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Nachtflug Zur Hölle

Nachtflug Zur Hölle

Titel: Nachtflug Zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Luger büßte seine sorgfältig durchgeführte Konditionierung ein. Nach Jahren harter Arbeit wurden die Wirkungen, die sie auf so wundervolle Weise erzielt hatten, allmählich hinfällig. Dies war schon der dritte Vorfall in nur zwei Wochen. Gabowitsch fragte sich unwillkürlich, ob Luger nach den ihm zugefügten Schmerzen süchtig war, denn er brauchte ständig größeren Ansporn, um ein vernünftiges Tagespensum erledigen zu können.
    »Sie dürfen sich nicht so aufregen«, sagte Gabowitsch geduldig. Er winkte zwei Wachen heran, die er persönlich ausgesucht hatte – Luger war viel zu kostbar, als daß er ihn irgendwelchen nicht überprüften Leuten hätte anvertrauen können. »Kommen Sie, Iwan.
    Diese beiden Männer begleiten Sie in Ihre Unterkunft zurück. Sie haben einen langen, anstrengenden Tag hinter sich.« Den Wachen befahl er halblaut: «Bringt ihn sofort in den Zulu-Bereich. Niemand darf ein Wort mit ihm reden – kein Mensch, verstanden?«
    Da Luger sich wieder selbst auf den Beinen halten zu können schien, begleiteten ihn die beiden Wachen zum Hinterausgang, an dem ein Wagen bereitstand, der ihn zum Sicherheitsgebäude auf dem Institutsgelände bringen würde. Der Amerikaner wirkte deprimiert, als seien seine Magenschmerzen nichts im Vergleich zu der Hoffnungslosigkeit, die er empfand, wenn er an die noch vor ihm liegende monatelange Plackerei dachte.
    Als sie den Korridor entlangmarschierten, fiel Gabowitsch ein litauischer Offizier auf, der mit einem Sergeanten in der Nähe des Ausgangs stand und sie beobachtete. »Kommen Sie mal her!« befahl er. Die beiden kamen auf ihn zu. »Wer sind Sie?«
    »Major Kolginow, stellvertretender Kommandeur, Brigade Eiserner Wolf«, antwortete der Offizier. »Das hier ist Stabssergeant Surkow, Brigade Eiserner Wolf. Ich bin…«
    »Kolginow? Surkow? Sie sind Russen?« erkundigte sich Gabowitsch überrascht und belustigt zugleich.
    Kolginow nickte wortlos.
    »Sie dienen in der litauischen Pfadfinderarmee?«
    »Wir gehören den litauischen Selbstverteidigungs-Streitkräften an«, bestätigte Kolginow.
    »Ah, richtig, die Brigade Eiserner Wolf«, sagte Gabowitsch verächtlich. »Ein recht großspuriger Name für eine Kindergartenarmee!«
    Kolginow ließ diese Beleidigung von sich abgleiten. »Wir haben den Auftrag, diese Einrichtung zu inspizieren und uns davon zu überzeugen, daß sie vertragsgemäß deaktiviert wird«, stellte er fest.
    »Dabei ist mir aufgefallen, daß Sie diesen Mann aus dem Konferenzsaal abgeführt haben. Er scheint krank oder desorientiert zu sein.
    Gibt es Probleme mit ihm? Wird er ärztlich betreut?«
    Gabowitsch winkte angewidert ab. Die Sicherheitsprobleme hier im Fisikus wurden langsam unerträglich.
    Als das Fisikus-Forschungsinstitut wie ganz Litauen noch zur alten UdSSR gehört hatte, war es von MWD-Truppen des Innenministeriums bewacht worden. Zum Schutz des Instituts und anderer wichtiger sowjetischer Einrichtungen in Wilna war aus den in Litauen stationierten MWD-Truppen eine Spezialeinheit besonders gut ausgebildeten Soldaten aufgestellt worden, Diese Einheit hieß OMON – Otriad Militisiia Osobennoga Naznachenaia, also: »Militäreinheit für Sonderzwecke« – und trug schwarze Barette, um sich von gewöhnlichen MWD-Truppen zu unterscheiden. Diese »Schwarzen Barette«, wie sie in Litauen und im Westen inzwischen genannt wurden, standen bald in einem schlimmen Ruf als brutale Drangsalierer, die viele Litauer und Bürger anderer baltischer Republiken auf dem Gewissen hatten, bevor diese Staaten aus der Sowjetunion austraten.
    Als Litauen sich dann 1991 für unabhängig erklärte, wurde die OMON angeblich aufgelöst. In den wichtigsten ehemals sowjetischen Einrichtungen der baltischen Staaten existierten die Schwarzen Barette jedoch in verminderter Zahl weiter. Im Fisikus-Institut in Wilna waren sie als »privates Sicherheitspersonal« angestellt und unterstanden Wiktor Gabowitsch, der nicht mehr beim KGB war (das 1992 theoretisch zu bestehen aufgehört hatte), sondern als Offizier des GUS-Sicherheitsrats MSB auftrat, der in der Übergangsperiode für die Sicherheit von GUS-Einrichtungen in Litauen verantwortlich war.
    Wegen des Vertrags zwischen Litauen und der GUS, der die Übergabe ehemals sowjetischer Einrichtungen regelte, hatten GUS-Truppen und litauische Beauftragte gleichermaßen Zugang zum Institut, um die Einhaltung der Vertragsbestimmungen zu kontrollieren.
    Ständig streiften Militärs in allen möglichen Uniformen

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