Nachtflug Zur Hölle
Panzerfahrzeuge, von denen sie nur wenige verfehlten: Auf das langgezogene Fauchen, mit dem eine Rakete abgeschossen wurde, folgte fast jedesmal nur Sekundenbruchteile später eine gewaltige Explosion. Die Hubschrauber mit Infanteriewaffen bekämpfen zu wollen, war ebenso aussichtslos wie lebensgefährlich, denn die großen Mi-24D waren wendig wie Preisboxer mit guter Beinarbeit und setzten abwechselnd ihre MG-Schützen an den Türen, Raketen aus ihren vier Waffenbehältern oder das schwere MG im Bugturm ein.
Die feindlichen Hubschrauberbesatzungen waren gut, sehr gut.
Trotzdem konnten litauische Soldaten verhindern, daß daraus ein Blutbad entstand. Obwohl nur einer ihrer Fla-Panzer ZSU-23-4 einsatzbereit war und kaum noch Munition hatte, genügte ein zwei Sekunden langer Feuerstoß, der das Heckrotorlager der ersten Mi-24D traf und zum Qualmen brachte. Offenbar war die HIND ernstlich beschädigt, denn sie versuchte gar nicht mehr, den Fla-Panzer anzugreifen, sondern drehte ab und stieg weg, solange sie noch flugfähig war.
Ein litauischer Soldat rannte quer über die Straße auf die Stelle zu, wo Briggs, McLanahan, Ormack, Luger und Wohl Deckung gefunden hatten. McLanahan trat hinter dem Schuppen hervor und rief: »Hey!
Hierher!«
Gunnery Sergeant Wohl packte McLanahan am Jackenkragen und zerrte ihn in Deckung zurück. »Hiergeblieben, McLanahan!«
Aber seine Warnung kam zu spät. Der letzte weißrussische Kampfhubschrauber stieß auf den einzelnen Soldaten herab. Ein kurzer Feuerstoß aus dem MG im Bugturm ließ seinen Oberkörper wie eine überreite Melone zerplatzen, Der Hubschrauber drehte rasch nach links ein und beschoß den Lagerschuppen, hinter dem die fünf Männer Deckung gefunden hatten. Einige kurze Feuerstöße aus dem schweren MG genügten, um das dünne Mauerwerk zum Einsturz zu bringen.
Wohl drehte sich zu den Offizieren um. »Lauft!« brüllte er, um den Triebwerks- und Rotorenlärm des Hubschraubers zu übertönen.
McLanahan wollte automatisch nach seinen zwei Segeltuchtaschen mit Dokumenten greifen, aber Wohl schlug sie ihm aus den Händen, stieß ihn von dem Schuppen weg und kreischte dabei: »Dieser Mist bleibt hier! Los, rennen Sie schon!«
Die kurze Intensivausbildung beim Marine Corps trug jetzt Früchte, denn keiner der drei gesunden Offiziere konnte sich daran erinnern, jemals so schnell gelaufen zu sein – obwohl sie Luger dabei mehr tragen als stützen mußten.
Sie hatten ihre Deckung erst vor wenigen Sekunden verlassen, als der Lagerschuppen in einer Staubwolke zusammenkrachte. Der Rotorabwind der Mi-24D begann an ihren Uniformen zu zerren – als schwebe der große Kampfhubschrauber dicht über ihnen, sauge sie auf Kernschußweite an und werde sie zuletzt einen nach dem anderen umbringen. Fast hätte man glauben können, seine MG-Schützen spielten ein tödliches Katz-und-Maus-Spiel mit den Flüchtenden.
Irgendwann würden sie dieses Spiels überdrüssig werden, eine geeignete Waffe auswählen und ihnen den Rest geben.
Ihre kopflose Flucht endete schon bald an einem breiten, tiefen Betongraben, der das Gelände innerhalb des hohen Maschendrahtzauns umgab. Die fünf Männer erreichten halb springend, halb stürzend die trockene Sohle des sechs Meter breiten Grabens. Aber nun saßen sie endgültig in der Falle, denn vor ihnen ragte noch der dreieinhalb Meter hohe Sicherheitszaun auf, der das gesamte Fisikus-Gelände umgab.
Die riesige HIND-D flog genau auf sie zu – nicht höher als fünf bis sechs Meter und mit verhältnismäßig wenig Fahrt.
Die MG-Schützen an den Türen konnten sie unmöglich verfehlen…
»Nein!« schrie Briggs in Todesangst. Als der Hubschrauber fast über ihnen war, riß er sein Gewehr hoch, zielte rasch und drückte ab.
Der MG-Schütze an der rechten Seitentür griff sich an die Brust, taumelte rückwärts in die Maschine, fiel wieder nach vorn und blieb tot in seinem Gurtzeug hängen.
Der Kampfhubschrauber donnerte über sie hinweg. Sein Lärm war so ohrenbetäubend laut, daß er den Männern die Luft aus den Lungen zu saugen schien.
Briggs schoß weiter und bemühte sich, den Heckrotor, die Triebwerke, irgendein wichtiges Teil zu treffen.
Die Mi-24D kurvte nach rechts weg, ging in den Geradeausflug über und drehte sofort wieder links ein, als wisse ihr Pilot nicht recht, was er tun solle. Zuletzt zog die HIND-D in einer leichten Rechtskurve nach Osten ab. Der beschädigte zweite Hubschrauber folgte ihr wenige Augenblicke später, und die
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