem knapp sechseinhalb Kilometer in der Minute zurückgelegt wurden, überhaupt als sicher bezeichnete.
    Das Flugzeug sollte das MSPF-Team 15 bis 20 Kilometer vor der Küste absetzen, aber je näher es dem Strand kam, ohne von feindlichen Überwachungsanlagen entdeckt zu werden, desto besser. In diesem Fall waren nicht die russischen Radaranlagen das Problem, sondern die vielen Boote, die auf ihrem Radar auftauchten – und ein »Hindernis«, mit dem niemand gerechnet hatte: die nicht einmal Kilometer entfernte

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