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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Unterseite des Radarbugs und der FLIR-Sensor-435
    kugel schon den Wasserspiegel berührten. »Radar und FLIR abschalten, sonst gibt’s ‘nen Kurzen.«
    »Ausgeführt«, sagte Watanabe nur.
    Zum Glück war das Hauptfahrwerk nicht auch noch eingesunken, sondern stand auf relativ festem Boden. »Achtern ist alles klar, aber der Bug dürfte nicht leicht freikommen«, vermutete Brown. »Das wird ein schwieriger Start.«
    »Großartig«, sagte Fell. »Wie weit haben wir es noch bis zur Landezone?«
    Watanabe rief ihren Computerflugplan auf einem der großen MFDs auf. »Gut hundertzehn Kilometer«, antwortete er. »Zwanzig bis dreißig Minuten Flugzeit.«
    Fell betrachtete seine beiden Rotoren, die sich im Leerlauf drehten.
    Selbst in dieser Stellung verbrauchte eine CV-22 viel Sprit – und genau das konnten sie sich jetzt nicht leisten. Seit sie vor einigen Stunden von der USS Valley Mistress gestartet waren, hatten sie nahezu 500 Kilometer auf Zickzackkursen zurückgelegt, um Radarstationen zu umfliegen. Mit 18 Marines und der ganzen Ausrüstung an Bord betrug die Einsatzreichweite der CV-22 nur etwa 800 Kilometer, und sie waren noch weit vom Ziel entfernt. Jede Minute im Leerlauf am Boden verringerte ihre Reichweite, und keiner hatte Spaß an der Vorstellung, verfolgt von der weißrussischen Armee durch diese Sümpfe marschieren zu müssen.
    »Wir können nicht länger warten«, entschied Fell. »Mike, lassen Sie alle wieder an Bord kommen. Überfliegen die Jagdbomber uns auf Ostkurs, sind wir direkt hinter ihnen. Dann sehen sie uns hoffentlich nicht, wenn sie nach Westen abdrehen.«
    Die Marines waren eben wieder an Bord und hatten sich eilig angeschnallt, als Brown an die rechte Seitenscheibe neben dem Piloten klopfte und zum Himmel deutete. »Sie kommen!« rief er, bevor er zur Seitentür hastete. Fell schob die beiden Leistungshebel nach vorn – 60, 70, 80 Prozent Leistung. Nichts…
    »Achtung, Überflug, fertig… Jetzt!«
    Fell drückte die Leistungshebel auf 90 Prozent nach vorn. Heck und Hauptfahrwerk hoben ab, aber das Bugfahrwerk steckte weiter fest.
    Er schob die Leistungshebel auf 95 Prozent. Das Heck brach wegen des Rotorabwinds nach rechts aus, und die CV-22 begann so heftig zu vibrieren, als müßte das Bugfahrwerk gleich abreißen. »Vorsicht!«
    warnte Brown über die Bordsprechanlage. »Seitenruder wird von Zweigen getroffen!«
    Fell betätigte den Hebel für die zyklische Blattverstellung, um das Hauptfahrwerk wieder aufzusetzen. In diesem Augenblick kam das Bugfahrwerk überraschend frei, und die CV-22 geriet mit einem Rückwärtssatz in die Bäume.
    »Leitwerk in den Bäumen!« rief Brown aufgeregt. »Stabilisieren!«.
    Irgendwie konnte Fell gerade noch verhindern, daß die CV-22 außer Kontrolle geriet, Er ließ die Maschine in kaum einem Meter Höhe vorwärtskriechen, bis das Leitwerk wieder aus den Bäumen heraus war.
    »Ich sehe ein paar Zweige im Höhenleitwerk stecken«, meldete Brown. »Soll ich aussteigen und sie rausziehen?«
    Fell schaltete das Steuersystem kurz auf TEST um, konnte nun das Höhensteuer betätigen und spürte keinen größeren Widerstand.
    »Nein, nicht nötig«, entschied er. »Bleiben Sie an Bord, Mike.«
    Sekunden später schwebte die CV-22 bereits über den Baumwipfeln. Fell zog das Fahrwerk ein, schwenkte die Triebwerksgondeln um 45 Grad nach unten, was den Wechsel vom Hubschrauber- zum Flugzeugmodus bewirkte, und kurvte nach rechts ein, um sich hinter die Su-17 zu setzen, die er zwei bis drei Kilometer vor sich sah. Er blieb in Baumhöhe und flog so tief, daß einzelne Wipfel die Rumpfunterseite streiften.
    Vielleicht war’s doch keine so gute Idee, die Zweige im Höhenruder zu ignorieren, dachte Fell wenig später. Während die CV-22 sich in ein Flugzeug verwandelte, machten die Zweige sich immer unangenehmer bemerkbar. »Scheiße, das Höhenruder klemmt!« sagte Fell über die Bordsprechanlage. Jede Betätigung des Ruders erforderte großen Kraftaufwand. »Hoffentlich brechen die Zweige irgendwann ab, sonst…«
    »Sie kurven nach links weg!« rief Watanabe. Fell versuchte sofort, den beiden Jagdbombern zu folgen. Aber die Weißrussen zogen ihre Maschinen diesmal so eng herum, daß er unmöglich hinter ihnen bleiben konnte. »Los, schnell runter!«
    Aber der Wald war gerade hier besonders dicht. Also blieb ihnen nur eine Möglichkeit: der Fluß! »Besatzung, klar zur Wasserlandung!« rief Fell, während er die Triebwerksgondeln in Hubschrauberstellung

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